Vorarlberg

„Möge der Bessere gewinnen!“

09.03.2025 • 08:00 Uhr
„Möge der Bessere gewinnen!“
Christian Amann und seine Katze sind Stammgäste in der Bregenzer Innenstadt. Hartinger

Wer soll Bürgermeister oder Bürgermeisterin werden? Wo drückt der Schuh? Die NEUE am Sonntag hat sich in Bregenz umgehört.

Von Martin Begle und Tobias Holzer

Wahlkampf bedeutet immer ein Schaulaufen der Politiker. Wer hat die besten Ideen, wer setzt sich am Ende durch? Dabei liegt es aber an den Wählerinnen und Wählern, das zu entscheiden. Aus diesem Grund hat sich die NEUE in die Wirtshäuser nach Bregenz begeben und sich an den Stammtischen umgehört.

„Wie ein Unternehmen führen.“ Der Auftakt findet im Gasthaus Kornmesser statt. Mit dem Götzner Roman Zech und dem Hörbranzer Dietmar Birkel sprechen wir über ein Thema, das alle Gemeinden betrifft: die angespannte finanzielle Lage. „Eine Gemeinde muss man wie ein Unternehmen führen“, ist sich der Unternehmer Zech sicher.

Die nächste Station ist die Neptun Bar, wo wir uns am Tresen mit Richard Mangeng unterhalten. Der Schrunser, der selbst sehr an der Gemeindepolitik interssiert ist und häufig bei Gemeindevertretungssitzungen anwesend ist, erklärt uns die aktuelle Lage in seiner Heimatgemeinde.

Kritik und wenig Optimismus

Vor der Neptun Bar sitzen Werner König und Markus Gerhalter, mit denen wir ein ergiebiges Gespräch über die aktuelle Lage in Bregenz führen. „Der Bahnhof ist eine Schande für eine Landeshauptstadt“, kritisiert Gerhalter. In Sachen Unterflur-Trasse sind beide wenig optimistisch: „Das werden wir nicht mehr erleben.“

Zum Abschluss treffen wir Christian Amann mit seiner Katze Katjuscha in der Kreuz Bar. Auch er hat eine klare Meinung zu stadtpolitischen Themen und gibt uns außerdem einen transparenten Überblick über seine Meinung zur Parteienlandschaft in Bregenz und den Bürgermeisterkandidaten.

„Möge der Bessere gewinnen!“

“Bahnhof ist eine Schande”

Im Großen und Ganzen sei er zufrieden mit Bürgermeister Michael Ritsch, erklärt Werner König: „Was hat er falsch gemacht? Wahrscheinlich nicht mehr, als andere falsch gemacht hätten.“ „Den Gegenkandidat, Roland Frühstück, den kenne ich persönlich vom Handball“, wirft Markus Gerhalter ein. „Unsympathisch ist er mir nicht.“

Gerade habe sich Gerhalter mit Frühstück über ein aktuelles Anliegen unterhalten. „Ich arbeite im Seniorenheim Tschermakgarten. Als ich 2012 dort anfing, hieß es, länger als ein Jahr würde ich nicht dort bleiben, weil dann das Seniorenheim am Brachsenweg eröffnet werden soll.“ Dessen Fertigstellung soll aber nicht vor 2028 erfolgen. „Mit einem Arbeitskollegen habe ich schon gewettet, was früher entsteht: Der Bahnhof oder das Seniorenheim“, lacht Gerhalter.
Apropos Bahnhof – hier wird Markus Gerhalter deutlich: „Das Restaurant am Bahnhof hat 2019 geschlossen, die Trafik 2020. Für eine Landeshauptstadt ist das eine Schande.“

Wenig optimistisch ist Werner König auch, wenn es um die Unterflur-Trasse geht: „Das werden wir nicht mehr erleben. Die einfachste Lösung wäre gewesen, die Bahn durch den Pfänder durchgehen zu lassen, aber das ist nie entstanden. Die Unterflur-Lösung ist eine Zukunftsvision. Vielleicht gibt es sie in 50 Jahren, aber in den nächsten 10 Jahren sicher nicht.“„Zwischenzeitlich gab es aber die idiotische Idee, die Bahn ander Pipeline doppelgleisig zu machen“, fügt Gerhalter hinzu. „Wenn die Unterflur-Trasse kommt, kann man das wieder abreißen – unvorstellbar.“

Abschließend geht es um die Erweiterung der Fußgängerzone: „In der Rathausstraße braucht es keinen Autoverkehr, aber die Kirchstraße hätte ich offen gelassen“, findet Werner König. „Viele kommen nicht mehr zum Einkaufen nach Bregenz, weil sie nirgendwo parken können. Das ist halt ein Nachteil“, bringt König zusätzlich die Parkplatzthematik ins Spiel.

Markus Gerhalter und Werner König (Bregenz)
„Möge der Bessere gewinnen!“

“Nicht zu Tode sparen”

Roman Zech kritisiert: „Bei uns in Götzis hat man mit dieser Kies-Geschichte Millionen verschenkt. Eine Gemeinde muss man wie ein Unternehmen führen. Aber wenn man kein Geld hat, tut man sich schwer.“
Doch was hilft gegen die leeren Gemeindekassen? Ein Sparkurs wäre der falsche Weg, findet Dietmar Birkel: „Man kann sich auch zu Tode sparen.“ Zech entgegenet: „Wenn wir uns die Volksschule in Götzis ansehen: Da knallt man ein Luxusding für 30 Millionen Euro hin. Das geht auch für weniger Geld.“ Birkel erzählt: „Der Schulcampus in Hörbranz hat 40 Millionen gekostet, das war die Minimalvariante.“
Mit der Politik in seiner Heimatgemeinde ist Birkel zufrieden: „Vor fünf Jahren hat es einen Wandel gegeben mit der parteifreien Liste TOP gegeben. Die Aufbauarbeit haben sie gut gemacht. In der nächsten Periode müssen sie beweisen, dass sie auch umsetzen können.“

Dietmar Birkel (Hörbranz) und Roman Zech (Götzis)
„Möge der Bessere gewinnen!“

„Ein umgänglicher Typ“

Im Sommer hatten wir in Schruns den Bürgermeisterwechsel von Jürgen Kuster auf Tobias Kieber – der kandidiert aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Er hat aber sehr viel gearbeitet, das hat er mir persönlich gesagt. Vielleicht war er ein bisschen übereifrig, ich weiß es nicht.
Jetzt heißt der ÖVP-Bürgermeisterkandidat Martin Sadjak. Gegen ihn tritt Jürgen Kuster an, ein Gastronom, für „Metanand för Schru und Parteifreie“. Ich gehe davon aus, dass es knapp zwischen den beiden wird. Die letzte Bürgermeisterwahl ging mit 53 Prozent knapp für Jürgen Kuster aus. Wer dieses Mal gewinnt, kann ich nicht sagen – wobei Martin Sadjak nicht schlecht ist. Er hat große Erfahrung im Bauamt und ist ein sehr umgänglicher Typ. Ich hatte schon ein paar Mal mit ihm zu tun.
Selbst gehe ich auf die Gemeindevertretungssitzungen und schreibe die Gemeinde auch per E-Mail an, wenn ich Fragen oder Ideen habe. Ich bin aber nur subsidiär, nicht wirkmächtig – davon lasse ich die Finger.

Richard Mangeng (Schruns)
„Möge der Bessere gewinnen!“

Die Fußgängerzone in Bregenz finde ich wirklich gut. Ich wohne nahe am Zentrum und genieße es, dass ich mit Katze in der Stadt unterwegs sein kann. Man muss aber auch sagen, dass gerade im Bereich der Bahnhofstraße öfters gefährliche Situationen entstehen, weil manche mit E-Bikes und Elektrorollern rücksichtslos fahren. Da sollte unbedingt etwas unternommen werden.
Ritsch hat vieles richtig gemacht und sich für ein lebenswertes Bregenz eingesetzt. Ich fände es gut, wenn es die FPÖ in die nächste Stadtregierung schafft. Die ÖVP ist nach all den Skandalen, Korruption und so weiter für mich einfach unwählbar geworden, auch wenn ich mit Roland Frühstück gut auskomme.
Die Grünen habe ich noch nie gewählt, weil ich diese Art, mit erhobenem Zeigefinger anderen das Leben vorzuschreiben, einfach nicht mag. Ich hoffe, dass nächsten Sonntag aber jeder selbst abwägt und eine eigene Entscheidung trifft. Das ist Demokratie. Möge der Bessere gewinnen!

Christian Amann (Bregenz)