Vorarlberg

Eine beliebte Hecke soll verschwinden

03.05.2024 • 19:45 Uhr
Eine beliebte Hecke soll verschwinden
Kirschlorbeerhecken sind in Vorarlberg in vielen Gärten zu finden.klaus hartinger

Eine der nicht nur hierzulande beliebtesten Heckenpflanzen ist ab September in der Schweiz verboten – aus gutem Grund.

Wer hierzulande im bebauten Gebiet unterwegs ist, kommt an ihr kaum vorbei: die Kirschlorbeerhecke, die gefühlt an jeder Ecke irgendwo auftaucht. In der Schweiz, wo die Pflanze nicht weniger beliebt ist, ist damit ab Herbst allerdings Schluss. Mit 1. September 2024 sind in unserem Nachbarland der Verkauf, das Verschenken und die Einfuhr sowie natürlich das Auspflanzen des Gewächses verboten. Bestehende Hecken können bleiben.
Aber nicht nur der Kirschlorbeer ist davon betroffen, sondern auch eine ganze Reihe anderer invasiver Pflanzenarten, darunter der Sommerflieder und der Blauglockenbaum. Der Schweizer Bundesrat will damit ein Vordringen dieser gebietsfremden Arten in Gärten, Wiesen und Wälder verhindern.

Neophyten

Pflanzen, die direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst vom Menschen nach 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas, in Gebiete eingeführt wurden, in denen sie natürlicherweise nicht vorkamen, werden Neophyten genannt, informiert Elisabeth Ritter. Die Biologin ist die Leiterin der Inatura-Fachberatung in Dornbirn. Als „invasiv“ werde ein Neophyt dann bezeichnet, wenn er sich schnell und zum Nachteil der heimischen Artenvielfalt ausbreiten kann, erklärt sie.

Invasive Pflanzen würden mit heimischen Arten in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen treten und diese oft nachhaltig verdrängen. Zudem könnten sie die Struktur und Funktion von Ökosystemen verändern. Manche bringen laut Ritter auch gesundheitliche Probleme mit sich, wie zum Beispiel der Riesenbärenklau oder die Ambrosia.

Verbot nicht angedacht

„Bei uns kann man den Kirschlorbeer nach wie vor pflanzen“, informiert der Obmann der Landesinnung der Gärtner und Floristen in der Wirtschaftskammer Vorarlberg Reinhard Brunner. Ein Verbot sei seines Wissens nach auch nicht angedacht. Der Kirschlorbeer sei deswegen so beliebt, weil es sich um eine immergrüne Hecke handle, die schnell wachse. „Ökologisch ist sie nicht wahnsinnig bedeutend“, erklärt der Geschäftsführer des Familienunternehmens Gartenbau Brunner in Höchst.

Dadurch, dass die Pflanze recht schnell wachse, sei sie für ein immergrünes Gewächs zudem relativ günstig. „Wenn sie gut angewachsen ist, ist sie auch sehr robust“, erläutert der Gartenprofi. Kirschlorbeer komme mit fast allen Wetterbedingungen zurecht. Nur sehr kalte Winter könnten auch Frostschäden verursachen. „Aber die kommen im Rheintal nicht vor“, so Brunner.

Zahlreiche Nachteile

Auch Ritter sind die Vorteile des Kirschlorbeers durchaus bewusst. „Als Heckenpflanze ist sie schnellwüchsig, anspruchslos, robust gegen Schädlingsbefall, trockenheitsverträglich, winterhart und bietet das ganze Jahr über Sichtschutz. Zudem ist sie preisgünstig“, zählt sie auf. Allerdings gibt es auch eine ganze Reihe an Nachteilen. So ist die Pflanze nicht nur giftig. Auch ihre blausäurehaltigen Blätter sind kaum kompostierbar. Das Beschneiden sei mühsam und die Samenverbreitung ein großes Problem für die Natur, erklärt die Biologin.

„Es gibt wertvolle Alternativen, von Felsenbirne über Weißdorn bis hin zur Schlehe.“

Elisabeth Ritter, Biologin und Inatura-Fachberaterin
Elisabeth Ritter, Inatura
Elisabeth Ritter, Inatura Klaus Hartinger

Alternativen

Elisabeth Ritter plädiert daher für die Verwendung anderer Pflanzen. Es gebe wertvolle Alternativen, von Felsenbirne über Weißdorn bis hin zu Schlehe, so die Biologin. Auch Heckenrosen, Beerensträucher oder Weiden würden sich als Randbepflanzung eignen. Der Schweizer Regelung für das Verbot von Kirschlorbeer kann die Expertin „absolut was abgewinnen“ – gebe es doch wertvolle heimische Alternativen, die zudem förderlich für unsere Insekten- und Vogelwelt seien.