James Bond und ein flüssiges Tiramisu

Als Barkeeper ist man ja fast Koch“, sagt Bernd Neubauer. Aus einer großen Auswahl an Zutaten den perfekten Drink für einen Gast zu kreieren ist die Leidenschaft des 34-Jährigen.
Neubauer ist Barchef im Bregenzer Pier69 und sorgt allabendlich für feinste Cocktails, darunter alte Klassiker ebenso wie neue und teils eigene Kreationen. Die Begeisterung für gepflegte Trinkkultur begann vor einigen Jahren auf einem Fest der Tourismusschule Bad Gleichenberg, die der gebürtige Burgenländer besuchte. „Dort habe ich zum ersten Mal Barkeeper gesehen, die auch ein bisschen Show gemacht haben, das hat mich direkt fasziniert. Später habe ich in der Hotellerie im Service gearbeitet und bin immer weiter in Richtung Bar gerutscht, da habe ich meinen Platz gefunden“, lacht der Wahl-Bregenzer. Mittlerweile ist sein Name bei weitem nicht nur in Vorarlberg bekannt – dafür haben ein guter Ruf, die Freude am Reisen und die Teilnahme an vielen Wettbewerben gesorgt.

Anspruchsvoller Wettbewerb

Aktuell steht Neubauer, ebenso wie sein Stellvertreter Malte Vogel, sogar im Semi-Finale der „World Class Competition“ des weltweit größten Spirituosenherstellers Diageo. Dieser Wettbewerb gilt in der Bar-Szene als einer der anspruchsvollsten und elitärsten.
„Für gehobenes Essen gibt es den Begriff ‚Fine Dining‘, Diageo möchte dazu passend das ‚Fine Drinking‘ etablieren“, erklärt Bernd Neubauer. Gefordert waren entweder ein leichter Aperitif mit Gin oder aber ein Rumcocktail. Wichtig: Nicht nur das Getränk wird bewertet, sondern auch das Drumherum: Lokalität, Nachhaltigkeit, Präsentation und Vermarktung des Drinks sowie die Story dahinter – und die ist bei Neubauer ebenso raffiniert wie romantisch.

Von Bond inspiriert

„Ich bin ein großer Fan der James Bond-Filme“, verrät der 34-Jährige, „und Bond trinkt ja bekanntermaßen meist einen Dry Martini. In ‚Casino Royal‘ mischt er seiner großen Liebe Vesper Lynd einen Vesper Martini. Ich habe versucht, beides zu kombinieren.“
Dabei heraus kam „Bond‘s Love“, eine elegante Kreation mit Gin und den Aromen von Kamille, Apfel und Basilikum. Neubauers Stellvertreter Malte entschied sich für die Variante mit Rum. Sein Dessert-Cocktail „The Biscuit“ mit vielen, aufwändig selbst hergestellten Komponenten ist quasi ein flüssiges Tiramisu.

Überraschungsbesuch

Mit diesen beiden Drinks galt es, die Jury zu überzeugen. Wann das geschieht, weiß man als Kandidat jedoch nicht genau. „Es gibt eine Bewertungsphase von fast einem Monat, währenddessen können die Juroren jederzeit auftauchen und testen – sogar, wenn der Barkeeper gar nicht da ist. In diesem Fall gilt es, sich auf die Kollegen zu verlassen.“ Neubauer und Vogel waren beim Jurybesuch glücklicherweise selbst anwesend. Die Juroren kamen gleich am erstmöglichen Tag. „Wir hätten vielleicht noch eine Stunde gebraucht, um wirklich perfekt vorbereitet zu sein, aber ich glaube, es ist ganz gut gelaufen“, gibt sich der Pier69-Barchef optimistisch.

Finale

Wenn die beiden Cocktails aus Bregenz überzeugen können, geht es zum deutschsprachigen Finale nach Hamburg. „Das wäre schon klasse“, sagt Neubauer. Denn wer in Hamburg gewinnt, darf dann weiter zum internationalen Finale in Brasilien: „Es würde mich sehr reizen, in São Paulo meine Leidenschaft und das Pier69 repräsentieren zu dürfen.“
Die Entscheidung fällt Ende April – bis dahin müssen sich die beiden Mixologen noch gedulden. es gibt genug zu tun: „Wir möchten die Barkultur in Vorarlberg noch weiter vorantreiben“, beschreibt Neubauer ein großes Ziel. „Es gibt im Land bereits ein hohes Niveau und eine gute Klientel, auch und gerade in Bregenz. Das möchten wir weiter vorantreiben.“ Vielleicht hilft es ja, einen „Bond‘s Love“ oder „The Biscuit“ zu bestellen.