Warum Heizpellets aktuell so günstig sind

Ausgerechnet in der Heizperiode sind die Preise jetzt den sechsten Monat in Folge gefallen. Ländle Pellets-Geschäftsführer Bernd Hagen bezeichnet das als „verrückte Welt“.
Die Preisentwicklung bei Holzpellets ist momentan von besonderen Kapriolen geprägt. Wie der Interessenverband ProPellets Austria vor wenigen Tagen bekannt gab, sei nämlich der Preis für Pellets nunmehr den sechsten Monat in Folge gefallen. Bernd Hagen, geschäftsführender Gesellschafter der Muttergesellschaft des regionalen Herstellers und Händlers Ländle Pellets, bezeichnet die Situation im wpa-Gespräch nur noch als „verrückte Welt“.
Wie Hagen erklärte, habe er so etwas in den vergangenen 15 Jahren nicht gesehen. „Wir befinden uns noch mitten in der Heizsaison. Aber die gesamte Heizsaison 2023/24 war von Preisrückgängen begleitet.“ Normalerweise würden die Preise für das Heizmaterial Holzpellets um diese Jahreszeit in der Regel eher steigen.
Mehrere Faktoren dafür verantwortlich
Hagen erklärt sich die Situation mit dem Zusammentreffen von zwei wesentlichen Faktoren. Da sei zum einen der Krieg in der Ukraine, der weltweit auf den Energiemärkten für Verwerfungen gesorgt habe. „Die Folgen sehen wir bis heute.“ Nicht umsonst habe der Pelletpreis im Oktober 2022 mit mehr als 63 Cent pro Kilogramm geradezu explosionsartig einen Höchststand erreicht. Allerdings – und das zeigen diverse Grafiken – fiel er binnen weniger Monate bis zum April 2023 schon wieder auf 32,8 Cent. Nach einem kurzen Anstieg auf 40,8 Cent im August ist die Tendenz seit September 2023 bis zum heutigen Tag wieder fallend. Derzeit liegt der Preis bei 33,05 Cent, also gut 50 Prozent unter dem Preisniveau von Oktober 2022.
Zum anderen habe man es heuer mit einem warmen Winter zu tun, in dem die Nachfrage naturgemäß sinke. Das bemerke man gerade bei jenen Abnehmerinnen und Abnehmern, die im Winter mehrfach Pellets einbunkern müssen, weil die Lagerräume zu klein seien, um mit einer Füllung über die Heizsaison zu kommen.
Herausfordernde Situation für Ländle Pellets
Für einen Pelletproduzenten und -händler wie Ländle Pellets sei die Situation durchaus herausfordernd. Denn als Energieversorger müsse man vor der Heizsaison die Lagerkapazitäten auffüllen, um auch in einem eventuell sehr kalten Winter immer lieferfähig zu sein. Hagen beziffert die Differenz beim Bedarf zwischen einem warmen und einem kalten Winter mit gut 30 Prozent. „Auf diese Schwankungsbreite müssen wir vorbereitet sein“, erklärt er. Folglich seien die Lager bei Ländle Pellets derzeit noch gut gefüllt. Für reine Handelsbetriebe ohne eigenes Lager sei dies kein Thema.

Flexibilität: Entweder viel Eigenproduktion oder Zukauf von Fertigware
Ländle Pellets verfügt in Dornbirn über Produktionskapazitäten von rund 25.000 Tonnen pro Jahr. Dazu kommen Lagerkapazitäten von etwa 7000 Tonnen. Je nach Preissituation bei Hobel- und Sägespänen, dem Ausgangsmaterial für die Herstellung von Holzpellets, produziere man verstärkt selbst Pellets oder aber kaufe sie fertig aus einem Umkreis von rund 250 Kilometer zu. Der Einkauf der Späne erfolge im Umkreis von 50 Kilometern. „Dadurch sind wir sehr flexibel und können unseren Kundinnen und Kunden immer ein sehr gutes Angebot machen.“
Stand heute liegt der Preis des Vorarlberger Herstellers bei 31,9 Cent pro Kilogramm Holzpellets. Für Konsumentinnen und Konsumenten sei das gegenwärtige Preisniveau im mehrjährigen Vergleich angesichts der bestehenden Unsicherheiten also „sehr attraktiv“, sagt Hagen. „Man sollte sich vielleicht überlegen, in den kommenden Wochen zu kaufen. Denn viel weiter nach unten dürften die Preise normalerweise nicht mehr fallen.“
Lahmende Konjunktur führt zu weniger Hobel- und Sägespänen
Denn die lahmende Konjunktur und deren Auswirkungen auf die Bauwirtschaft werden jetzt zunehmend dazu führen, dass europaweit weniger Hobel- und Sägespäne anfallen, da weniger Bauholz benötigt wird. „Wenn der Rohstoff weniger wird, dann steigen üblicherweise die Preise.“ Das dürfte in weiterer Folge dann zu einer Wende bei den Preisen für Holzpellets führen, schätzt Hagen.
Ländle Pellets beschäftigt in Dornbirn rund 24 Mitarbeitende. Der Hersteller gehört zur Vorarlberger Mühlen und Mischfutterwerke GmbH (Vorarlberg Mehl) mit Sitz in Feldkirch. Hinter der Firma stehen über Zwischengesellschaften die Eigentümer Bernd Hagen und Franz Rhomberg.
Günther Bitschnau/wpa