Vorarlberg

In acht Minuten zum Traumpartner

15.06.2025 • 16:45 Uhr
In acht Minuten zum Traumpartner
Alexander und Sophia Kolb organisieren das Ländle Speed-Date seit mittlerweile neun Jahren. Hartinger (4)

Anders als Dating-Apps setzen Alexander und Sophia Kolb auf Begegnungen im echten Leben. Mit „Ländle Speed-Date“ schaffen sie einen Raum, in dem sich Singles authentisch und charmant näher kommen können.

Im Zeitalter nahezu unbegrenzter digitaler Möglichkeiten und einem schnelllebigen Alltag stellen sich viele Menschen die Frage: Wie soll man so noch die große Liebe finden? Oder besser gesagt, wo? Dating-Apps und die sozialen Medien schaffen neue Möglichkeiten, stehen authentischen Begegnungen aber oftmals im Weg. Das finden zumindest Sophia und Alexander Kolb. „Die Mimik und Körpersprache fehlt. Das hier geht mehr in Richtung echte Beziehung, nicht wie bei Tinder“, findet Sophia Kolb. Mit „das hier“ meint Kolb das Herzensprojekt, das sie, gemeinsam mit ihrem Mann, ins Leben gerufen hat. „Ländle Speed-Date“ ist eine Möglichkeit, die Partnerin oder den Partner fürs Leben zu finden.

Angefangen hat alles im Jahr 2016, als eine Arbeitskollegin von Alexander Kolb durch eine Fernsehsendung auf Speeddating aufmerksam wurde. „Sie war damals single und wollte so etwas auch hier im Ländle probieren“, erzählt Alexander Kolb. Anfänglich fanden die Veranstaltungen dann nur sporadisch statt, mit der Zeit wurden die Termine aber immer regelmäßiger.

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Auch privat sind Alexander und Sophia Kolb ein Herz und eine Seele.

Acht Minuten

Eine Veranstaltung besteht aus 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, jeweils zehn Männer und zehn Frauen. Die Voranmeldung erfolgt online und ist verpflichtend. Bei frühzeitiger Auslastung des Kontingents für ein Geschlecht, kommen die Personen auf eine Warteliste und werden zum nächstmöglichen Termin kontaktiert. Die Veranstaltungen finden in der Weinstube Kinz in Bregenz statt. Sind die Teilnehmenden erst einmal vor Ort, erklären die Kolbs den weiteren Ablauf. Auf jedem Tisch sind Namenskärtchen mit dem Vornamen platziert, man sitzt sich in romantischer Manier gegenüber. Pro Gesprächspartnerin beziehungsweise Gesprächspartner haben die Personen dann acht Minuten Zeit, sich kennenzulernen. Falls das Eis noch gebrochen werden muss, liegen sogenannte Impulskärtchen auf den Tischen. Darauf stehen Fragen und anderweitige Gesprächsanregungen. Sind die acht Minuten abgelaufen, ertönt ein Gong, und der Tisch wird gewechselt. Dabei bleiben die Frauen sitzen und die Männer wandern zum nächsten Tisch. Jede Person bekommt außerdem ein Formular und einen Stift, um sich Notizen zu den jeweiligen Gesprächspartnern machen zu können.

Nach fünf Gesprächsrunden wird eine viertelstündige Pause eingelegt. Eine Veranstaltung dauert im Durchschnitt zwei Stunden, nach den vollendeten zehn Gesprächsrunden füllen alle Teilnehmenden einen Zettel aus, auf dem sie angeben können, welche Personen sie gerne wiedersehen würden. Diese Zettel werden dann von den Kolbs ausgewertet. Wenn sich zwei Personen gegenseitig aufgeschrieben haben, werden ihnen die E-Mailaddressen des jeweils anderen zur Verfügung gestellt. „Wir versuchen, so wenig Daten wie möglich zu sammeln“, erklären die beiden Veranstalter.

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Mehr als nur Dating

Auch wenn das Ländle Speed-Date unter dem Vorwand des romantischen Kennenlernens abläuft, entstehen oft ganz andere Bekanntschaften daraus, erzählt Sophia Kolb. „Wir bekamen einmal die Rückmeldung einer Barpächterin, dass ein Pärchen, das sich bei einem unserer Speed-Dates kennengelernt hatte, ihren Jahrestag bei ihr gefeiert hätten.“ Alexander Kolb erinnert sich an eine Freundschaft, die aus einem ihrer Events entstanden ist: „Es gibt eine gemischte Freundesgruppe, also Frauen und Männer, die noch immer gemeinsam wandern gehen. Sie haben sich alle hier kennengelernt.“ Er hat dafür auch eine Erklärung. „Ich glaube, es passiert viel mehr rundherum als nur Dating. Wir nennen es Speed-Dating – aber schlussendlich entstehen echte Begegnungen. Viele schreiben nach der Veranstaltung niemanden auf den Zettel, den oder die sie wiedersehen wollen und sagen trotzdem, dass es ein toller Abend war.“

Für jede Veranstaltung wird ein Altersspektrum vorgegeben. Dieses kann im Vorab online eingesehen werden. Die Veranstalter wollen vermeiden, dass zu unterschiedliche Altersgruppen aufeinandertreffen. „Bei den Anmeldungen ist von 28 bis 65 eigentlich alles dabei“, schmunzelt Sophia Kolb. Die beliebteste Alterszielgruppe sei allerdings zwischen 30 und 45, bis zu 50 Jahren. Pro Event ist eine Altersspannbreite von bis zu zehn Jahren vorgesehen, das sei noch im Rahmen, finden die Beiden. „Vor Kurzem hatten wir zum ersten Mal ein Event für ältere Personen. Man hat sofort wahrgenommen, dass sie viel entspannter waren als die Jungen“, lachen Alexander und Sophia Kolb. Nach der Veranstaltung gibt es die Möglichkeit, den Abend in einer Bar ausklingen zu lassen. Auch für queere Personen wollten sie schon eines ihrer Speed-Dates veranstalten. Es musste allerdings aufgrund von zu wenigen Anmeldungen wieder abgesagt werden. Da dieser Versuch mittlerweile aber schon ein paar Jahre zurückliegt, stehe einem neuerlichen Versuch nichts im Wege.

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Unentschuldigte Absagen

Mit einem Problem haben die Kolbs allerdings zu kämpfen: Wenn angemeldete Teilnehmerinnen und Teilnehmer unentschuldigt nicht zu Events erscheinen. „Es kann natürlich immer passieren, dass man kurzfristig krank wird. Dann sollte man aber kurz vorher anrufen“, sagt Sophia Kolb. Sie erinnert sich an ein Event, dem drei Männer unentschuldigt fortblieben. „Da bin ich spontan, während das Speed-Date bereits lief, in die Stadt gelaufen und habe nach potenziellen Teilnehmern gesucht.“ Die fand sie auch, denn nur kurze Zeit später kam sie mit drei jungen Single-Männern zurück. „Das war ein total witziger Abend“, freut sie sich.

Seit Beginn des Projekts 2016 kümmert das Paar sich nur nebensächlich darum, da beide mit ihren Berufen sehr ausgelastet sind. „Das soll auch so bleiben“, sind sie sich sicher. „Auf diese Weise können wir so viele Ressourcen reinstecken, dass es Freude bereitet. Wir machen es, weil es uns Spaß macht und nicht, weil wir es fürs Geld machen. Es soll ein Herzensprojekt bleiben.“ Auch wenn die Veranstaltungen seit bereits neun Jahren stattfinden, ist jeder Abend eine neue Überraschung für die Kolbs. „Es entstehen wunderbare Eigendynamiken.“ Eine eigene Dynamik haben auch Alexander und Sophia Kolb, denn die Beiden sind selbst bereits seit vielen Jahren ein Paar. Kennengelernt haben sie sich als Statisten bei den Bregenzer Festspielen. „Das war auch ein bisschen wie Speed-Dating, weil wir nie viel Zeit hatten, miteinander zu sprechen“, schmunzeln sie.