Kritik an Bürokratieaufwand: Gastronomen mit Pfandsystem unzufrieden

Knapp ein halbes Jahr nach Einführung des Einweg-Pfands sind Konsumenten mehrheitlich damit zufrieden. Aus der Gastronomie kommt jedoch Kritik, wie ein Rundruf der NEUE zeigt.
Seit dem 1. Jänner 2025 gibt es in Österreich Einwegpfand auf Kunststoffflaschen und Metalldosen. Zur Jahreshälfte publizierte „Recycling Pfand Österreich“ diese Woche interessante Daten: So befürworten demnach rund drei Viertel der Konsumenten das neue System. 98 Prozent der Gebinde wurden seit Start der Einwegpfandverordnung zurückgebracht. Aktuell werden täglich zwischen sieben und neun Millionen Einweg-Pfandgebinde retourniert
Beeindruckend sind auch die Gesamtzahlen: Bis Ende Juni wurden rund 357 Millionen Pfandflaschen und -dosen österreichweit zurückgebracht. In Vorarlberg sind es stolze 14 Millionen Gebinde, die über das Einweg-Pfandsystem retourniert wurden.
Misstöne aus der Gastronomie
Doch nicht nur Verbraucher sind vom Einwegpfand betroffen. Auch Gastronomen sind von der Pfand-Regelung betroffen. Dort sorgt sie aber oft für Unzufriedenheit, wie auch ein Rundruf der NEUE unter Vorarlberger Gastronomen zeigt. Stefan Köb, stellvertretender Spartenobmann der Gastronomen in der Vorarlberger Wirtschaftskammer, bezeichnet das Pfandsystem gar als „Bürokratiemonster.“ Von seinen drei Betrieben (LustBar und BeachBar in Bregenz sowie Surfmax in Hard) seien alle von der Pfand-Regelung betroffen, besonders die beiden Bregenzer Betriebe.

Zu schaffen machte ihm besonders die Registrierung für die Pfandrückgabe. Die funktioniert bei Gastronomen nämlich so: Die Wirte registrieren sich bei Recycling Pfand Österreich. Dort erhalten sie auch entsprechende Säcke und Plomben, um diese zu verschließen. Großhändler holen die vollen Säcke ab und bringen sie zu Recycling Pfand Austria. Über einen Code, der an den Säcken registriert ist, wird die Pfandgebühr von dort aus auf das Konto der Gastronomiebetriebe überwiesen.
„Ich bin technisch wirklich nicht ungeschickt, aber der Registrierungsprozess für meine Betriebe dauerte über ein halbes Jahr und war ohne technischen Support nicht machbar“, erklärt Stefan Köb. Hier würde er sich – auch im Namen anderer Gastronomen, mit denen er als Spartenvertreter in Kontakt ist – eine bürokratische Erleichterung wünschen. „Einige Gastronomen retournieren die Pfandgebinde aus Frust und Wut über das Registrierungsportal über die Rücknahmestellen in den Supermärkten“, berichtet Köb. Auch er habe diesen Weg in der Zeit, bevor er registriert war, gewählt: „Bisher habe ich immer einen Mitarbeiter mit Pfanddosen zum Supermarkt geschickt.“
„Bisher habe ich einen Mitarbeiter mit den Pfanddosen zum Supermarkt geschickt.“
Stefan Köb brauchte für den Registrierungsprozess über ein halbes Jahr.
Bereits vor dem Einwegpfand seien Vorarlberger Gastronomen bei der Mülltrennung vorbildlich vorgegangen, erzählt Köb: „Damals durften wir die Dosen und Flaschen noch zusammendrücken, doch das geht nicht mehr, weil sonst der Strichcode bei der Rücknahme nicht mehr erkannt wird.“ Die nicht komprimierten Dosen würden jedoch viel Platz wegnehmen, kritisiert er. „Inzwischen fahren Säcke mit Luft durch die Gegend, weil die Pfandgebinde nicht mehr zusammengedrückt werden. Den Nachhaltigkeitsgedanken sehe ich hier nicht.“ Dazu komme die Lagerung der Säcke, die Platz wegnehme und Ungeziefer anziehe, fügt Köb hinzu.
Praktikablere Lösung erwünscht
Michael Andreas Egger, Wirt der Krone in Hörbranz, äußert sich differenziert zum Pfandsystem: „Umwelttechnisch bin ich dafür. Es ist besser als die angeschraubten Deckel an den Plastikflaschen. Aber das Pfandsystem hätte praktikabler gelöst werden können.“ Auch Egger spielt auf den Registrierungsprozess bei Recycling Austria an, den er als „lästige Hürde“ und „zusätzlichen Mehraufwand an Bürokratie“ bezeichnet. „Dass Großhändler – in meinem Fall ist das ‚Trans Gourmet‘ – die Säcke abholen, ist eine nette Dienstleistung, aber zuerst muss man eben diesen Vertrag abschließen. Am einfachsten wäre es, man könnte die Pfandgebinde unkompliziert direkt beim Verkäufer zurückgeben“, nimmt auch er die komplizierte Registrierung in die Kritik.

Selbst lagert der Kronenwirt die Pfandgebinde im Keller seines Gasthauses. Den ganzen Mehraufwand aufgrund der Einweggebinde trägt er, obwohl er „90 Prozent Glasflaschen“ im Restaurant hat. Egger erwähnt außerdem eine Studie: „Demnach wäre es umwelttechnisch sinnvoller, Pfand auf Weinflaschen zu erheben, so wie es bei Bierflaschen der Fall ist. Dafür aber leider die Weinlobby in Österreich und im Rest Europas zu stark. Die jetzige Regelung ist eine typisch österreichische Lösung“, kommentiert er spitz.
Zu wenig Platz
Nicole Bayer, die das Gasthaus Seibl am Lochauer Pfänderhang betreibt, hat durch die Einwegpfand-Regelung ein Platzproblem: „Wir haben ein ganz kleines Lager, dort ist kaum genug Platz für die Säcke mit den Pfandflaschen und -dosen.“ Sie reagierte mit einer Umstellung auf die Pfandverordnung: „Den Eistee gibt es bei uns nur noch im Tetrapack, nicht mehr in der Plastikflasche.“

Aus umwelttechnischer Hinsicht könne sie die Pfand-Einführung „gut verstehen“, aber sie bringe zusätzlichen Aufwand für Gastronomen: „Wir haben ohnehin Mitarbeitermangel und andere Schwierigkeiten, mit denen abseits des Gastbetriebs konfrontiert sind.“ Außerdem bemängelt Bayer, man habe die Gastronomen mit der Einwegpfand-Regelung einfach „überfahren“. Die Tatsache, dass man sich für eine Abholung der Säcke registrieren könne, habe sie erst über einen befreundeten Gastwirt erfahren. „Auf uns ist nie ein Vertreter oder jemand Ähnliches mit Informationen herangetreten“, kritisiert sie.