„Frauen können im Bundesheer viel leisten“

Susannah Gabriel hat geschafft, was zuvor noch keinem Vorarlberger gelungen ist: Sie wurde als Grundwehrdienerin des Jahres ausgezeichnet.
Die Kaserne im Walgau mag vielleicht die größte in Vorarlberg sein, gehört aber in Österreich trotzdem zu den Kleineren. „Wir hier im Vorarlberg, machen ungefähr ein Prozent des Bundeheers von Österreich aus“, erklärt Michael Kerschat, Leiter der Kommunikation des Vorarlberger Bundesheers.
„Umso stolzer sind wir jetzt, dass Susannah Gabriel die Auszeichnung für die Grundwehrdienerin des Jahres nach Hause gebracht hat. Das hatte bisher noch kein Vorarlberger, weder Mann noch Frau.“ Kerschat führt die NEUE zum Gebäude der K.U.-Kompanie. Dort, mitten im Flur, wartet bereits Susannah Gabriel. Im hüftbreitem Stand, in Uniform, mit dem Blick zur Türe gerichtet, steht sie erwartungsvoll da – genau wie man sich das bei einer ausgezeichneten Soldatin so vorstellt.

Im Gespräch selbst zeigt sich schnell die freundliche, offene Natur Gabriels. Die 25-Jährige ist aufmerksam, sehr bescheiden und wirkt äußerst ausgeglichen. Man braucht nicht lange, um zu verstehen, warum sie den Preis zur Grundwehrdienerin des Jahres gewonnen hat.
Dabei war ihr Weg hier her nicht besonders gradlinig. „Ich hatte schon in der Schulzeit Interesse an diesem Beruf, trotzdem ging es sich zeitlich nie aus, dass ich mich da genauer informierte. Nach der Matura habe ich dann ein Geografiestudium angefangen aber schon schnell gemerkt, dass ich das nicht beruflich machen würden.“
So zog Gabriel zurück in ihre Heimatgemeinde Schlins und begann den Militärdienst an der nahegelegenen Walgaukaserne. Seit April 2023 ist es in Österreich möglich, dass auch Frauen den Grundwehrdienst absolvieren können Deswegen gehörte Susannah Gabriel zu einer der ersten Grundwehrdienerinnen des Landes als sie im Herbst 2023 einrückte.

Am richtigen Platz.
Mit einem Lächeln erinnerte sie sich daran. Besonders die Kameradschaft dort hat ihr sehr gefallen. Präsent wird Gabriels Engagement, als das Gespräch auf ihre Auszeichnung zur Grundwehrdienerin des Jahres kommt. Die 25-Jährige wirkt dabei fast ein wenig verlegen. „Ich weiß es tatsächlich noch nicht genau, was es für mich bedeutet“, sagt sie. Natürlich freue sie sich sehr darüber, betont sie. Doch noch wichtiger ist ihr, die Leistung in Relation zu setzen: „In meiner Gruppe und im Zug gab es viele, die genauso motiviert waren oder sogar körperlich noch mehr leisten konnten.“
Das Beste geben
Ihre Ehrung sehe sie daher eher als repräsentative Auszeichnung – stellvertretend für alle Grundwehrdiener, die sich jeden Tag reinhängen.
Gleichzeitig sei ihr bewusst, dass die Kombination aus freiwilligem Grundwehrdienst, weiblicher Pionierrolle und ihrem Einsatzbereich Aufmerksamkeit erzeugt. „Ich möchte nicht sagen, dass es nur daran liegt“, erklärt Gabriel. „Aber es ist auf Bundesebene interessant zu zeigen, dass Frauen zum Bundesheer gehen können und dort viel leisten.“
Im Gespräch wird schnell klar, wie Kameradschaft Gabriels Soldatinnenalltag prägt. Ob lange Märsche mit schwerem Gepäck oder fordernde Gefechtsdienste, alle gehen gemeinsam durch schwierige Situationen. „Wenn man das Gefühl hat, der Rucksack ist viel zu schwer, dann denken sich zehn andere genau dasselbe“, sagt sie. „Jeder leidet gleich viel – das hilft.“
Derzeit befindet sich Susannah Gabriel in der Kaderanwärterausbildung und arbeitet zielstrebig auf den Weg zur Unteroffizierin hin. Langfristige Karrierepläne formuliert sie bewusst vorsichtig, nicht aus Unsicherheit, sondern weil sie Schritt für Schritt dabei vorgehen möchte.
Klar ist jedoch: Die ersten Monate beim Bundesheer haben ihr gezeigt, dass sie am richtigen Platz ist.
