Vorarlberg

Geburtenstation in Bludenz wohl vor dem Aus

03.06.2025 • 16:14 Uhr
LKH Bludenz
Die Gerüchteküche um die Geburtshilfe im LKH Bludenz brodelt.

Die Gerüchte verdichten sich: Könnte die Geburtshilfe im Landeskrankenhaus Bludenz dauerhaft geschlossen werden? Stellungnahmen aus der Politik lassen auf düstere Zukunftsaussichten schließen.

Die Zukunft der Geburtenstation im Landeskrankenhaus (LKH) Bludenz sorgt erneut für Unruhe. Nachdem die Station in vergangenen Sommern (2022 und 2023) bereits temporär geschlossen war, machen nun Gerüchte die Runde, dass eine endgültige Schließung per 1. Jänner 2026 bevorstehen könnte. Bestätigt ist das bisher zwar noch nicht, die Aussagen der Verantwortlichen lassen eine Fortführung jedoch fast unmöglich erscheinen. Eine fachärztliche Absicherung des durchgängigen Betriebs sei laut Gesundheitslandesrätin Rüscher aktuell nicht gewährleistet.

Maurice Shourot
Landtagsabgeordnete Monika Vonier ist selbst Mutter aus der Region. Shourot

Strukturelle Veränderungen unausweichlich

Landtagsvizepräsidentin Monika Vonier (ÖVP), die sich bereits in der Vergangenheit zur Causa geäußert hat, zeigt sich überrascht: „Die Info, dass die Geburtenstation im LKH Bludenz Anfang 2026 schließen wird, liegt mir nicht vor. Deshalb kann ich das auch nicht kommentieren.“ Gleichzeitig bekräftigt sie aber: „Als regionale Abgeordnete und Mutter halte ich es für wichtig, dass am Ziel einer Geburtenstation in Bludenz mit der entsprechenden medizinischen Qualität festgehalten wird.“ Entscheidend sei, dass dass “an einem Strang gezogen wird”, wenn es darum gehe, konstruktiv und konsequent an zukunftsfähigen und stabilen Lösungen zu arbeiten.

Grundsätzlich dürfe man sich notwendigen strukturellen Veränderungen im Gesundheits- und Spitalsbereich nicht verwehren: “Sie sind für die Zukunftsfähigkeit des Systems unausweichlich. Klar ist auch, dass es sich  bei der Geburtenstation in Bludenz rein in Bezug auf die Zahl der Geburten um eine kleine Station handelt. Dennoch gilt es zu bedenken, dass es sich im Fall von Bludenz flächenmäßig um den größten Bezirk des Landes handelt”, mahnt Monika Vonier.

Maurice Shourot
Die ehemalige Landtagsabgeordnete Elke Zimmermann ist Betriebsrätin am LKH Bludenz und Vize-Bürgermeisterin von Bürs. Shourot

“Werde bis zur letzten Minute um die Station kämpfen”

Elke Zimmermann, Betriebsrätin am LKH und Vize-Bürgermeisterin von Bürs, warnt eindringlich vor voreiligen Schlüssen, betont aber auch, dass das Thema in der Belegschaft sehr präsent sei: „Im Aufsichtsrat ist noch nichts beschlossen. Wenn es tatsächlich passieren muss, hoffe ich, dass es nicht in einer Hau-Ruck-Aktion gemacht wird. Ich werde jedenfalls bis zur letzten Minute um die Station kämpfen.“ Die derzeitige Unsicherheit sei für das Personal wie auch für werdende Eltern belastend.

Zimmermann sieht die bereits erfolgte Zusammenlegung der Stationen in Feldkirch und Bludenz als Auslöser vieler Probleme: „Schon das führt dazu, dass nicht beide adäquat abdeckbar sind.“ Die stationäre Versorgung sei in einem flächenmäßig so großen Bezirk wie Bludenz besonders wichtig, auch im Hinblick auf Notfälle: „Wir hatten gerade kürzlich den Fall, dass eine Frau auf der A14 entbinden musste. Das wird öfter passieren, wenn die Station geschlossen wird.“

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Was, wenn geschlossen wird?

Als Vize-Bürgermeisterin verweist sie zudem auf die Bedeutung für den Tourismus: „Auch hier kommt es oft vor, dass schwangere Urlauberinnen das LKH für eine Kontrolle aufsuchen oder in die Ambulanz kommen.“ Eine Schließung würde laut Zimmermann viele Frauen vor schwerwiegende Entscheidungen stellen: „Viele möchten nicht in einem so großen Komplex wie dem LKH Feldkirch entbinden. Bludenz ist familiär und ruhiger, was die Frauen hier immer sehr geschätzt haben.

Kritisch sieht sie auch die möglichen Folgen einer Verlagerung: kürzere Liegezeiten, längere Anfahrtswege, mehr Rettungseinsätze. „Wenn geschlossen wird: Werden die Frauen dann auch früher entlassen? Wird es mehr Rettungsfahrten geben müssen?“

Das Personal in Bludenz sei hervorragend ausgebildet, betont sie: „Nicht zuletzt auf Bestreben von Primaria Ruth Krumholz macht das Team sehr viele Fortbildungen.“ Feldkirch könne die zusätzliche Belastung kaum auffangen, wie die Erfahrungen aus den Schließmonaten in 2022 und 2023 gezeigt hätten.

Maurice Shourot
Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher bestätigt, dass sowohl eine fachliche Analyse als auch ein externes Gutachten in Auftrag gegeben wurden. Shourot

Fachärztliche Versorgung gefährdet

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher betont auf Anfrage der NEUE, dass sie die Unsicherheiten vor Ort verstehe. Seit mehreren Jahren sei insbesondere die fachärztliche Besetzung herausfordernd. „Grundsätzlich ist die politische Vorgabe – und auch mein klares Anliegen – die Geburtshilfe vor Ort in Bludenz als Fachschwerpunkt in der Versorgungsregion Süd aufrechtzuerhalten“, so Rüscher. Dieses Ziel werde mit Nachdruck verfolgt. Allerdings habe es im Frühjahr eine fachärztliche Rückmeldung gegeben, wonach die Versorgung als gefährdet eingeschätzt wurde, insbesondere was eine Rund-um-die-Uhr-Besetzung an sieben Tagen der Woche betreffe.

„Um dieser Einschätzung angemessen nachzugehen, haben wir umgehend eine standortübergreifende Abstimmung initiiert“, erklärt Rüscher. Dabei sei die Forderung nach einer fundierten fachlichen Analyse und einem externen Gutachten als Entscheidungsgrundlage für den Aufsichtsrat formuliert worden. Erst auf Basis dieser Ergebnisse könne über die zukünftige Ausgestaltung entschieden werden. Trotz aller Bemühungen sei es bislang nicht gelungen, das fachärztliche Dienstrad ausreichend zu stabilisieren.

Bemühen um Klärung

Parallel dazu prüfe eine eigens eingerichtete Fachgruppe im Rahmen der vorarlbergweiten Spitalscampus-Planungen alle relevanten Unterlagen. Ergebnisse stünden noch aus. Rüscher: „Wir warten derzeit die Ergebnisse dieser laufenden Prozesse ab und werden uns um eine zeitnahe Klärung bemühen.“

Bekannt ist jedenfalls, dass die Landesregierung strukturelle Anpassungen im Spitalswesen vorantreibt. Dass gerade die Geburtenstation in Bludenz mit vergleichsweise niedrigen Geburtenzahlen zur Diskussion steht, verwundert deshalb nicht. Die Diskussion wirft aber die Frage auf, wie regionale Versorgung künftig gewährleistet werden soll.