Vorarlberg

Vorarlberger Mütter öfter in Teilzeit und Karenz

17.08.2024 • 14:00 Uhr
Vorarlberger Mütter öfter in Teilzeit und Karenz

Eine ÖIF-Studie offenbart interessante Details über Vorarlberger Familien. So sind Teilzeit und Kinderbetreuung oft noch Frauensache. Auch zur Mindestsicherung und Armutsgefährdung gibt es spannende Daten.

Im Auftrag des Landes Vorarlberg hat das Österreichische Institut für Familienforschung an der Universität Wien (ÖIF) eine 98 Seiten umfassende Statistik mit Daten zu Familienstrukturen, Staatsbürgerschaft, Erwerbstätigkeit und Armutsgefährdung erstellt. Die NEUE hat das Dokument, das Anfang August erschienen ist, unter die Lupe genommen und die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

Ausländeranteil von rund 20 Prozent

Sieht man sich den Anteil österreichischer Staatsbürger an der Gesamtbevölkerung an, wird deutlich: Vorarlberg ist eines von drei Bundesländern, in denen der Wert unter 80 Prozent liegt (79,4). Damit liegt man zwar knapp neben dem, Bundesschnitt von 80,3 Prozent, dieser wird aber von Wien (64,6) nach unten gedrückt.

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Innerhalb Vorarlbergs differenziert der ÖIF bei den ausländischen Staatsbürgerschaften nur nach den Nachbarländern. 4,9 Prozent der in Vorarlberg wohnhaften Menschen hatten einen deutsche, 0,5 einen Schweizer und 0,1 einen liechtensteinischen Pass. Interessant: Alle übrigen Nicht-Österreicher führt der ÖIF in einer Kategorie. Sie machten 15,2 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Stichtag für die Erhebung ist der 1.1.2024.

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Historisch betrachtet sank der Anteil der Vorarlberger mit österreichischer Staatsbürgerschaft seit 2004 von 87,1 Prozent auf den aktuellen Wert, jener der Deutschen und der Einwohner mit sonstigen Staatsbürgerschaften ist gestiegen. Der Anteil der Liechtensteiner und Schweizer blieb gleich.

Vorarlberg hat den höchsten Kinderanteil Österreichs

Beleuchtet man den Anteil der Kinder und Jugendlichen – das sind alle Personen unter 18 Jahren – lag Vorarlberg zum Stichtag (1.1.2024) an österreichischer Spitze. 18,9 Prozent der Vorarlberger sind minderjährig, der Schnitt aller Bundesländer liegt bei 17,3 Prozent.

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Historisch gesehen stieg der Anteil von Minderjährigen in Vorarlberg seit 1952 kontinuierlich an und erreichte mit 34 Prozent zu Beginn der 1970er-Jahren einen Höhepunkt. Das kann auf eine steigende Geburtenrate in der Nachkriegszeit – auch bekannt als “Babyboom” – zurückgeführt werden, der Mitte der 1960er-Jahren seinen Höhepunkt erreichte. Seitdem ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen rückläufig.

Im Vergleich mit dem EU-Schnitt (18,0) war der Anteil von Kindern und Jugendlichen in Vorarlberg ebenfalls höher (19,1). Auch in den Nachbarländern Deutschland (16,9), Schweiz (18,0) und Liechtenstein (17,4) lag der Schnitt niedriger. Der Datensatz, den der ÖIF hier herangezogen hat, stammt allerdings von 2022.

Elternteile überwiegend verheiratet

Ein Blick auf die Familienkonstellationen in Vorarlberg liefert das erwartete Bild: Fast 70 Prozent der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren waren verheiratet. In 16,4 Prozent der Familien waren die Eltern nicht in einer ehelichen Lebensgemeinschaft. 13,7 Prozent der Eltern waren alleinerziehend, wobei deutlich mehr Mütter (5600) als Väter (380) ihre Kinder allein großzogen.

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Als Referenz: In ganz Österreich waren 67,8 Prozent der Eltern mit minderjährigen Kindern verheiratet, 17,8 Prozent in einer nicht ehelichen Lebensgemeinschaft und 14,4 Prozent alleinerziehend. Die Daten stammen allesamt von 2023.

Insgesamt 2760 Stiefkinder gab es 2023 in Vorarlberg. 6,3 Prozent aller Familien im Land waren Patchworkfamilien.

Ein Großteil der Mütter in Teilzeit

Bei einem Vergleich der Erwerbstätigkeit von Vorarlberger Eltern mit Kindern unter 18 Jahren fällt auf: Während der überwiegende Teil der Mütter (55,9 Prozent) in Teilzeit arbeitete, war der Großteil der Männer (74,5 Prozent) in Vollzeit tätig. Umgekehrt arbeiteten nur 11,3 Prozent der Frauen in einem Vollzeitjob und 6,9 Prozent der Männer in einem Teilzeitberuf. Damit liegt Vorarlberg sowohl bei der Teilzeitquote von Frauen (50,7 Prozent) als auch bei der Vollzeitquote der Männer (73,3 Prozent) über dem Österreich-Schnitt.

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Wenn nur ein Elternteil arbeiten ging, blieb häufiger die Frau als der Mann zu Hause. Während 20,3 Prozent aller Mütter in Vorarlberg nicht erwerbstätig waren, war der Anteil bei den Vätern mit 5,7 Prozent deutlich geringer. Dagegen ist Karenz eher Frauensache: 8,1 Prozent der Mütter, aber nur 0,2 Prozent der Väter nahmen die Karenz in Anspruch. Die Daten beziehen sich abermals auf 2023.

Interessant ist auch die Begründung der Vorarlbergerinnen, warum sie in Teilzeit arbeiten. 48,2 Prozent der Frauen zwischen 20 und 40 Jahren gab an, dass sie selbst ihre Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene betreuen möchten. 10,7 Prozent gab an, die Betreuungsangebote seien zu teuer, 6,9 Prozent sagten, es seien keine Betreuungsangebote vorhanden. In der Altersgruppe zwischen 40 und 60 war die häufigste Begründung der Vorarlbergerinnen, dass sie sich keine Vollzeittätigkeit wünschen (40,3 Prozent).

17 Prozent der Vorarlberger von Armut gefährdet

Ein Mensch gilt als armutsgefährdet, wenn sein gewichtetes verfügbares Haushaltseinkommen weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens beträgt. Das österreichische Brutto-Mediangehalt lag 2023 laut dem Jobportal “Stepstone” bei 50.633 Euro.

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Die Anzahl der armutsgefährdeten Vorarlberger war 2023 mit 17 Prozent über dem österreichischen Schnitt. Im Bundesländervergleich war Vorarlberg damit an zweiter Stelle, nur in Wien (25 Prozent) war die Armutsgefährdung höher.

Von 1000 Vorarlbergern bezogen 11 Mindestsicherung

4571 Vorarlberger bezogen 2022 – aus diesem Jahr stammt der Datensatz des ÖIF – Mindestsicherung. Die absolute Anzahl ist jedoch nicht geeignet, um einen Vergleich mit den großteils bevölkerungsreicheren anderen Bundesländern zu ziehen. Der Wert der Mindestsicherungs-/Sozialhilfeempfänger auf 1000 Einwohner gerechnet ist für einen Vergleich deutlich aussagekräftiger. Vorarlberg liegt unter dem Österreichschnitt (21), im Bundesländervergleich auf Platz drei mit 11,3 Empfängern pro 100 Einwohner. Davor liegen Tirol (12,5) und mit deutlichem Abstand an der Spitze Wien (68,5).

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Die Altersgruppe, die in Vorarlberg am häufigsten Mindestsicherung bezog, ist jene der Minderjährigen (zwischen null und 18 Jahren). Von 1000 Personen erhielten hier im Durchschnitt 21,8 die Mindestsicherung.