Vorarlberg

Senior-Katzen: Warum sich die Adoption lohnt

14.09.2025 • 16:00 Uhr
Senior-Katzen: Warum sich die Adoption lohnt

Ältere Katzen haben im Tierheim oft geringere Vermittlungschancen – dabei können sie treue und ruhige Begleiter sein

Voller Elan spring die kleine Frida aus ihrem Korb, in dem sie vor ein paar Sekunden, noch ruhig und zusammengerollt, geschlafen hat. Die Katzendame läuft schnurrend auf mich zu und reibt den Kopf an meinem Bein. „Die Frida ist ungefähr 18 Jahre alt“, erklärt mir Leiter der Tierpflege, Marco Milohnic.
Zugeben sieht man Frieda durchaus an, dass schon ein paar Jahre seit ihrer Kittenzeit vergangen sind. Trotzdem scheint die Katzenomi noch eine Menge Lebensenergie in sich zu haben. Im Vorarlberger Tierschutzheim in Dornbirn warten derzeit nicht nur junge, verspielte Samtpfoten auf ein neues Zuhause, sondern auch viele Katzen im gesetzteren Alter. Manche von ihnen sind zehn, fünfzehn oder sogar über zwanzig Jahre alt. Doch haben die Tiere überhaupt eine Lebensqualität in diesem hohen Alter?

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Voller Lebenskraft

„Die Lebensqualität kann auch für ältere Katzen sehr hoch sein“, ist sich Milohnic sicher. Natürlich hätten Tiere im Alter – wie Menschen auch – die ein oder andere gesundheitliche Einschränkung. Dennoch unterscheiden sich ältere Katzen im Alltag oft gar nicht so stark von jüngeren. „Auch bei Jungtieren gibt es mittlerweile durch Überzüchtung Krankheiten, Leiden oder Handicaps. Da spielt das Alter nicht unbedingt die entscheidende Rolle“ Im Tierheim Dornbirn wurden schon Katzen vermittelt, die 22 oder 23 Jahre alt waren – ein erstaunliches Alter, wenn man bedenkt, dass Katzen sonst eher 12 und 16 Jahre alt werden. Wichtig sei dabei lediglich, auf die besonderen Bedürfnisse einzugehen: etwa spezielles Futter für Tiere ohne Zähne, sanfte Spielmöglichkeiten oder ein ebenerdiges Zuhause, wenn die Beweglichkeit eingeschränkt ist.

Senior-Katzen: Warum sich die Adoption lohnt
Kater Leo ist neun Jahre jung.DIETMAR STIPLOVSEK

Kuschelbedürftig

Trotzdem haben gerade die älteren Tiere oft eine große Dankbarkeit gegenüber ihren neuen Haltern. Viele genießen es, gestreichelt zu werden, auf der Fensterbank zu liegen und ein paar Minuten am Tag zu spielen – mehr brauchen sie nicht, um zufrieden zu sein. Vor allem die Nähe zum Menschen, Zuwendung und Ansprache geben ihnen Lebensfreude.
Ältere Katzen passen zu Menschen, die es gerne ruhig zu Hause haben“, erklärt Milohnic. Familien mit sehr kleinen Kindern seien oft weniger geeignet, da die Tiere ein ruhiges Umfeld bevorzugen. Kinder, die bereits Verständnis für einen älteren tierischen Mitbewohner mitbringen, können dagegen durchaus passende Begleiter sein und lernen dabei Verantwortungsbewusstsein sowie Rücksichtnahme.

Senior-Katzen: Warum sich die Adoption lohnt
Katzen können auch mal über 20 Jahre alt werden.DIETMAR STIPLOVSEK

Ruhige Partner

Idealerweise sollte die Wohnung oder das Haus wenige Stufen haben, da ältere Katzen nicht mehr so mobil sind. Auch ein geschützter Balkon oder ein kleiner Garten, den die Tiere gefahrlos erkunden können, steigert ihre Lebensqualität enorm. Viel wichtiger als Platz oder Ausstattung seien jedoch Verständnis, Geduld und Einfühlungsvermögen.

Senior-Katzen: Warum sich die Adoption lohnt
Kater Socke ist ungefähr zehn Jahre alt und sehr anhänglich.DIETMAR STIPLOVSEK

Oft übersehen

Die Vermittlungschancen älterer Katzen sind oft geringer als die von Jungtieren. Viele Menschen befürchten höhere Tierarztkosten oder eine kürzere gemeinsame Zeit. Doch Milohnic betont: „Gerade diese Tiere zeigen enorme Dankbarkeit und bereichern das Leben ihrer Menschen auf besondere Weise.“ Wer einer älteren Katze ein Zuhause schenkt, ermöglicht ihr nicht nur einen würdevollen Lebensabend, sondern gewinnt zugleich einen treuen, liebevollen Gefährten – oft mit einem ganz besonderen Charakter und einer tiefen Gelassenheit, die jüngeren Katzen manchmal noch fehlt.