Steiniger Weg zur Sanierung in millionenschwerem Insolvenzverfahren

Der geplante Verkauf der Zylinderfertigung des insolventen Motorenkomponentenherstellers König war bislang erfolglos. Jetzt ist das Unternehmen in einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung – mit Folgen für die Gläubiger.
Die Sanierung des millionenschwer insolventen Motorenkomponentenherstellers König GmbH & Co KG zeigt sich steiniger als erhofft. Das Unternehmen hat Ende Mai 2024 den Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung und einer Sanierungsquote von 30 Prozent gestellt. Doch daraus wird in dieser Form nichts, denn das Sanierungsverfahren wurde abgeändert.
Ohne Eigenverwaltung sinkt die zu erfüllende Quote
Wie der Insolvenzdatei zu entnehmen ist, hat das Landesgericht Feldkirch der König GmbH & Co KG in dem Sanierungsverfahren die Eigenverwaltung entzogen. Im Zuge dessen wurde die zu erzielende Quote von 30 Prozent auf 20 Prozent binnen zwei Jahren reduziert, denn eine Eigenverwaltung bedeutet immer eine Mindestquote von 30 Prozent.
Wie aus dem Umfeld des Unternehmens und von Insolvenzexperten zu erfahren ist, hängt dieser Entzug der Eigenverwaltung unter anderem damit zusammen, dass es dem Unternehmen nicht gelungen ist, binnen 90 Tagen ab Eröffnung des Insolvenzverfahrens einen Sanierungsplan auf die Beine zu stellen. Angeblich habe es das Unternehmen nicht geschafft, einen Asset-Deal für den Teilbetrieb Zylinderfertigung abzuschließen, wie es heißt. Auf gut Deutsch: Es fand sich bislang kein Käufer für diesen zum Verkauf vorgesehenen Bereich, wodurch hierfür auch kein Geld geflossen ist, das für die Bedienung der Quote herangezogen werden könnte.
Zum Verkauf angeboten
Gleichzeitig zeigt ein Blick in die Ediktsdatei, dass Masseverwalter Matthias Kucera die König GmbH & Co KG und separat die Zylinderfertigung des Unternehmens zur Veräußerung angeboten hat. Die Zylinderfertigung wird mit einem Buchwert von 4,46 Millionen Euro angegeben. Die Veröffentlichung dieser geplanten Veräußerungen erfolgte am 27. August 2024. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass sich das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung innerhalb der Frist nicht ausgehen wird.
Dieses Vorgehen ist keine Besonderheit in einem Insolvenzverfahren. Erstens ist auch dieser Schritt an gesetzliche Fristen gebunden. Und zweitens können Insolvenzverwalter auf diesem Weg prüfen, ob es noch andere Angebote für ein insolventes Unternehmen gibt oder aber ob eine angebotene Sanierungsquote jenem Rahmen entspricht, den andere Interessenten bieten würden.
Eigene FlexCo-Gesellschaft gegründet
Weitergehende Recherchen haben ergeben, dass kürzlich die TWP Erste FlexCo (Flexible Gesellschaft) in Dornbirn gegründet wurde. Deren Sitz wurde jetzt nach Rankweil an den Firmensitz von König verlegt und der Name auf K-Cyl FlexCo geändert. Das junge Unternehmen gehört zu 60 Prozent der König Verwaltungs-GmbH, 40 Prozent hält der bei König als Geschäftsführer und Sanierer tätige Dieter Angerer (Jg. 1973) über die RucoInnovation Management GmbH aus Hamburg.
Antrag auf Entzug selbst eingebracht
Dieter Angerer erklärte auf Anfrage, dass man selbst den Antrag auf Entzug der Eigenverwaltung gestellt habe. Denn es habe sich abgezeichnet, dass es für den zum Verkauf stehenden Bereich Zylinderfertigung innerhalb der gebotenen Frist keine Kaufangebote geben werde. Im Übrigen habe es auch nur ein – nicht annehmbares – Angebot für die Kolbenfertigung gegeben. Der positive Nebeneffekt: Mit dem Entzug der Eigenverwaltung sinke die zu erfüllende Quote auf 20 Prozent, was die Finanzierbarkeit des Sanierungsplanes erleichtere, sollte dieser angenommen werden.
Sinn und Zweck der K-Cyl FlexCo sei es, im Bedarfsfall die zum Verkauf vorgesehene Zylinderfertigung dorthin auszulagern. Das sei rechtlich möglich, da die Zylinderfertigung auch öffentlich über die Ediktsdatei zum Verkauf angeboten werde. “Diese FlexCo ist unser Backup. Wir möchten den defizitären und bedrohten Bereich Zylinderfertigung ausgliedern, um so viele wie möglich der anderen Geschäftstätigkeiten am Standort Rankweil zu retten. Denn die Bereiche Kolben und Galvanik laufen positiv”, so Angerer. Also entweder könne dieser Bereich ausgelagert und verkauft werden. Oder aber die Kunden seien bereit, diese FlexCo über Aufträge mit Liquidität zu versorgen. Dazu würde dieser Geschäftsbereich inklusive Belegschaft (rund 170 Mitarbeiter) dorthin ausgelagert werden. Noch ist es allerdings nicht so weit. Angerer: “Wir haben jedenfalls von unseren Kunden massive Unterstützung für eine Fortführung erfahren, denn sie benötigen diese Komponenten.”
“Gläubiger entscheiden Mitte September”
Masseverwalter Matthias Kucera sagte auf Anfrage, dass die Änderung des Sanierungsverfahrens jetzt einmal keine Auswirkungen auf die derzeitige Fortführung des Unternehmens habe. “Man hätte auch gleich in ein Verfahren ohne Eigenverwaltung gehen können.” Entscheidend werde die Sanierungsplantagsatzung Mitte September, wo über den Sanierungsplan abgestimmt wird. “Es hängt alles von den Gläubigern ab.” Der Verkauf bzw. die Auslagerung der defizitären Zylinderfertigung sei schon bisher vorgesehen gewesen. Man müsse alles als Gesamtpaket betrachten, denn das sei Teil des Sanierungsplanes.
21 Millionen an Verbindlichkeiten
König beschäftigte bei Insolvenzeröffnung rund 360 Mitarbeitende. Es gibt rund 240 Gläubiger und Verbindlichkeiten von mehr als 21 Millionen Euro. Dazu kommen noch Verbindlichkeiten aus Beendigungsansprüchen aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen und Teilbetriebsschließungen sowie etwaige Schadenersatzansprüche.
wpa/red.