Vorarlberg

„So ein Video kann man nicht faken“

07.11.2025 • 13:45 Uhr
„So ein Video kann man nicht faken“
Katharina Weigert ist amüsiert darüber, wie ihr Video zum viralen Hit wurde. Stiplovsek (3)

Über 9 Millionen Mal wurde das Video von Katharina Weigert (31) aus Feldkirch geklickt. Wie es entstand und warum es „so menschlich und auch so bescheuert“ ist.

Katharina Weigert ist Content-Creatorin und hilft Unternehmen dabei, ihre Videos für die Social Media Zielgruppe zu konzipieren und Videomarketing Strategien zu entwickeln. „Immer predige ich, dass Qualität extrem wichtig sei. Jetzt hat mir mein eigenes Video gezeigt: Humor ist Geschmacksträger Nummer Eins auf Social Media!“

Ebbas großer Auftritt

Die Hintergründe sind rasch erklärt: Katharina hat sich – wie so oft – beim Geige Spielen gefilmt, um ein Social-Media-Video für ihr Laienorchester zu drehen. Während sie sich auf die Musik konzentriert, betritt aber die eigentliche Protagonistin die Bühne: Ebba, der Hund von Katharinas Tante, ist von ihrem Geigespiel scheinbar so angetan, dass sie unbemerkt und in aller Seelenruhe direkt neben Katharina ein Häufchen auf den Teppich macht. Ok, es ist ein Haufen, der sich im Laufe der darauf folgenden Tage zu einem echten „Shitstorm“ der etwas anderen Art entwickeln sollte.

„Ich habe lange überlegt, ob ich es posten soll, bin dann aber von einer Kollegin überzeugt worden, es einfach zu machen. Eigentlich hatte ich nur mit meinen üblichen 30 Mitleids-Likes gerechnet“, erzählt Katharina lachend.

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Total ins Fernsehen geschafft

Umso überraschter war sie, als das Video in den Sozialen Medien regelrecht explodierte. In nur zwei Wochen wurde es über 9,3 Millionen Mal angesehen, 650.000 Mal geteilt, 2500 Mal gerepostet, 4300 Mal kommentiert und erhielt 228.000 Likes. „Es war spannend zu beobachten, wie sich das entwickelt hat. Der Höhepunkt kam dann aber genau zu der Zeit, als ich auf der Orchesterprobe war. Ich wurde angerufen, weil ein Freund von seinem Chef einen Screenshot bekommen hat – von meinem Video in der Sendung TV Total! Die Mitglieder des Orchesters haben sich vor Lachen kaum mehr eingekriegt“, erinnert sich Katharina an ihren „TV-Total-Moment“.

Likes, Nachrichten, Kommentare

Seit ihr Video derart viral gegangen ist, bekommt Katharina täglich hunderte neue Follower. „Ich habe auch viele Direktnachrichten bekommen. Viele schimpfen, dass wir doch mit dem Hund nach draußen gehen sollen. Ich war bei meinen Eltern zu Besuch und wir waren kurz vor der Szene noch Gassi, nur damit das klar ist. Ich habe außerdem als Beweis auch ein Video gemacht, wie ich den Haufen natürlich selbst wegmache“, betont Katharina.

Es sind aber auch andere Nachrichten gekommen: „Die Statistik sagt: Sieben Heiratsanträge, zwei wollen ein Kind von mir und ich habe sicher 50 Lizenzierungsanfragen von verschiedensten Agenturen auf der ganzen Welt erhalten“, zieht sie amüsiert Bilanz.

Menschengemacht

Als Content-Creatorin hat Katharina Weigert auch sehr genau analysiert und überlegt, welche Mechanismen hinter ihrem viralen Hit stecken. „Spießbürgerlich trifft banalen Humor – das ist schon fast ein Stückchen Loriot“, stellt sie fest und grinst. Sie zieht aber auch ein Fazit, das in Zeiten von Künstlicher Intelligenz, gezielter Desinformation und Fake-News Hoffnung macht: „Das Video hat mich gelehrt, dass gerade in Social Media vor allem menschliche Sachen ziehen. Als Content-Creator denkt man oft fünf Mal um die Ecke, um den perfekten Inhalt zu machen. Und dann gehe ich viral – mit so einem Video. Es ist unglaublich, wie schnell das dann geht und wie der Algorithmus das Video in wenigen Tagen fast 10 Millionen Menschen in ihren Feed serviert.“

Weigert habe auch extra dazu geschrieben: „It`s not AI“ („Es ist keine KI“). Angesichts der vielen KI-generierten Videos, die man derzeit in den Sozialen Medien zu sehen bekommt, eine wichtige Info. „So ein Video geplant und bewusst zu produzieren, ist nicht möglich. Hier stimmt zufällig einfach alles: Authentisch, menschlich, eine gute Portion Humor und obendrein noch das perfekte Timing“, lautet ihre Analyse. Diese Erkenntnisse werde sie zukünftig in ihrer Arbeit verwenden können, auf ihr eigenes Profil werde es aber keinen Einfluss haben. „Ich mache so weiter, wie bisher. So ein Video kann man nicht faken. Am spannendsten bleibt einfach das echte Leben“, sagt Weigert.