Vorarlberg

Wie sieht Ihre langfristige Vision für Lochau aus?

25.03.2025 • 09:29 Uhr
BGM Lochau, Stichwahl
Wer wird Bürgermeister von Lochau? Bleibt Frank Matt im Amt oder übernimmt mit Stephan Schnetzer ein Quereinsteiger? Hartinger

Frank Matt (Grüne) und Stephan Schnetzer (ÖVP) treten in Lochau in der Bürgermeister-Stichwahl an. Die NEUE hat sie zum Interview gebeten.

Welche Priorität hat der Bau einer Mehrzweckhalle in Lochau und wie soll diese finanziert werden?

Frank Matt: Die Festhalle in Lochau ist seit 30 Jahren ein Dauerthema. Der Neubau einer modernen Mehrzweckhalle im Schulzentrum hat für mich höchste Priorität. Ich habe bereits umfassende Vorarbeiten gestartet und unterstütze den Musikverein beim langjährigen Anliegen eines zeitgemäßen Konzertsaals mit Probelokal. Bei der derzeit geringen Pro-Kopf-Verschuldung von rund 1500 Euro ist das Projekt finanzierbar – unter anderem durch Landesförderungen von etwa 40 Prozent und Pachteinnahmen gemeindeeigener Flächen.

Stephan Schnetzer: Der Bau wurde gemeinsam beschlossen und ich möchte hier endlich Nägel mit Köpfen machen. Wir müssen aber vernünftig planen und finanziell Synergien mit der Schule nutzen, damit die neue Festhalle auch der Ort der Begegnung und Lebensfreude wird, den wir uns vorstellen.

Wie wollen Sie die Problematik steigender Wohn- und Immobilienpreise in Lochau angehen?

Matt: In Lochau entstehen in nächster Zeit rund hundert neue Wohnungen. Die jungen Lochauer können sich hier auch über sogenannte leistbare Miet-Kauf-Wohnungen ein schönes Zuhause in Lochau schaffen. Wir brauchen andererseits keine gemeinnützigen Sozialwohnungen und auch keine auf zehn Jahre ausgelegten 50 Quadratmeter großen, billigen Projekt550-Wohnungen. Die Gemeindevertretung hat 2024 bereits eine Leerstands- bzw. Zweitwohnsitzabgabe in Höhe von rund 2000 Euro pro Jahr beschlossen.

Schnetzer: Ich möchte mit Lochau zu den Pilotgemeinden für das Wohnprogramm des Landes gehören. Mit meiner Erfahrung und meinem Netzwerk als Bauunternehmer bin ich überzeugt, dass wir in Gesprächen auch das Grundstücksthema lösen können.

Welche Lösung bevorzugen Sie für die Zukunft des Hafenareals?

Matt: Ich bin für den Erhalt einer „Fähre“ als Visitenkarte im Lochauer Hafen. Nach der weiteren zehnjährigen Betriebsgenehmigung für die „Alte Fähre“ stehen für die künftige Entwicklung des gesamten Hafenareals mehrere Möglichkeiten offen. Thema ist auch der Ankauf der 28 Jahre jungen Bodenseefähre „Euregia“ in Friedrichshafen.

Schnetzer: Hier sind drei Varianten im Spiel und ich habe den Wettbewerb durchgehend begleitet. Es ist wichtig, dass wir nachhaltig investieren und wir in 30 Jahren in der Gemeindevertretung nicht wieder die gleiche Thematik haben. Dafür braucht es ein vernünftiges und durchdachtes Konzept.

Wie sieht Ihre langfristige Vision für Lochau aus?

„Ich wehre mich vehement gegen einen zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke entlang unseres Bodenseeufers.“

Frank Matt (61),
Die Grünen Leiblachtal Lochau

Wie wollen Sie sicherstellen, dass der Bahnausbau in Lochau im Sinne der Gemeinde erfolgt?

Matt: Ich wehre mich vehement gegen einen zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke entlang unseres Bodenseeufers. Die Bahntrasse für den Güter- und Fernverkehr muss in einen Pfändertunnel geführt werden, für den Nahverkehr würde eine straßenbahnähnliche, regionale Schnellbahn zwischen Bregenz und Lindau genügen. So habe ich diesbezüglich bereits Kontakte mit den deutschen Nachbarn aufgenommen.

Schnetzer: Es braucht ehrliche Informationen zu Infrastrukturprojekten. Eine Trennung von Hafen und Baden wird es mit uns nicht geben! Die Eisenbahn soll in den Pfänder, der Güterbahnhof ist zu klein und auch das Thema Hochwasser müssen wir berücksichtigen.

Wie werden Sie künftig Mehrheiten und Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen in der Gemeindevertretung sicherstellen?

Matt: Als Bürgermeister konnte ich in der vergangenen Legislaturperiode auch ohne Mehrheit in der Gemeindestube dank der guten Zusammenarbeit und dank der guten Vernetzung mit den anderen Leiblachtalgemeinden und der Landeshauptstadt Bregenz zahlreiche bedeutende Projekte für die viel gepriesene Wohn- und Lebensqualität in unserem schönen Lochau umsetzen. So muss es weitergehen.

Schnetzer: Aus meinem Berufsleben am Bau habe ich Erfahrung im Binden und Lösen. Durch Ehrlichkeit und Transparenz kann ich auch mit schwierigen Leuten arbeiten. Wir müssen mehr agieren statt reagieren, alle, die fleißig sind, mitnehmen und Bürgern, Mandataren sowie auch der Opposition zuhören.

Wie sieht Ihre langfristige Vision für Lochau aus?

„Aus meinem Berufsleben habe ich Erfahrung im Binden und Lösen. Durch Ehrlichkeit und Transparenz kann ich auch mit schwierigen Leuten arbeiten.“

Stephan Schnetzer (60),
Lochauer Volkspartei und Parteifreie

Welche konkreten Maßnahmen werden Sie ergreifen, um das Ortszentrum von Lochau attraktiver und lebendiger zu gestalten?

Matt: Im Zusammenhang mit dem Neubau der Brücke über den Dorfbach beim Gasthaus Messmer haben wir die Möglichkeit, unsere vielbefahrene Lochauer Ortsdurchfahrt und damit unser Zentrum attraktiver zu gestalten. Verkehrsberuhigung mit kommunikativen Begegnungsräumen sind das Ziel.

Schnetzer: Wir sind auf einem guten Weg und haben zum Beispiel den Christkindlemarkt gestartet, der heuer 2000 Menschen angelockt hat. Der Gemeindeplatz soll mehr Aufmerksamkeit erhalten, was mit einigen Events und Attraktionen, etwa einer Modenschau, erreicht werden kann.

Welche Rolle spielen ökologische und nachhaltige Maßnahmen in Ihrem Programm, und welche konkreten Projekte planen Sie hierzu?

Matt: Als Bürgermeister lege ich besonderen Wert auf ein gepflegtes, sauberes Ortsbild mit einer gut funktionierenden Infrastruktur. Da sind es im Besonderen die kleinen Projekte wie Baumpflanzaktionen, Fahrradstraßen und Tempo 30, welche allgemeine Zufriedenheit ausstrahlen lassen.

Schnetzer: Die Taktung von Neubauten sollte reduziert werden. Vor allem sollten wir die Zusammenarbeit mit Landwirten und der Regio intensivieren. Insbesondere bei regionalen Themen (Verkehr, etc.) sollten wir diese Zusammenarbeit leben.

Wie sieht Ihre persönliche, langfristige Vision für Lochau aus – was möchten Sie bis zum Ende der Legislaturperiode erreicht haben?

Matt: Auch am Ende meiner zweiten Amtszeit sollen sich Jung und Alt in unserer schönen Gemeinde einfach wohlfühlen. Meine Vision ist ein wirtschaftlich starkes und gut vernetztes Leiblachtal mit hoher Lebensqualität und Sicherheit für alle Menschen, die hier wohnen.

Schnetzer: Die Mehrzweckhalle soll bis dahin bereits geöffnet sein. Ich möchte außerdem ein Sonderprogramm für die junge Generation auf den Weg bringen. Ich träume vorsichtig von einer generationsübergreifenden Lösung für den Wirtschafts- und Bauhof in Lochau. Eine überdachte, mehrfach nutzbare Freifläche in der Gemeinde schwebt mir auch vor.