So funktioniert Unterricht in Vorarlbergs erster internationaler Schule

Die NEUE am Sonntag war zu Gast in der internationalen Schule auf der Bregenzer Riedenburg. Sie ist die erste ihrer Art in Vorarlberg und bietet zweisprachigen, schülerzentrierten Unterricht.
Elf Nationalitäten, 16 Schüler, zwei Sprachen. Die internationale Schule des Sacré Coeur Riedenburg ist die erste ihrer Art in Vorarlberg. Für die NEUE am Sonntag öffnete sie die Türen und gewährte Einblick in ein spannendes Unterrichtskonzept.
Zufallsprodukt
Dass die internationale Schule auf der Riedenburg in Bregenz angeboten wird, ist einem Zufall zu verdanken. „In einem Radiobeitrag im Herbst 2021 habe ich gehört, dass die Wirtschaftskammer Interesse daran hat, eine internationale Schule zu gründen. Ich habe mir gedacht, dafür wäre die Riedenburg der ideale Standort“, berichtet Direktorin Maria Strolz.

Schließlich gab es grünes Licht, und die beiden Koordinatoren dieses Schulzweigs, Brian Trenaman und Rosemarie Hammerer, legten die pädagogische Grundkonzeption fest. Im Herbst 2022 präsentierte man das neue Angebot der Öffentlichkeit.

Schulkonzept
Deutsch und Englisch statt und ist schülerzentriert. Brian Trenaman erklärt den Unterschied zum „klassischen“, auf den Lehrer zentrierten Unterricht: „Die Schüler bearbeiten ein Thema selbst in Projekten, idealerweise fächerübergreifend. Wir bieten in diesem offenen Lehrkonzept Stationen an, die sie durchlaufen, um sich Kompetenzen und Fähigkeiten selbst anzueignen. Als Lehrer begleiten wir die Schüler dabei.“

Die NEUE am Sonntag besuchte die 1i. Sie ist die bislang einzige Klasse der internationalen Schule, die im Herbst 2023 in der fünften Schulstufe startete. In der Mathematikstunde lernen die Kinder, den Umfang des Quadrats zu berechnen. Auf der Tafel liest man die Theorie, nun sollen die Schüler das Gelernte mit einem Arbeitsblatt umsetzen. Die Lehrerin Stefanie Unterguggenberger hilft den Schülern bei Fragen. Hier fällt zum ersten Mal die Bilingualität, die Zweisprachigkeit, auf: Mit einigen Schülern spricht die Pädagogin Englisch, mit den anderen Deutsch.
Fächerübergreifendes Projekt
Anschließend steht digitale Grundbildung auf dem Stundenplan. Brian Trenaman, der neben seiner Tätigkeit als Koordinator auch der Klassenvorstand der 1i ist, hat einen Auftrag für seine Schüler. Sie sollen mit ihrem Tablet Texturen in der Riedenburg fotografieren. Dafür haben sie eine Viertelstunde Zeit, im Schulgebäude passende Motive zu finden und abzulichten.

Hier offenbart sich das schülerzentrierte Konzept. Dazu kommt das fächerübergreifende Element, denn neben der digitalen Grundbildung hat das Projekt auch einen künstlerischen Aspekt. Anschließend präsentieren die Schüler Trenaman das Ergebnis in der Schulbibliothek. Der Lehrer, dessen Muttersprache selbst Englisch ist, gibt den Schülern vereinzelte Verbesserungsvorschläge, wieder zum Teil auf Englisch und zum Teil auf Deutsch.

„Ich mache das nach Intuition“, antwortet Trenaman auf die Frage, wann er welche Sprache verwendet. „Gut ist, wenn ich sehe, dass die Schüler mich verstanden haben“, erklärt er. Gegebenenfalls wiederholt der Pädagoge wichtige Begriffe in der anderen Sprache. So funktioniert jedes Fach, abgesehen von Deutsch und Englisch, die monolingual geführt werden.

Das schülerzentrierte Unterrichtskonzept entspricht den Leitlinien einer „IB-School“. Die Abkürzung „IB“ steht für die sogenannte „International Baccalaureate“-Organisation. Schulen dieser Organisation können das sogenannte „IB-Diploma“ erwerben. Dieser Abschluss ist praktisch eine internationale Matura, die ein hohes Ansehen bei renommierten Universitäten und Unternehmen genießt.
“IB”-Schule
Die Unterrichtsinhalte werden sowohl an die Lehrpläne der österreichischen AHS als auch an jene der IB-Schools angepasst. So können die Achtklässler im Februar die österreichische Reifeprüfung und im Mai das IB-Diploma erwerben. Das ist natürlich mit Aufwand verbunden, wie Maria Strolz bestätigt: „Es ist für die Schüler sehr fordernd, innerhalb eines halben Jahres zwei Maturitäten zu schreiben, zumal die IB-Matura deutlich schwieriger als die österreichische ist.“ Ist das eine zu große Aufgabe für die Schüler, so können diese individuell wählen, ob sie nur die eine oder die andere Reifeprüfung ablegen.

Schulgebühren für die internationale schule
Erste bis vierte Klasse: 346 Euro
Fünfte Klasse: 639 Euro
Sechste Klasse: 666 Euro
Siebte Klasse: 719 Euro
Achte Klasse: 772 Euro
Dieser Beitrag wird pro Schulmonat, also zehn Mal im Jahr, fällig.
So weit ist man in der Riedenburg noch nicht. Der Zweig startete im Herbst 2023 mit der 1i in der fünften Schulstufe. Jedes Jahr kommt eine neue erste Klasse hinzu, bis am Ende alle Schulstufen von der fünften bis zur zwölften abgedeckt sind. Als Privatschule hat der Unterricht seinen Preis (siehe Factbox), auch wenn Maria Strolz betont, dass vergleichbare Schulen in anderen Ländern deutlich teurer sind. Das Interesse ist jedenfalls da, es gibt schon einige Anmeldungen für nächstes Schuljahr.
Was halten die Schüler von der internationalen Schule?

Karina Hämmerle: “Am besten gefällt mir, dass man zur Hälfte Englisch spricht, weil man mehr lernt. Die Kinder hier sind richtig nett, und die Lehrer sind auch ganz cool. Später will ich Ärztin werden.”

Ahmet Yavuz: “Mein Lieblingsfach an der Internationalen Schule ist Sport. Die Schulstunden sind zweisprachig, aber in Englisch tue ich mir leichter. Ich weiß noch nicht, welchen Job ich später machen will.”
Noah Zhang: “Auch mir gefällt Englisch am besten. Meine Muttersprache ist Deutsch, aber Englisch zu lernen, fällt mir leichter. Was ich später einmal werden möchte, weiß ich noch nicht.”
Niqi Chai: “Mir gefällt am besten, dass man hier Englisch spricht. Das ist meine Muttersprache. Um Deutsch zu lernen, habe ich zusätzliche Stunden. Ich möchte Archäologe werden.”