In Schetteregg regiert die Ungewissheit: “Es wäre für die ganze Gegend schade”

Nach dem Rückzug von Investor Jürgen Sutterlüty ist die Zukunft im Skigebiet Schetteregg offen. Die NEUE war vor Ort und hat sich bei dem Liftbetreiber, Anrainern und Feriengästen umgehört.
Frau Holle hat ihr Kleid ausgeschüttet, in der Bergparzelle Schetteregg liegen rund 20 Zentimeter Schnee. Das erfreut Hannes Waldner: „Mit dem Neuschnee können wir unabhängig davon gut in die Saison starten.“ Mit „unabhängig davon“ meint der Geschäftsführer der Egger Liftgesellschaft die Meldung, die in den letzten Tagen die Runde gemacht hat. Wie berichtet, benötigt die Liftgesellschaft nach zwei schwachen Wintersaisonen Geld von einem Investor. Einen solchen hätte man mit dem Egger Unternehmer Jürgen Sutterlüty gefunden – doch er zog zurück. Sutterlüty erhielt die Anteilsmehrheit von 75 Prozent plus einer Stimme nicht, die für wichtige Entscheidungen essenziell ist. Nun steht man in Schetteregg wieder am Anfang.

„70 Prozent der rund 150 Gesellschaftsmitglieder hätten dem Investment zugestimmt, eine kleine Gruppe war dagegen. So kam man nicht über die Sperrminorität“, erklärt Hannes Waldner die Lage. Die Egger Liftgesellschaft, zu der neben den Skiliften auch zwei Restaurants gehören, braucht ein Investment dringend, denn es stehen wichtige Projekte an. „Die Konzession für unsere Sesselbahn läuft 2028 aus, da wird man einiges machen müssen. Außerdem ist unsere Beschneiungsanlage zu klein. Wir sind dadurch vom Wetter sehr abhängig“, führt Waldner aus. Bei der aktuellen Schneelage sei das noch kein Problem, man könne nach derzeitigem Stand schon ab nächstem Wochenende die ersten Lifte öffnen. „Wenn wir aber wieder grüne Weihnachten haben, sieht es schlecht aus“, befürchtet der Geschäftsführer.

Aus diesem Grund will man in Schetteregg vermehrt auf den Sommerbetrieb setzen. Ein neuer Investor könnte zum Beispiel eine Sommerrodelbahn finanzieren, mit der die Liftgesellschaft auch während der warmen Monate Geld verdienen könnte. Schließlich hängen rund 40 Arbeitsplätze daran.
Etwa 15 Millionen Euro bräuchte man in Schetteregg. Man will sich das Horrorszenario gar nicht ausmalen: kein Investor, dazu eine schlechte Schneelage – das könnte den Betrieb im Familienskigebiet vor das wirtschaftliche Aus stellen.

„Ich hoffe, dass es ein Entgegenkommen gibt“, wünscht sich Anton Waldschütz. Der Niederösterreicher, der in Schetteregg ein Ferienhaus besitzt und etwa die Hälfte des Jahres dort verbringt, fährt selbst nicht Ski, fände das Aus des Skigebiets aber dennoch bedauernswert: „Es wäre für die ganze Gegend schade – für die Wirtshäuser und die Menschen.“

Auch Uwe Brinn würde es „extrem bedauern“, wenn der Skibetrieb in Schetteregg keine Zukunft hätte. „Wir sind jedes Jahr hier im Feriendomizil, das unseren Freunden gehört“, erklärt der Deutsche, der in der Nähe von Stuttgart wohnt. „Mein Sohn fährt Ski, seit er laufen kann, er hat es unter anderem hier gelernt. Schetteregg ist so familiär. Hier gibt es kein Après-Ski, das mich in anderen Skigebieten sonst eher nervt“, zeigt Brinn, welchen emotionalen Wert das Skigebiet hat. „Die Entscheidung des Investors kann ich aus Sicht als Unternehmer natürlich verstehen“, zeigt er sich verständnisvoll. „Ich hoffe, dass die Beteiligten über ihren Schatten springen und eine Lösung finden.“

An das Ende des Skibetriebs will Heinz Hämmerle noch gar nicht denken. Als die NEUE mit ihm spricht, schaufelt er gerade Schnee vor dem Hotel Fuchsegg, das seiner Tochter gehört. „Mitte Dezember sollte man mehr wissen. Alles davor sind Gerüchte und mit diesen will ich mich nicht befassen“, erklärt er. Das Fuchsegg, das 2020 eröffnete, habe bereits mit der Corona-Pandemie zu kämpfen gehabt. Die aktuelle Situation bezeichnet er als „unangenehm“, aber man werde immer eine Lösung finden, zeigt sich Hämmerle zuversichtlich.

Die Zukunft der Egger Liftgesellschaft ergibt sich in den nächsten Wochen. Anfang Dezember findet eine Gesellschafterversammlung statt, wo über die Situation beraten wird. Wie berichtet ist auch eine Bietergemeinschaft rund um den Bregenzerwälder Unternehmer und Miteigentümer Siegfried Kohler an einer Übernahme der Liftgesellschaft interessiert. Die Marktgemeinde Egg, die einen Vermittlerrolle einnimmt und ebenfalls Mitgesellschafterin ist, will auf dem dortigen Stimmungsbild aufbauend sehen, wie man weiter vorgeht.