Wirtschaft

Baubranche: Nächste Sanierung in Millionenhöhe

11.06.2024 • 23:00 Uhr
WPA Baustelle WOM
Ein Projekt des in Schieflage gekommenen Bauunternehmens in Rankweil.WPA

Der Generalunternehmer WOM Architektur & Bau GmbH in Dornbirn hat mit seinen Gläubigern einen außergerichtlichen Ausgleich vereinbart.

Die betroffenen Handwerksbetriebe erhalten 30 Prozent ihrer Forderungen innerhalb eines Jahres, verlieren dabei aber gut 1,4 Millionen Euro – der drohende Liquiditätsengpass sei von der Geschäftsführung rechtzeitig erkannt worden, so Sanierungsexperte und Anwalt Tobias Gisinger.

Die aktuelle Krisensituation in der Vorarlberger Bauwirtschaft hinterlässt seit Monaten unaufhörlich tiefe Spuren in der Baubranche und bei vielen dort tätigen Unternehmen, die in der Folge in wirtschaftliche Schieflage geraten.
Das jüngste Beispiel ist jetzt der seit 20 Jahren am Markt tätige

Generalunternehmer WOM Architektur & Bau GmbH in Dornbirn und das wird mit Sicherheit nicht der letzte Fall bleiben. So bestätigte das Unternehmen wpa-Informationen aus der Baubranche, wonach man mit diversen Vorarlberger Handwerksbetrieben einen außergerichtlichen Ausgleich in Millionenhöhe abschließen musste, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.

Engpass

Die WOM Architektur & Bau GmbH hat sich in dieser Angelegenheit den Rat des Dornbirner Anwalts und Sanierungsexperten Tobias Gisinger von der Kanzlei SKBGL geholt. Wie Gisinger im wpa-Gespräch erklärte, sei es dem vorausschauenden und besonnenen Handeln der WOM-Geschäftsführung zu verdanken, dass es diesen außergerichtlichen Ausgleich unter Zustimmung aller Gläubiger jetzt gebe. „Der Hintergrund dieses Ausgleichs war ein drohender Liquiditätsengpass in der näheren Zukunft, der rechtzeitig vorhergesehen und auch richtig eingeschätzt wurde“, so Gisinger. Dadurch sei ein langwieriges und teures gerichtliches Sanierungsverfahren abgewendet und der Fortbestand des Unternehmens gesichert worden.

Forderungen

Vergangene Woche hätten die Gläubiger dem außergerichtlichen Ausgleich zugestimmt. Insgesamt gibt es offene Forderungen in Höhe von 2,1 Millionen Euro. Kleingläubiger mit einer Gesamtsumme von gut 100.000 Euro an Forderungen seien bereits vollständig bezahlt worden. Der Löwenanteil der Forderungen, rund zwei Millionen Euro, entfalle unterdessen auf 17 Handwerks- und Gewerbebetriebe in Vorarlberg. Sie erhalten in zwei Tranchen eine Quote von 30 Prozent, wobei die zweite Tranche im Mai 2025 und damit in gut einem Jahr fällig ist. Banken, öffentliche Einrichtungen oder Kunden seien von dem Ausgleich nicht betroffen, erklärt Gisinger.

Fortführung

Der Ausgleich sei nicht zuletzt auch deshalb gelungen, weil es sich bei den Handwerks- und Gewerbebetrieben um langjährige Geschäftspartner mit entsprechendem Vertrauen handle. Jetzt könne das Unternehmen zusammen mit den Handwerksbetrieben die acht bereits gestarteten Bauprojekte weiterführen und sich an die Realisierung von zwölf weiteren Bauvorhaben machen, die im planerischen Bereich bereits weit fortgeschritten seien. Aufgrund der angekündigten Zinssenkung durch die EZB sei man optimistisch, dass die Zeiten für die Baubranche wieder besser werden, so Gisinger im Namen der WOM-Geschäftsführung.

Gesellschafter

Die WOM Architektur & Bau GmbH wurde 2004 gegründet. Das Unternehmen beschäftigt drei Mitarbeitende und gehört den geschäftsführenden Gesellschaftern Christian Mais, Peter Oles und Helmut Weinhandl. Seit dem Bestehen wurden in Vorarlberg rund 250 Bauprojekte realisiert. Das Tochterunternehmen WOM Bauträger GmbH ist von diesem Ausgleich nicht betroffen. Deren Bauträgerprojekt in Feldkirch-Gisingen sei ausfinanziert und soll nächstes Jahr fertiggestellt werden.

Branchentrend

Dieser Ausgleich ist zwar eine gute Nachricht für den Fortbestand von WOM und dessen Kundenstock. Allerdings kommen jetzt grundsätzlich vermehrt die Handwerks- und Gewerbebetriebe zum Handkuss. So lassen die betroffenen Vorarlberger Betriebe allein im Fall von WOM gut 1,4 Millionen Euro an offenen Forderungen liegen, sofern sie nicht versichert sind.

Dabei ist WOM bei Weitem kein Einzelfall. Beinahe wöchentlich erfährt die wpa-Redaktion von Handwerks- und Gewerbebetrieben, die von teils empfindlichen Forderungsnachlässen berichten, die man schweren Herzens gewähren müsse, um sämtliche Bauprojekte oder die gesammelten Auftraggeber nicht gesamthaft in Gefahr zu bringen.

Günther Bitschnau/wpa