Vorarlberg

Zwischen Geweihen und Geschichten

28.03.2025 • 17:36 Uhr
Zwischen Geweihen und Geschichten
Beim Vermessen der Trophäen zählt jeder Millimeter. Steurer

Die NEUE war bei den Vorbereitungen zur Hegeschau der Jäger des Bezirks Bregenz in Kennelbach dabei.

Noch sind die Türen zum Schindlersaal in Kennelbach geschlossen. Besucherinnen und Besucher werden erst am Samstag erwartet. Doch drinnen herrscht Betriebsamkeit: Rund 1500 Trophäen werden für die Hegeschau der Jägerschaft Bregenz vorbereitet. Rotwild, Gämsen, Hirsche – fein säuberlich beschriftet, ausgerichtet, begutachtet. Bereits beim Betreten ist klar: Hier wird nicht improvisiert, hier wird mit Maßband, Erfahrung und Stolz gearbeitet.

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1500 Trophäen wurden gestern bewertet und können am Samstag von Interessierten begutachtet werden. Steurer

Landesjägermeister Christoph Breier und Gernot Heigl, Leiter der Vorarlberger Jägerschule, führen durch die Halle. Sie erklären, wie die Trophäen „ausgepunktet“ werden: bewertet nach Größe, Gewicht, Umfängen und Stärke. Prämiert wird mit Gold, Silber und Bronze.

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Landesjägermeister Christoph Breier (links) ist beim Thema Jagd voll in seinem Element. Steurer

Hohe Strafen

Die älteste Gams des Jahres wurde im Kleinwalsertal entnommen, 19 Jahre alt. Ihr Alter lässt sich anhand der Hornringe bestimmen. Bei Hirschen hilft der Kiefer: Ein sogenannter Ernteklasse-Hirsch muss mindestens zehn Jahre alt sein. Wird ein jüngeres Tier geschossen, drohen Strafen. In manchen Fällen werden Zähne sogar im Querschnitt analysiert.

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Dokumentation

Für das Gamswild, das laut EU-FFH-Richtlinie zu den geschützten Arten zählt, braucht jede Entnahme eine klare Begründung. Die Hegeschau dient also nicht nur der Trophäenschau, sondern der Abschusskontrolle und damit der Dokumentation von Wildgesundheit, Altersstruktur und Populationsdichte. Insgesamt werden in Vorarlberg jährlich rund 3300 Stück Rotwild, 5500 Rehe, 1000 Gämsen und etwa 150 Steinwildtiere geschossen. Unterschiede zwischen den Jagdgebieten sind groß – ebenso wie die Herausforderungen. Etwa beim Thema Wolf: Rund 15 bis 18 Tiere leben derzeit im Land. Noch ohne Rudelbildung, doch in der Schweiz, nur vier Kilometer entfernt, gibt es bereits ein Rudel.

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Äußerst penibel werden sämtliche Daten der Trophäen aufgenommen und dokumentiert. Steurer

Nachwuchs ist gesichert

Die Jägerschaft erlebt derzeit einen deutlichen Zuwachs. Die Jagdkurse sind stark nachgefragt – der Kurs Anfang 2026 ist bereits voll. Über 140 Personen nehmen jährlich teil. Der Frauenanteil liegt mittlerweile bei 25 Prozent, vor zehn Jahren waren es noch zehn. Viele Teilnehmende kommen ohne jagdliche Familiengeschichte. Die Motivation ist unterschiedlich, nicht alle wollen tatsächlich jagen. Manche interessieren sich schlicht für Natur, Wildtierkunde und nachhaltiges Handeln. Die Ausbildungsunterlagen sind umfangreich: Das Lehrbuch „Wildes Vorarlberg“ umfasst rund 1000 Seiten.

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Jungjägerin Angelika hilft bei den Vorbereitungen der Hegeschau tatkräftig mit. Steurer

Lebenseinstellung

Angelika (23) ist Jungjägerin: „Für mich ist das eine Lebenseinstellung. Ich bin in eine jagende Familie hineingewachsen. Wir kennen unsere Tiere, geben ihnen Namen. Mein Stall hat kein Dach – aber ich weiß, wer sich darin bewegt.“ Für sie geht es um Tradition, Pflege und Ausgewogenheit, nicht ums Töten. Heute öffnet die Hegeschau im Kennelbacher Schindlersaal ihre Tore. 20 Schulklassen haben sich angekündigt. Bis 15 Uhr ist die Veranstaltung öffentlich.

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