Wirtschaft

Hoffnung für insolventes Vorarlberger Unternehmen

12.03.2025 • 16:43 Uhr
Protec
Visualisierung des Firmenstammsitzes von Protec, der mittlerweile fertiggestellt wurde. Goldbeck Rhomberg / Protec

Masseverwalterin hat Unternehmen zum Verkauf ausgeschrieben und sieht “reale Chance” für einen positiven Abschluss.

Viele Kennerinnen und Kenner der Vorarlberger Wirtschafts- und Technik-Szene mussten Anfang März 2025 wohl zweimal hinsehen, um es glauben zu können: Denn damals wurde bekannt, dass das beinahe 40 Jahre alte Feldkircher Unternehmen Protec Steuerungen + Prozesstechnik GmbH selbst den Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens gestellt hat. Das Verfahren wurde mittlerweile am Landesgericht Feldkirch eröffnet.

Spezialist in Automatisierungs- und Steuerungstechnik

Das Unternehmen mit rund 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist seit Jahrzehnten im Bereich Schaltschrankbau, Automatisierungstechnik und Steuertechnik tätig. Dabei handelt es sich um unverzichtbare Bauteile und Dienstleistungen gerade in vielen Produktions- und Industrieanlagen. Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden die Produkte von Unternehmen wie Protec am Markt benötigt, wenn auch etwas weniger als sonst.

Unternehmen zum Verkauf ausgeschrieben

Deshalb dürfte es aller Voraussicht nach auch eine positive Zukunftsprognose für Protec geben. Masseverwalterin Eva Müller hat das Unternehmen jedenfalls in der Ediktsdatei öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben. Das kommt bei insolventen Unternehmen sehr selten und auch nur dann vor, wenn man davon ausgehen kann, dass sich Interessentinnen und Interessenten finden könnten. Bei Protec dürfte dies also der Fall sein.

Masseverwalterin: Betrieb wird derzeit fortgeführt

“Es ist richtig, dass ich Protec zum Verkauf ausgeschrieben habe. Das interessante Unternehmen hat eine reale Chance darauf, eine Käuferin oder einen Käufer zu finden. Wir hoffen es jedenfalls”, so Müller auf wpa-Anfrage. Der Betrieb werde derzeit fortgeführt. Zudem befinde sich die Betriebsliegenschaft im Eigentum der Schuldnerin. Zur Erinnerung: Das neue Betriebsgebäude von Protec in Feldkirch wurde erst 2022 fertiggestellt.

Fünf potenzielle Investoren im Gespräch

Der geschäftsführende Protec-Mitgesellschafter und Co-Firmengründer Friedrich (Fritz) Amann erklärte auf wpa-Anfrage, dass man sich gegenwärtig in Gesprächen mit fünf potenziellen Investoren befinde, von denen ein Teil auch aus Vorarlberg stamme. Er zeigte sich sehr zuversichtlich, dass Protec in der einen oder anderen Form unter neuen Eigentümern jedenfalls fortgeführt werde. Die Entscheidung könnte schon bis Ende März fallen.

Massive Auffassungsunterschiede unter den Gesellschafterinnen und Gesellschaftern

Angesprochen auf die bislang genannten Insolvenzursachen wie vor allem die Preiskämpfe sagte Amann, dass es einen weiteren, noch nicht öffentlich genannten Grund gebe. “Es gab über viele Jahre hinweg gravierendste Auffassungsunterschiede unter den sieben Gesellschafterinnen und Gesellschaftern über die Führung, Ausrichtung und gerade auch die Finanzierung des Unternehmens. In Kombination mit den dazugekommenen äußeren Umständen, die wir nicht beeinflussen können, blieb nichts anderes übrig als der Gang vor das Insolvenzgericht.” Die zwei Lager innerhalb der Eigentümerschaft hätten schon lange keine einheitliche Linie mehr gefunden, so Amann.

Die Familie Amann hält zusammengenommen 45 Prozent der Firmenanteile und kommt gemeinsam mit Miteigentümer Heinz Reisch auf 55 Prozent. Die restlichen Anteile halten Waltraud Leierer, Sibylle Berger und Heike Caminades.

wpa/red.