Vorarlberg

„Ihr Statement löst eine hohe Hilflosigkeit aus“

28.02.2025 • 18:55 Uhr
Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H. Onkologie
Primar Peter Cerkl vom Landeskrankenhaus Hohenems. Nussbaumer

ME/CFS Selbsthilfegruppe fordert eine Langzeitlösung für Betroffene und wiederspricht Primar Cerkl.

Beate Schuchter, Mitglied der Selbsthilfegruppe ME/CFS Vorarlberg, setzt sich gegen das am gestrigen Freitag veröffentlichte Statement von Primar Peter Cerkl vom Landeskrankenhaus Hohenems zur Wehr. Cerkl erklärte in seiner Aussage gegenüber dem ORF Vorarlberg, er würde es nicht für nötig halten, in Vorarlberg Long Covid-Ambulanzen einzuführen. Cerkls Ansicht nach würde eine Ambulanz im Westen Österreichs reichen. Als mögliches Beispiel nannte er Innsbruck. Bis dahin können sich Betroffene an die Koordinationsstelle am Landeskrankenhaus Hohenems wenden. Dort hätten sich zuletzt pro Monat nur noch vereinzelte Personen gemeldet, hieß es seitens des ORF.

Schuchter erklärte nun in einem E-Mail an Primar Cerkl, dass sie diese Alternative für nicht angemessen halte. „Es ist eine Verkennung der Tatsachen, dass es in Vorarlberg aufgrund ‚zu geringer‘ Zahlen keine Anlaufstelle benötigt. Allein in unserer kleinen Selbsthilfegruppe sind derzeit 70 Personen, welche hauptsächlich schwer betroffen sind und dringend eine Anlaufstelle in Vorarlberg benötigen“, heißt es in dem Schreiben an den Primar. „Die Zahlen in Österreich sind auf 80000 geschätzt, was auf Vorarlberg heruntergerechnet kein seltenes Krankheitsbild darstellt. Zudem sind die Erkrankten nicht fähig, eine so lange Reise nach Innsbruck auf sich zu nehmen“, schreibt Schuchter weiter.

Der Grund, warum viele Erkrankte gar nicht auf die Post Covid Koordinationsstelle zugewiesen werden würden, sei leicht erklärbar. Hausärzte würden die Betroffenen nicht über Anlaufstellen informieren. Zudem gäbe es große Hürden, um überhaupt einen Termin auf der Koordinationsstelle zu bekommen. Es würden bei den Koordinationsstellen beispielsweise nur die höchsten Stufen der Krankheit, wie Stufe drei und vier, angenommen werden. „Es sind einmalige Termine, bei denen nur weiterüberwiesen wird. Oftmals auf die Psychosomatik, was einen fahlen Beigeschmack hat und nicht angebracht ist“, schreibt Schuchter. Betroffene würden über „verschwendete Zeit“ berichten, wenn sie sich an die Anlaufstellen wenden. „Keine neuen Diagnosen, keine weiteren Informationen über das Krankheitsbild ME/CFS werden gestellt.“

Im Gegensatz zu der aktuellen Post Covid Koordinationsstelle wird eine Anlaufstelle für PAIS Erkrankte in Vorarlberg von der Selbsthilfegruppe gefordert. Abschließend richtet Schuchter deutliche Worte an Primar Cerkl. „Ihr Statement löst unter den Betroffenen eine schwere Hilflosigkeit aus, was es zu verhindern gilt.“