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Erfolgreiches Jahr für Raiffeisen

26.04.2022 • 18:29 Uhr
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klaus hartinger

Aufgrund gleich mehrerer Sondereffekte konnte das EGT um 75 Prozent auf rund 105 Millionen Euro gesteigert werden. Heuer wird es schwieriger.

Die Vorarlberger Raiffeisenbankengruppe hat im Geschäftsjahr 2021 nach eigener Darstellung ein „hervorragendes Ergebnis“ erzielt. So stieg das Betriebsergebnis um 33,3 Prozent auf 105,5 Millionen Euro und das Ergebnis nach Risiko (EGT) um 75,2 Prozent auf 104,8 Millionen Euro. Darüber informierten RLB-Vorstandsvorsitzender Wilfried Hopfner und die beiden Vorstandsmitglieder Michael Alge und Jürgen Kessler sowie Neo-Vorstandsmitglied Manfred Miglar bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag in Bregenz. Die Gesamtzahlen des Sektors gelten derzeit noch als vorläufig, da nicht alle Raiffeisenbanken ihre Jahresabschlüsse schon finalisiert haben.

Sonderfaktoren

„Das Jahr 2021 war für die Raiffeisenbankengruppe in Vorarlberg in allen Facetten ein außergewöhnliches Jahr“, so Hopfner. Die deutlichen Zuwächse auf der Ertragsseite lassen sich allerdings auf gleich mehrere, teils einmalige Sonderfaktoren zurückzuführen. So habe sich die Vorarl­berger Wirtschaft im Jahr 2021 nach dem ersten Corona-Schock 2020 äußerst positiv entwickelt. Man blicke auf eine niedrige Arbeitslosenquote und viele offene Stellen, weil die Wirtschaft im Vorjahr derart prosperierte.
Zudem habe die Raiffeisenbankengruppe im Ländle, zu der die Raiffeisenlandesbank und 16 selbstständige Raiffeisenbanken gehören, im Vorjahr zum geplanten Ausbau der Eigenmittel stille Reserven bei Liegenschaften gehoben. Das habe sich „deutlich positiv“ im außerordentlichen Ergebnis widergespiegelt. Und schließlich habe die Raiffeisenbank International RBI nach dem Dividenden-Ausschüttungsverbot im Jahr 2020 im Vorjahr eine Doppeldividende ausgeschüttet. „Wenn’s läuft, dann läuft’s“, so die Raiffeisen-Vorstände. Denn gleichzeitig habe man auch aus anderen Beteiligungen und diversen Immobilientransaktionen einen außerordentlichen Ergebnisbeitrag erzielen können. Würde man diese Sondereffekte außer Acht lassen, so wäre das Betriebsergebnis um fünf Prozent auf 83 Millionen Euro und das EGT nach Risiko aufgrund der sehr geringen Risikokosten um 37 Prozent auf 82 Millionen Euro gestiegen.
Auch die Bilanzzahlen und andere Kennzahlen fernab der GuV-Rechnung zeigen im Vorjahr fast durchgängig eine positive Entwicklung. So stieg die Bilanzsumme der Raiffeisenbanken im Ländle um 7,8 Prozent auf 14,78 Milliarden Euro. Die Forderungen an Kunden (Ausleihungen etc.) legten um 7,8 Prozent auf 9,97 Milliarden Euro zu, während sich die Einlagen von Kunden inklusive Eigenemissionen um 8,1 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro verbesserten.

Notleidende Kredite

Die Gesamtkapitalquote blieb mit 17,4 Prozent konstant. Das Cost-Income-Ratio CIR verbesserte sich von vormals 70,6 Prozent auf 65,8 Prozent – hier gilt: je nDie Gesamtkapitalquote blieb mit 17,4 Prozent konstant. Das Cost-Income-Ratio CIR verbesserte sich von vormals 70,6 Prozent auf 65,8 Prozent – hier gilt: je niedriger, desto besser. Die im Vorjahr sehr überschaubare Risikosituation zeigt sich in der sogenannten NPL Non Performing Loan Ratio, also dem Anteil notleidender Kredite an den Gesamtausleihungen. Diese Kennzahl hat sich gegenüber 2020 sogar noch von 1,4 Prozent auf ein Prozent reduziert. Der für das Risiko zuständige Vorstand Michael Alge verdeutlichte die gute Situation noch mit Euro-Zahlen: „Bei 1,8 Milliarden Euro an Forderungen mussten wir im Vorjahr nur 700.000 Euro wertberichtigen. Das ist historisch niedrig.“

Raiffeisen Vorarlberg Vorstand: Dr. Jürgen Kessler, DI Andreas Dorner, Mag. Michael Alge , KommR Betriebsökonom Wilfried Hopfner, Manfred Miglar (v. l.) <span class="copyright">NEUE</span>
Raiffeisen Vorarlberg Vorstand: Dr. Jürgen Kessler, DI Andreas Dorner, Mag. Michael Alge , KommR Betriebsökonom Wilfried Hopfner, Manfred Miglar (v. l.) NEUE

Neues Vorstandstrio

Neuer Vorstandsvorsitzender der RLB Vorarlberg wird ab Juli Vorstandsmitglied Michael Alge (51). An seiner Seite stehen Vorstand Jürgen Kessler (52, Immobilien, Finanz- und Kapitalmärkte, Controlling, Organisation, IT etc.) und das neue Vorstandsmitglied Manfred Miglar (48, Markt). Er arbeitete zuvor unter anderem bei der RLB Tirol und der Uniqa Versicherung Tiro


Eine Fortschreibung dieses Ergebnisses im Jahr 2022 wird es nicht geben, man

Eine Fortschreibung dieses Ergebnisses im Jahr 2022 wird es nicht geben, man rechne mit einem deutlich geringeren Ergebnis. Darüber sind sich die Raiffeisen-Vorstände einig. Denn die politische und wirtschaftliche Situation habe sich in den vergangenen Monaten in Europa doch deutlich geändert. „Wir stehen vor großen Herausforderungen.“ Hier seien unter anderem die Zinssituation und die Frage einer Anhebung der Leitzinsen, die steigende Inflation und das Einbremsen der Konjunktur sowie nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine zu nennen. „Das ist alles eine sehr herausfordernde Gemengelage“, so Wilfried Hopfner. Auch die RBI, an welcher Raiffeisen Vorarlberg drei Prozent der Anteile hält, ist in ihrem operativen Geschäft von den Vorgängen in Osteuropa massiv betroffen, was wiederum Auswirkungen auf die Dividende haben wird.
Dennoch zeigt sich der scheidende Vorstandsvorsitzende Wilfried Hopfner optimistisch, dass Raiffeisen Vorarlberg auch diese Situation meistern werde. Hopfner wird bekanntlich Ende Juni 2022 pensionsbedingt bei der Bank ausscheiden. Er gehörte dem Vorstand 30 Jahre lang an, davon 13 Jahre als Vorstandsvorsitzender.

Günther Bitschnau