Vorarlberg

Wo Radfahren im Ländle zu einer Gefahr werden könnte

10.04.2025 • 21:25 Uhr
Wo Radfahren im Ländle zu einer Gefahr werden könnte
Immer wieder kommt es aufgrund fehlender Radwege zu gefährlichen Situationen bei der Fahrradtour. Google maps, neue

Mit dem Frühling steigt der Radverkehr. Auf einer interaktiven Karte des Verkehrsclub Österreich können Radfahrende bis Ende April Gefahrenstellen melden. Die Einträge gehen an die zuständigen Gemeinden.

Fahrradfahren liegt im Trend. Immer mehr Menschen steigen auf das Fahrrad um. Doch damit der Umstieg gelingt, braucht es sichere und gut ausgebaute Radwege. Wo diese fehlen oder Mängel aufweisen, soll nun die Bevölkerung selbst zur Verbesserung beitragen. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ruft deshalb zur Beteiligung an einer österreichweiten Online-Aktion auf: Über eine digitale Landkarte können Radfahrer melden, wo es im Alltag gefährlich oder unangenehm ist, mit dem Rad unterwegs zu sein.

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Rund 6000 Gefahrenstellen wurden österreichweit bereits eingetragen. Sie reichen von fehlenden Radwegen über zu ­schmale Spuren bis hin zu Baustellen, die Radfahrende auf stark befahrene Fahrbahnen zwingen. Die Einträge zeigen deutlich: Viele Radverbindungen sind lückenhaft oder nicht auf den Alltagsverkehr ausgelegt.

Wo Radfahren im Ländle zu einer Gefahr werden könnte
Frastanz
Ort: Feldkircher Straße.
Bewertungen: Gefährliche Stelle.
User-Beschreibung: Autos biegen zur Tankstelle ab oder fahren von der Tankstelle in die Straße ein, ohne die Radfahrer auf dem parallel zur Straße befindlichen Radweg wahrzunehmen. Dies, obwohl auf dem Radweg mit roter Markierung eine zusätzliche Warnung angebracht ist.

Vorarlberg beteiligt sich aktiv

Auch für Vorarlberg finden sich zahlreiche Einträge. Bislang wurden 276 Gefahrenstellen auf der Karte verzeichnet – Tendenz steigend. Besonders auffällig ist die Häufung der Meldungen im Rheintal, vor allem zwischen Dornbirn und Bregenz. Dieser Abschnitt ist eine wichtige Pendlerroute, wird aber auch im Freizeitverkehr stark genutzt. „Die Rückmeldungen kommen direkt von jenen, die täglich mit dem Rad unterwegs sind – das macht sie besonders wertvoll für die Planung“, betont der VCÖ. Ziel sei es, ein umfassendes Bild der bestehenden Schwachstellen zu erhalten.

Wo Radfahren im Ländle zu einer Gefahr werden könnte
Schwarzach
Ort: Unterführung Bahnhofstraße.
Bewertungen: Mangelhafter Radweg (zu schmal, uneben), gefährliche Stelle, unübersichtliche Strecke, enge Stelle.
User-Beschreibung: Der Radweg nach Westen ortsauswärts führt über die Bahnhofstraße und in einer unübersichtlichen Kurve unter der Bahn hindurch. Dort mündet der Radweg in die Radschnellverbindung Bregenz-Dornbirn mit viel und flottem Radverkehr.

Verbesserungen sind möglich

Die Einträge sind öffentlich einsehbar. Wer eine neue Stelle melden möchte, kann diese per Mausklick auf der Karte markieren, beschreiben und kategorisieren – etwa als „fehlender Radweg“, „baulicher Mangel“ oder „Gefahrenstelle“. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Nach dem Ende der Eintragungsfrist am 30. April werden die gesammelten Hinweise ausgewertet und an die zuständigen Städte und Gemeinden übermittelt. Diese erhalten damit einen Überblick über besonders häufig genannte Schwachpunkte im eigenen Netz – und können gezielt Maßnahmen prüfen.

Wo Radfahren im Ländle zu einer Gefahr werden könnte
Bregenz
Ort: Schlossbergstraße.
Bewertungen: Mangelhafter Radweg (zu schmal, uneben).
User-Beschreibung: Die Schlossbergstraße ist steil und unübersichtlich, gleichzeitig aber eine stark befahrene Straße und für Radfahrer der kürzeste Weg in die Innenstadt.

Mehr Sicherheit

Die Aktion versteht sich als Beitrag zur Mobilitätswende – und soll zugleich das Sicherheitsgefühl auf dem Fahrrad stärken. „Gute Radinfrastruktur schafft Vertrauen und Motivation“, so der VCÖ. Je mehr Menschen ihre Erfahrungen teilen, desto klarer wird, wo Verbesserungsbedarf besteht – auch auf regionaler Ebene.

Wo Radfahren im Ländle zu einer Gefahr werden könnte
Vandans
Ort: Rodunder Straße.
Bewertungen: gefährliche, unübersichtliche Strecke.
User-Beschreibung: Gefährlicher Kreuzungsbereich, Abzweigung aus und in die Unterführung, nicht einsehbar. Es kommt immer wieder zu schweren Unfällen.


Drei Fragen an Veronika Rüdisser, Radlobby Vorarlberg

Wie schätzen Sie die Situation in Vorarlberg ein – sind Radwege heute sicherer?
In den letzten Jahren hat sich dank Investitionen von Land und Gemeinden einiges verbessert, das ist unbestritten. Aber es gibt immer noch zahlreiche Gefahrenstellen, die das Radfahren unsicher machen: enge Radstreifen, schlechte Instandhaltung, unbeleuchtete Wege und gefährliche Kreuzungen. Dazu kommen viele gefährlich knappe Überholmanöver.

Welche Orte werden Ihnen besonders häufig als Gefahrenstellen gemeldet?
Es gibt einige Hotspots, die seit Jahren bekannt sind und immer wieder gemeldet werden. Zum Beispiel die Radfahrerüberfahrt beim Hotel Schwärzler oder die Kreuzung Franz Ritter in Bregenz – beides Unfallhäufungsstellen, die nicht saniert werden. Auch in Lauterach an der Achparkkreuzung oder beim Restaurant „Johann“ kam es bereits zu tödlichen Unfällen. Das sind nur einige Beispiele – leider ließe sich die Liste noch lange fortsetzen.

Warum ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen Gefahrenstellen auf der VCÖ-Karte melden?
Weil jede einzelne Meldung zählt. Wenn viele Menschen aufzeigen, wo Gefahren bestehen, ist das ein Signal an die Politik: Die Probleme sind sichtbar, sie können nicht länger ignoriert werden. Leider hat sich in der Vergangenheit selbst an Stellen mit tödlichen Unfällen wenig bewegt – umso wichtiger ist es, gemeinsam auf Missstände aufmerksam zu machen und so hoffentlich Veränderungen anzustoßen.

Veronika Rüdisser
Veronika Rüdisser, Vorstandsmitglied der Radlobby Vorarlberg.