Vorarlberg

Wie sich die Feuerwehr auf Gewitter, Hochwasser und Co. vorbereitet

22.06.2025 • 11:30 Uhr
Gerätschaften bei Extremwettersituationen, Feuerwehr Wolfurt
Die Feuerwehr in Wolfurt ist für den Ernstfall gewappnet, sagt Benjamin Wieser. serra

Extremwetterereignisse wie Sturmböen, Starkregen und Überflutungen werden uns auch in Zukunft beschäftigen, sagen Feuerwehrleute.

Nach den Starkregenfällen und den Sturmböen, die vergangene Woche über das Land zogen, wird einmal mehr deutlich: Starkwetterereignisse häufen sich. Bereits in den letzten Jahren hatte die Feuerwehr alle Hände voll damit zu tun, nach Starkregenfällen Keller auszupumpen, oder Siedlungen mit Sandsäcken zu schützen.

Gerätschaften bei Extremwettersituationen, Feuerwehr Wolfurt
Benjamin Wieser zeigte der NEUE am Sonntag die Gerätschaften. serra

„Wir merken, dass solche Ereignisse nicht mehr so leicht vorherzusehen sind. Das fordert uns sehr stark“, sagt Herbert Österle, Landesfeuerwehrkommandant. Da wären zum Beispiel das Hochwasser in Lustenau im August 2023 und der Rekordpegel der Leiblach im Mai 2024, die eine große Herausforderung für die Feuerwehren darstellten.

Wie sich die Feuerwehr auf Gewitter, Hochwasser und Co. vorbereitet
Herbert Österle ist Landesfeuerwehrkommandant. hartinger

„Wir merken, dass Starkwetterereignisse nicht mehr so leicht vorherzusehen sind.“

Herbert Österle


Diese Wetterereignisse werden in Zukunft zunehmen, sind sich auch Kommandant Johannes Battlogg und Zugskommandant Benjamin Wieser einig. Sie sind Teil der freiwilligen Feuerwehr Wolfurt und kennen sich mit dem Thema Extremwetterbedingungen bestens aus.

Gerätschaften bei Extremwettersituationen, Feuerwehr Wolfurt
serra

Eine Pumpe für jeden Fall

In den Gemäuern der Feuerwache Wolfurt stehen dutzende Pumpen in allen Formen und Größen für den Ernstfall bereit. „Wenn wir etwas haben, dann sind es Pumpen“, lacht Wieser.
Da wären natürlich die klassischen Feuerlöschpumpen, die bei Bränden zum Einsatz kommen. Wechselt man die Materie zum Wasser, gibt es schon etwas mehr Auswahl. Die sogenannte Tauchpumpe wird verwendet, wenn Keller vollgelaufen sind. Sie ist mobil und leicht einsetzbar und dadurch gut in engen Räumen verwendbar.

Gerätschaften bei Extremwettersituationen, Feuerwehr Wolfurt
Die Gerätschaften zum Pumpen stehen immer bereit. serra


Die Schmutzwasserpumpe dient zur Verwendung bei verschlammtem oder sandigem Wasser, auch bei überschwemmten Kellern, aber immer nur dann, wenn sich größere Teile, wie Steine oder Äste, im Wasser befinden. „Durch diese Pumpen passen Partikel mit einem Durchmesser von bis zu acht Zentimetern. Das ist die Größe von Tennisbällen“, sagt Battlogg. Die Hochleistungspumpen kommen hingegen bei großflächigen Überschwemmungen, beispielsweise bei Unterführungen und Tiefgaragen, zum Einsatz. Sie können Wassermassen von 8000 bis zu 16.000 Litern pro Minute befördern.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Battlogg und Wieser ziehen den Vergleich zu klassischen Pools, die bei Privatpersonen oft im Garten stehen.
„Ein Aufstellpool mit 7000 Litern Fassvermögen wäre mit einer solchen Pumpe innerhalb einer Minute leer.“ In den Fahrzeugen sind zusätzlich zu den speziellen Pumpen noch Mobilpumpen integriert, die einfach mitgeführt werden können.

Ausrüstung aufgestockt

Diese vielschichtige Ausrüstung kommt aber nicht von irgendwo: Seit dem Hochwasser im August 2022, bei dem ein großer Ortsteil von Wolfurt betroffen war, haben die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr ihre Ausrüstung massiv aufgestockt. „Auf eine so große Schadenslage waren wir davor nur mittelmäßig vorbereitet. Letztes Jahr haben wir deutlich in Richtung Hochwasserschutz investiert und auch unsere Einsatzszenarien bei Übungen angepasst“, erklären sie.

„Letztes Jahr haben wir deutlich in Richtung Hochwasserschutz investiert und unsere Einsatzszenarien bei Übungen angepasst.“

Johannes Battlogg und Benjamin Wieser


Außerdem habe man Veränderungen in der Kommunikation mit der Gemeinde vorgenommen, um bei solchen Großeinsätzen besser gewappnet zu sein. „Die Ereignisse werden immer lokaler und viel schwerer vorhersehbar. Vergangenen Sonntag zeigte die Prognose, dass es eine Sturmfront über Dornbirn und Wolfurt geben würde. Tatsächlich war sie dann aber über Rankweil und Gaißau. Hier merkt man den Klimawandel ganz klar“, schildert Battlogg. In solchen Situationen fehle oft die Vorlaufzeit, um sich vorbereiten zu können.

Gerätschaften bei Extremwettersituationen, Feuerwehr Wolfurt
Bei überfluteten Kellern gilt es, schnell zu handeln. serra

Ausbau eines Systems

Die beiden Mitglieder der Feuerwehr hoffen daher auf den Ausbau und die Erweiterung regionaler Sensorik und Wetterdaten-Infrastruktur. „Das Wetterüberwachungssystem muss massiv ausgebaut werden, dann wird die Vorhersage wieder besser in diesem Bereich. Eine halbe Stunde hilft bereits sehr viel in der Prävention“, sagt Wieser. Allgemein sehen sie Vorarlberg aber für alle Szenarien gut vorbereitet.

Gerätschaften bei Extremwettersituationen, Feuerwehr Wolfurt
Johannes Battlogg ist Kommandant der freiwilligen Feuerwehr in Wolfurt. serra

„Wir haben ein gutes Feuerwehrwesen. Wir sind vorbereitet. Vielleicht noch nicht für alle Szenarien perfekt, aber die richtigen Schritte wurden gesetzt. In ganz Vorarlberg wurde gut investiert.“ Wieser erinnert sich an den Großeinsatz bei der Flutkatastrophe in Niederösterreich im September 2024, bei der er vor Ort war. „Da waren ganze Feuerwehrhäuser überflutet.“ Er ist froh, dass es solche Szenarien in Vorarlberg noch nie gab. Hierzulande würden Stürme vor allem den Bodensee und das Rheintal treffen, in den Bergen seien hingegen eher Murenabgänge und Hangrutschungen ein Thema.
Bei Einsätzen wegen Extremwetterereignissen stehe primär der Eigenschutz der Feuerwehrleute im Vordergrund, sagt Österle.