“Man merkt, dass der Bedarf für dieses Angebot da ist”

Im Nenzinger Dorfzentrum ist ein neuer Sozialraum eingezogen. Er soll der Bevölkerung offenstehen. Unter anderem das Lerncafé und die Frauenoase finden sich nun darin.
Mittadinna“ bezeichnet im Vorarlberger Dialekt irgendwo mittendrin, oder mit dabei zu sein. Genau das war auch die Idee hinter Celina Ihrig-Eggers Namensvorschlag für den neuen Sozialraum im Zentrum von Nenzing. Mitten im Dorfzentrum, gegenüber des Dorfcafés, liegen die neuen Räumlichkeiten und sind für alle niederschwellig zugänglich. „Es ist mir wichtig, mich zu beteiligen, wenn es um meine Gemeinde geht“, sagt Ihrig-Egger. „Es ist schön, wenn es für die Bevölkerung die Chance gibt, sich aktiv an der Mitgestaltung des Dorfes zu beteiligen. Ich bin immer daran interessiert, was sich in der Gemeinde ändert“, findet die Nenzingerin. Etwas überrascht war sie dann allerdings doch, als sie erfuhr, dass ihr Namensvorschlag unter den mehr als 30 eingereichten Vorschlägen gewonnen hatte.

Das Soziale im Fokus
Die Möglichkeit für den Sozialraum entstand ursprünglich, weil der Kindergarten umzog. So wurden mit einem Mal Räumlichkeiten mitten im Dorf frei. Es sei schnell klar gewesen, dass die Räumlichkeiten einem sozialen Zweck zugutekommen sollten, erklärt Olivia Mair, die die Abteilung für Familie und Soziales in Nenzing leitet. „Ich habe mich sehr dafür eingesetzt, dass der Raum der Gemeinschaft zugutekommt“, sagt Mair. „Es sollte auf jeden Fall ein offener Raum werden. Er sollte nicht vermietet, oder zu einer Musikschule umfunktioniert werden. Das war mir ganz wichtig.“ Auch bezüglich der Namensfindung hatte Mair klare Vorstellungen. „Es ist etwas anderes, wenn der Name aus der Bevölkerung kommt, als wenn wir ihn vorgeben“, findet sie. „Wir sind mit dem Endergebnis überglücklich. Der Name passt perfekt. Er drückt genau das aus, was wir mit dem Raum bewirken wollen. Mitten in Nenzing, mitten in der Gemeinde, mitten in der Bevölkerung. Nicht nur dabei sein, sondern mittendrin.“

In erster Linie dienen die Räumlichkeiten jetzt dem Lerncafé, da dieses ebenfalls nach einer neuen Bleibe suchte. Beim Lerncafé bieten Mitarbeitende der Caritas Kindern und Jugendlichen Unterstützung bei den Hausaufgaben und beim Lernen an. Neben dem gemeinsam unterstützen Lernen ist auch der soziale Aspekt wichtig, da die Kinder auf konsumfreiem Raum Zeit miteinander verbringen. Auch ein Bewegungsraum und eine Rückzugsecke stehen den Kindern zur Verfügung. „Unsere Situation ist nicht optimal im Moment“, erzählt eine Mitarbeiterin der Caritas. Sie erklärt gerade einer Schülerin, was „Fußgängerzone“ bedeutet. „Wir finden fast keine Leute mehr, es ist ziemlich schwierig zurzeit. Viele unserer Mitglieder sind seit vielen Jahren dabei, die werden natürlich auch nicht jünger. Wir bräuchten dringend neue Leute“, sagt sie beim Besuch der NEUE.

Frauenoase
Der Sozialraum sollte aber auch ein Platz werden, an dem sich neue Dinge entwickeln können. So zum Beispiel die Frauenoase. Das ist ein Treffpunkt für Frauen ab 60 Jahren, die sich gerade im Übergang zum Ruhestand befinden. „Da wird das Leben ja noch einmal ganz neu geordnet“, hält Mair fest. Die Frauenoase bietet Frauen in dieser neuen Lebensphase die Möglichkeit, sich in geschütztem Umfeld zu treffen und auszutauschen. Jeden Montagvormittag gibt es nun, dank eines ehrenamtlichen Teams, die Möglichkeit, ein Treffen der Frauenoase zu veranstalten. „Die Frauen kommen aus dem ganzen Dorf. Sie genießen es, einen Raum für sich und unter sich zu haben“, erzählt Mair.

Der neue Sozialraum ist ebenfalls ein konsumfreier Raum, finanzielle Mittel spielen also keine Rolle. „Es geht auch darum, Freundschaften zu schließen und neue Personen kennenzulernen.“ Allein bei der Eröffnung der Frauenoase kamen über hundert Frauen. „Das hat den Rahmen völlig gesprengt. Wir waren überwältigt“, schwärmt Mair. „Da kamen Frauen mit dem Rollator, eine Tochter hat ihre Mutter extra aus dem Altersheim geholt und sie mit dem Rollstuhl zur Eröffnung mitgebracht. Das war etwas ganz Besonderes, vor allem in einem ländlichen Raum, wie wir es hier sind. Man merkt, dass der Bedarf für dieses Angebot da ist.“ Einmal im Monat gibt es einen Workshop zu verschiedensten Themen. Diese können von den Frauen frei gewählt werden.

Deutschkurse mit Kinderbetreuung
Ein weiteres Angebot sind die Deutschorientierungskurse für Frauen. Parallel dazu gibt es eine Kinderbetreuung. „Oftmals ist es so, dass die Frauen aufgrund der Kinder keine Zeit für die Kurse hätten. Deswegen ist es uns ganz wichtig, parallel eine Kinderbetreuung anzubieten.“ Die Kurse sind räumlich von den Kindern getrennt, damit die Frauen konzentriert lernen können. Doch nicht nur für Frauen und Kinder stehen die Räume offen. Auch Männer seien jederzeit herzlich willkommen, sagt Mair. „Es gibt genug Platz für sonstige Initiativen aus der Bevölkerung.“