Hier kann man “hereinkommen und die Masken ablegen”

Letzte Woche feierte das Männer*cafe die offizielle Eröffnung. Inhaber Markus Schwarzl erzählt, welches Konzept dahinter steckt.
Die NEUE am Sonntag ist zu Besuch im Männer*cafe in Bregenz. Dort treffen wir Inhaber Markus Schwarzl und Martin Kutzer, der zu Gast ist. Man setzt sich bei Kaffee und einem Glas Wasser hin, und noch bevor das eigentliche Interview startet, befinden wir uns in einem Gespräch über berufliche Werdegänge und die Medienlandschaft. Ganz selbstverständlich, als würde man sich seit etlichen Jahren kennen.

Damit ist ein zentraler Bestandteil des Konzepts vom Männer*cafe bereits erklärt. „Ich wollte einen Ort schaffen, wo Männer aus dem Druck der Gesellschaft herauskommen“, berichtet Markus Schwarzl. „Wir haben einen niederschwelligen Zulauf, man kann hereinkommen, um einfach zu quatschen und es lustig zu haben. Aber auch bei Problemen, wenn man zum Beispiel eine starke innere Anspannung verspürt. Dann helfen wir, einen Weg zu finden, um das in den Griff zu bekommen und sich selbst zu finden.“

Der Name „Männer*cafe“ ist bewusst gewählt. „Das Sternchen nennt sich Asterisk. Der steht dafür, dass wir nicht sagen, wer sich welchem Geschlecht zugeordnet fühlt. Ob es Cis-Männer sind, ob es Männer in Identitätsphasen sind, ob sie sich keinem Geschlecht zugeordnet fühlen – wir sind offen für alle Geschlechter und Hintergründe“, führt der Inhaber aus.
Männer*cafe
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag, 14 bis 18 Uhr
keine Voranmeldung nötig
Adresse
Mariahilfstraße 29, Top 24
6900 Bregenz
Traumapädagogik
Das Männer*cafe hat einen pädagogischen Hintergrund, erklärt der Inhaber: „Das Konzept beruht auf den Leitlinien der Traumapädagogik. Das Männer*cafe gilt als äußert sicherer Ort, wo Männer hereinkommen können und ihre Masken ablegen. Raus aus dem Patriarchat, hinein in einen Raum, wo man sich austauschen kann. Aber auch, um über sensible Themen zu sprechen, wie sexualisierte oder häusliche Gewalt, Liebe oder Trennungsgeschichten.“

Erfahrungen auf diesem Gebiet hat Schwarzl bereits gesammelt: Ich habe zuvor in einer Unterkunft für Jugendliche mit Fluchthintergrund gearbeitet und hatte da meine ersten Berührungspunkte in der Traumapädagogik.“ Eine therapeutische Einrichtung sei man allerdings nicht, betont Schwarzl. Fälle jemand aber die Entscheidung, eine Therapie in Anspruch zu nehmen, könne man gerne Hilfe vermitteln.
Kein Konsumzwang
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Cafés: Es herrscht kein Konsumzwang, wer also nur reden will, ist genauso willkommen. Wer dann doch Durst bekommt, muss nicht viel blechen. „Kaffee, Tee und Wasser sind gratis, die anderen Getränke sind leistbar. Alkoholische Getränke sind doppelt so teuer wie nichtalkoholische“, erläutert der Inhaber.

Ein einzigartiges Konzept
Das Konzept des Männercafes ist damit einzigartig. „In Wien, Graz und Tirol gibt es auch Männercafes, aber in der Form mit der Niederschwelligkeit und den Leitlinien der Traumapädagogik habe ich noch nichts gefunden“, bedauert Schwarzl. Dabei hätte er sich ein solches Angebot schon lange gewünscht. „Ich habe eine schwierige Scheidung hinter mir. Zudem hatte ich eine schwierige Erkrankung, bei der alles Knopf auf Spitz stand. Das hat mich psychisch so geschleudert, dass ich eine Therapie in Anspruch nahm“, berichtet er.

Doch darin liegt ein Stigma. Viel zu häufig würden Männer Sätze hören wie: „Was, du brauchst Therapie? Bist du krank?“ Dazu zieht Schwarzl einen passenden Vergleich: „Wenn ich mich an der Hand verletze, gehe ich ins Spital. Aber wenn es mir innerlich nicht gut geht, wohin gehe ich dann?“ Er führt aus: „Auf dem Weg vom Bewusstsein, dass man Unterstützung braucht, bis man sie sich wirklich holt, da ist eine große Spange dazwischen. Diese will ich mit dem Café lösen. Es ist kein Gesichtsverlust, wenn man sich Hilfe holt.“

Weitere Projekte
Von seiner ursprünglichen Idee bis zur finalen Umsetzung verging einiges an Zeit – acht Jahre, um genau zu sein. Hinter dem Café steht der Verein „Jungen- und Männerfragen“. Neben dem Männercafe unterhält der Verein zwei weitere Projekte: Das Bubencafe und „chat extreme“, ein vertrauliches Chatangebot für Menschen, die sich von Extremismus betroffen fühlen.

Hartinger
Das Männercafe liegt im Bregenzer Schöller-Areal, gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Geöffnet hat das Männercafe schon seit dem 1. Februar, die offizielle Eröffnung erfolgte schließlich letzte Woche, neben anderen Gästen waren Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) und der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) anwesend.

Die Öffnungszeiten des Cafés seien für ein Jahr vorübergehend festgelegt, erklärt Schwarzl. Dann wolle er sehen, wie die Rückmeldungen ausfallen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.
