Wie Vorarlberger Schüler besser lesen lernen sollen

Das Land stellte mehrere Maßnahmen vor, um die Lesekompetenz der Vorarlberger Schüler zu verbessern. Zudem gibt es ein Monitoring für die Bildungspolitik.
In der 2. Klasse an der Volksschule Kirchdorf in Göfis steht “Flocki Flott: Die bellende Katze” als Klassenlektüre auf dem Programm. Luca liest eine Seite aus dem Buch vor: “Flocki kannte das Geheimnis der bellenden Katze. Sie war zum Kastenwagen gelaufen und in den Laderaum gesprungen.” Für den aufgeweckten Zweitklässler sind diese Zeilen keine Herausforderung – wohl aber für viele andere Schüler.

“Alle Kinder lieben Lesen, aber nur dann, wenn sie es können”, bringt es Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) auf den Punkt. Daher wurden bei einer Pressekonferenz in der besagten Volksschule in Göfis am Montag neue Maßnahmen vorgestellt, die bestehende Initiativen zur Leseförderung ergänzen.
Leseförderung für Berufsschüler
Angesetzt wird nicht nur bei den Kleinen, sondern in allen Schulstufen. So befindet sich ein Lese- und Sprachförderkonzept für die Berufsschulen in Arbeit. “Im Herbst wird das Konzept mit den Berufsschulen gemeinsam fertig ausgearbeitet und im Februar 2025 an einer Pilotschule ausprobiert werden. Später soll es an allen Berufsschulen eingeführt werden”, führt Angelika Walser von der Bildungsdirektion aus. Welcher Standort das Modell zuerst testen wird, soll Ende dieser Woche feststehen.

Auf Volksschulebene soll das Gütesiegel “Lesende Schule Vorarlberg” die Lesekompetenz der Kinder verbessern. Damit eine Schule diese Prämierung erhält, muss sie sich einer anspruchsvollen Zertifizierung stellen. Über ein wissenschaftliches Diagnoseverfahren erhalten die Schulen Rückmeldung zu den Lesefähigkeiten ihrer Schüler, auf deren Basis die Lehrer Fördermaßnahmen entwickeln und umsetzen können.

Bereits sieben Schulen in Vorarlberg haben sich durch die Fördermaßnahmen das Gütesiegel erarbeitet, weitere acht haben sich im Laufe dieses Schuljahrs der Zertifizierung gestellt. Darüber hinaus erhalten alle Sommerschulen im Bereich der Primarstufe einen “Lesekoffer” mit Lernmaterial, mit dem die Schüler spielerisch besser Lesen lernen.

Ab dem kommenden Schuljahr gibt es außerdem einen Vorlesepass mit dem Titel “Das kleine Ehrenamt”, der von Wirtschaftskammer und Bildungsdirektion entwickelt wurde. Damit will man Schüler aller Schulstufen ab der dritten Klasse der Primarstufe zum Vorlesen animieren. Das ganze Schuljahr über können die Kinder über das Vorlesen Punkte sammeln, die in dem Pass festgehalten und vor den Sommerferien an die Bildungsdirektion geschickt werden. Dafür gibt es ein “Danke-Fest”, bei dem die Vorlesepaten geehrt werden.

Wie wichtig Lesen im späteren Berufsleben ist, hob Gudrun Petz-Bechter heraus. “Lesen ist ein entscheidender Faktor im zukünftigen Berufsleben, für die betrieblichen Abläufe und somit auch für den Wirtschaftsstandort Vorarlberg”, erläuterte die stellvertretende Direktorin der Wirtschaftskammer.

Um nicht nur bei der Leseförderung, sondern in allen Bereichen der Bildungspolitik gezielter handeln zu können, wurde am Montag auch das sogenannte „Bildungsmonitoring“ vorgestellt. Über Erhebungen sammelt eine Arbeitsgruppe eine Fülle an Datenmaterial, aus dem dann ein Bildungsbericht erstellt wird. Anhand dieses Datensets will das Land Schwierigkeiten im Bildungsbereich erkennen und gezielt handeln. „Wir sind intensiv an einem Rohbericht dran, der Ende 2024 präsentiert wird. Der erste fertige Bildungsbericht soll rund ein Jahr später vorliegen“, gibt Andreas Kappaurer von der Projektstelle Bildungsmonitoring einen zeitlichen Überblick. Man darf gespannt sein, welche Erkenntnisse diese Erhebungen zutage fördern werden.

Drei Fragen an: diana schwendinger (Lehrerin an der VS Kirchdorf in göfis)
Wie wird die Lesekompetenz in Ihrem Unterricht gefördert?
Diana Schwendinger: Wir lassen jede Aufgabenstellung von den Kindern lesen. Allein für Rechengeschichten ist das Lesen sehr wichtig. Daneben gehen wir oft in die örtliche Bücherei, wo sich die Kinder ein Buch ausleihen dürfen. In der zweiten Klasse haben wir im Unterricht schon vier Bücher gelesen und im April haben wir einen Lesetag.
In welchem Bereich des Lesens benötigen Ihre Schüler noch die meiste Förderung?
Schwendinger: Gleichzeitig die Konzentration aufzubringen, ein Wort richtig zu lesen, und dann den gesamten Text zu verstehen – das ist die größte Herausforderung. Aber es ist wie mit dem Fahrradfahren: Je mehr die Schüler trainieren, desto besser werden sie.
Lesen Ihre Schüler gerne?
Schwendinger: Ja, das Lesen ist ganz populär. Leseblätter wie das „Lesekrokodil“ motivieren die Schüler zusätzlich. Dort dürfen sie ein Feld ausmalen, wenn sie zehn Minuten gelesen haben.

Umfrage: Welches Buch lesen die Volksschüler aus Göfis am liebsten?
Clara:
„Mein Lieblingsbuch ist ‚Flocki Flott: Die bellende Katze‘. Das Buch haben wir im Unterricht gelesen. Mir gefällt das Buch am besten, weil die Geschichte lustig und spannend ist.“

Jakob:
„Ich mag die ‚Franz-Geschichten‘ gerne. Am besten gefallen mir die ‚Quatschgeschichten vom Franz‘, das Buch lese ich zu Hause gerade. Es gefällt mir, weil der Franz darin so viel Blödsinn macht.“

Pia:
„Mir gefällt ‚Mein Lotta-Leben‘ am besten, weil ich in dem Buch immer so viel lesen kann. Ich finde die Geschichte total spannend und lustig. So habe ich immer etwas zum Lesen.“

Luca:
„Ich lese am liebsten ‚Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer.‘ Darin stehlen zwei Ganoven, einen magischen Koffer und zwei Zwillinge halten sie auf. Es gibt sechs Bücher und ich habe vier davon.
