Anfragebeantwortung zeigt: So viel bezahlte das Land Vorarlberg für Medientrainings

Infolge einer WPA-Recherche zu einem 14.580 Euro teuren Medientraining stellte die SPÖ eine Anfrage. Die Beantwortung zeigt: Das war nicht die einzige Schulung dieser Art.
Eine Recherche der Wirtschaftspresseagentur (WPA) sorgte vor rund einem Monat für Aufsehen: Demnach absolvierten Landesamtsdirektor Philipp Abbrederis und die vier Bezirkshauptleute im ersten Halbjahr 2025 ein Medientraining in Wien. Kostenpunkt: 14.580 Euro exklusive Unterkunft, Anreise und Verpflegung. Mitte August legte die WPA nochmals nach und veröffentlichte einen Rechnungsbeleg über 180 Euro von einem Abendessen der fünf Teilnehmer im angesagten Wiener Lokal “Chez Bernard”. Die Kosten trug das Land und somit indirekt der Steuerzahler.
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SPÖ-Transparenzsprecher Reinhold Einwallner wollte der Sache näher auf den Grund gehen und stellte eine Anfrage an Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Ihm stößt sauer auf, dass – wie im WPA-Bericht angeführt – der Landesamtsdirektor sowie drei der vier Bezirkshauptleute (ausgenommen BH-Sprecher Herbert Burtscher) fast nie im Kontakt mit Medien stehen und dennoch ein Medientraining absolvierten. Die Beantwortung der Anfrage bringt nun Licht in die Causa und enthält zudem neue Informationen über bereits zuvor abgehaltene Medienschulungen.

Zunächst zum bekannten Medientraining (2025): Dieses fand bei der Intomedia Medientraining GmbH in Wien statt und umfasste ein zweitägiges Training inklusive Abendeinheit. Die dafür in Rechnung gestellten Kosten von 14.580 Euro bestätigt das Büro des Landeshauptmanns in der Beantwortung. Begründet werden sie wie folgt: “Darin enthalten sind neben den Kosten für Trainerinnen und Trainer auch spezifische Multimedia-Studioräume sowie die individuelle Zusammenstellung der Inhalte, Vor- und Nachbereitung der Teilnehmenden bzw. der Trainerinnen und Trainer und Verpflegung.” Auch die Summe des Abendessens von 180 Euro wird bestätigt.
Mehr als 3400 Euro für Flüge und Hotel
Was bisher noch nicht bekannt war: Zusätzlich fielen für das Medientraining Reisekosten in Höhe von 3451,85 Euro an. Dazu heißt es in der Beantwortung: “Die Wahl der Verkehrsmittel erfolgte im Rahmen des Erlasses über Dienstflüge für Landesbedienstete. Die An- und Abreise der Teilnehmenden erfolgte überwiegend per Flugzeug. Zusätzliche Übernachtungen sowie längere Abwesenheiten im Dienstbetrieb entfielen dadurch. Eine teilnehmende Person hat eine Strecke mit der Bahn zurückgelegt.” Dazu wird auf die Reisegebührenvorschriften des Landes verwiesen.

Mit der Intomedia Medientraining GmbH arbeitet das Land nicht zum ersten Mal zusammen: Im Jahr nahm eine Abteilungsvorständin an einem offenen Training teil. Kostenpunkt: 830 Euro. Im Jahr 2022 wurde ebenfalls bei diesem Anbieter ein zweitägiges Training für vier Personen um 10.092 Euro und ein eintägiges Training für zwei Personen um 5268 Euro gebucht. “Am zweitägigen Training im Jahr 2022 nahmen die vier damaligen Bezirkshauptleute teil. Am eintägigen Training im Jahr 2022 der Landesamtsdirektor und eine Abteilungsvorständin”, entnimmt man der Beantwortung.
Warum in Wien?
Für diesen Anbieter entschied sich das Land Vorarlberg aus folgendem Grund: “Neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die jenen vergleichbarer Anbieter entsprechen, ist für die Zusammenarbeit mit der Intomedia Medientraining GmbH ausschlaggebend, dass dieser Anbieter Fortbildungen für alle Formen der Medienkommunikation anbietet und dafür erforderliche Räumlichkeiten inkl. Multi-Media Infrastruktur gesammelt an einem Standort zur Verfügung stehen. Ein vergleichbares Angebot in Vorarlberg ist uns nicht bekannt.” Schulungen in Vorarlberg biete das Unternehmen nicht an, da es hier nicht auf die entsprechende Infrastruktur zurückgreifen könne.
Auch den Grund, warum die genannten Personen am Medientraining teilnahmen, erfragte Einwallner. Dazu heißt es vonseiten des Landeshauptmanns: “Durch eine professionelle Vorbereitung sollen im Bedarfsfall Medien und die Bevölkerung schnell, klar und zielgerichtet informiert werden können.” Den Bedarf eines Medientrainings nach absolvierten Interviews zu bemessen, greife zu kurz: “Zum einen, weil im Zentrum der Weiterbildung die Vorbereitung auf ein Krisenszenario stand, das hoffentlich nie eintreten wird – wenn doch, muss die Vorarlberger Bevölkerung darauf vertrauen können, dass sich die Behörde dafür so gut wie möglich und umfassend vorbereitet hat. Die genannten Personen vertreten die Behörden nach außen und gehören im Krisenfall der Einsatzleitung an. Zum anderen, weil die Teilnehmenden regelmäßig mit Kommunikation befasst sind. Dies umfasst auch die Vorbereitung von Interviews anderer Personen, die dabei auf die kompetente Unterstützung ihrer Vorgesetzten
vertrauen können müssen.” Den Bedarf für das Medientraining hätten die Teilnehmenden selbst angemeldet, heißt es.
Interessant ist auch die folgende Information: “Im Übrigen gibt es keinen – wie in der Anfrage dargestellt – generellen ‘Sprecher für alle Bezirkshauptmannschaften’.”
(NEUE Vorarlberger Tageszeitung)