Vorarlberg

Himmlische Steine am ­Wegesrand

10.11.2024 • 09:45 Uhr
Meteoritenfund Neuschwanstein
Der Gesteinsbrocken eines Meteoriten, der in Neuschwanstein gefunden wurde.

Einmal einen Meteoriten zu finden, das muss ein großartiges Entdeckergefühl auslösen. Steine aus dem Weltall sind selten. Doch ein paar Tipps erhöhen die Erfolgs-Chance.

Kürzlich wurde über ein beeindruckendes Schauspiel berichtet, das sich am 24. Oktober in Niederösterreich ereignet hatte. Augenzeugen staunten über einen hellen Feuerball am Himmel. Ein Asteroid ist in die Erdatmosphäre eingetreten und glühte gleißend hell. Kameras des Europäischen Feuerkugelnetzwerks hielten das Ereignis fest. Das deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) betreibt dieses Netzwerk gemeinsam mit dem Prager Ondrejov Observatorium. Insgesamt 25 Fischaugenkameras in Deutschland, Tschechien, Österreich, Belgien und Luxemburg überwachen den Nachthimmel ständig.

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Feuerkugeln

Registriert eine Station eine Feuerkugel, so zeigt sich neben den Sternstrichspuren die quer dazu verlaufende Linie der Feuerkugel. Dabei handelt es sich um etwas ähnliches wie sehr helle Sternschnuppen, die Boliden oder eben Feuerkugeln genannt werden. Während das Millimeter bis Zentimeter kleine Material einer Sternschnuppe zur Gänze in der Atmosphäre verglüht, spielen sich bei größeren Gesteinsbrocken interessante Phänomene ab. Wenn der Asteroid, bevor der die Luft der Erde spürt, einige 100 Kilogramm auf die Waage gebracht hat, verglüht er nicht zur Gänze, sondern es fallen Steine von einigen Kilogramm Masse auf die Erdoberfläche. Das sind die begehrten Meteoriten. Meist zerbrechen die Asteroiden in mehrere Teile. Der überwiegende Teil sind Steinmeteoriten, die allerdings einen Eisenanteil von etwa 20% haben. Die übrigen Meteoriten bestehen aus festem Eisen. Das bedeutet, dass die meisten Steine vom Himmel zumindest schwach von einem Magneten angezogen werden.
Ein Meteoritenfall wird von mehreren Stationen des Feuerkugelnetzwerkes aufgezeichnet. Aus den Strichspuren auf den Kameras lässt sich der Ort des Aufpralls meist auf einige Kilometer genau eingrenzen. Daher kann die Suche nach den wertvollen Steinen beginnen und ist meist erfolgreich.

Neuschwansteine und “Haag”

Schon im April 2002 erfassten das Feuerkugelnetzwerk einen Feuerball über Tirol. Berechnungen ergaben, das in der Nähe des Schlosses Neuschwanstein Meteoriten niedergegangen sind. Drei Gesteinsbrocken mit 1,6 bis 2,8 Kg Gewicht wurden in gebirgigem Gelände gefunden. Die drei Neuschwansteine gehörten zu den ersten Meteoriten, von denen zuvor die Feuerkugel registriert wurde. In der letzten Flugphase hatten die Gesteinsbrocken an Fahrt verloren und leuchteten nicht mehr. Daher hing ihre letzte Flugstrecke wesentlich von den Windverhältnissen ab und der Aufschlagsort war nicht exakt zu bestimmen.
Ähnliches wird für mögliche Meteoriten nach dem aktuellen Feuerball in Niederösterreich erwartet. Das Suchgebiet liegt in der Gemeinde Haag zwischen Lembach und Bachlerboden. Experten erwarten ein bis zwei faustgroße und mehrere kleinere Stücke.

Mitmachen bei der Suche nach Meteoriten

Das Naturhistorische Museum in Wien, das eine der weltweit größten Meteoritensammlungen beherbergt, ruft zum Mitmachen bei der Meteoritensuche auf. Meteoriten sind wegen des Eisenanteils für ihre Größe beachtlich schwer. Sie haben glatte, schwarze oder ­rostbraune Oberflächen, sind nicht porös und schwach magnetisch. Bei abgebrochenen Flächen können Metalleinschlüsse oder kleine kreisförmige Strukturen erkennbar sein. Man sollte die Koordinaten des Fundortes aufnehmen und Fotos anfertigen. Hier www.nhm.at/meteorite ist ein Fragebogen, den man ans Naturhistorische Museum Wien schicken kann. Experten klären ab, ob der Fund die bislang in Österreich gefundene Meteoritenzahl auf zehn oder elf erhöht.
Überall, auch in Vorarlberg könnte man alte Meteoriten finden. Die Abschätzungen, wie viele davon unentdeckt geblieben sind, variieren stark. Aber mit einem geschulten Blick die Steine am Wegrand zu mustern, lohnt sich allemal.