Familie, Feuer, Feuerwasser

Wo dieser Mann ist, wird gebrannt: Gerhard Kreutz hat seine Leidenschaft für Whisky und Feuerwerke zum Beruf gemacht. Auch Tochter Alexandra ist mit im Boot.
Irgendwo in Vorarlberg führt eine schwere Tür in einen Stollen, in dem Fässer an einer Wand und kleine Pakete in Containern lagern. Erst einmal unscheinbar, doch Kennern geht das Herz auf: In den Fässern reifen feinste Spirituosen, in den Paketen befinden sich Pulvermischungen, die zu wunderschönen Raketen werden.
Herr über den Stollen und seinen Inhalt ist Gerhard Kreutz aus Koblach. Der 61-Jährige liebt Whisky und Feuerwerke und machte seine beiden Leidenschaften kurzerhand zum Beruf. Gefeuerwerkt wird unter dem Namen „McPyro“, gebrannt und getrunken in der Greißlerei „Genuss am Gaumen“ in Götzis. Letztere war ursprünglich eine reine Vinothek, doch mittlerweile findet man dort über 600 feinste schottische Single Malt Whiskys, viele davon kann man probieren.
Die erste Schottland-Reise war es, die Gerhards Begeisterung für das „Wasser des Lebens“ – oder „uisge beatha”, wie es bei den Schotten heißt – weckte. „Wenn man einmal in Schottland war, weiß man, wo die Heimat des Whisky ist“, so der Koblacher.
Also wurden die edlen Tropfen mit ins Sortiment der damaligen Vinothek aufgenommen, und der Schwerpunkt verlagerte sich langsam von Wein in Richtung Whisky.

Zufall
Noch davor entstand „McPyro“, aus einem Zufall heraus, wie Gerhard erzählt: „Ich war zum Fischen am Bodensee, da fand gerade das Seenachtsfest statt. Die Feuerwerke haben mich so fasziniert, dass ich beschlossen habe, das auch machen zu wollen.“
Bereits kurze Zeit später machte er die Ausbildung zum Pyrotechniker und legte los. „Ich habe langsam angefangen, mich aber immer weiter gesteigert, denn man will sich natürlich stetig verbessern. Auch, wenn man das perfekte Feuerwerk wahrscheinlich bis zum Ende seines Lebens nicht herbringt – für die Zuschauer ist es zwar toll, aber als Pyrotechniker denkst du in Millisekunden, und da wird immer etwas nicht passen.“
Was hingegen sehr gut passt, ist Gerhards Zusammenarbeit mit Tochter Alexandra. Die 35-Jährige ist schon lange mit im Geschäft, sowohl im „Genuss am Gaumen“ wie auch bei „McPyro“. Anfangs noch nebenberuflich, seit zehn Jahren aber Vollzeit. Papas Feuerwerke gefielen ihr schon als Kind, mit 18 machte Alexandra direkt die Ausbildung zur Pyrotechnikerin. Und auch, was das „Feuerwasser“ angeht, teilt sie Gerhards Leidenschaft: „Papa hat mich mit Whisky angesteckt, wir haben uns dann gegenseitig ein bisschen hochgeschaukelt“, sagt sie grinsend.
„Bei uns funktioniert es bestens, wir haben zwar ab und zu Meinungsverschiedenheiten, aber die gibt es in jedem Betrieb. Da muss man das Vater-Tochter-Verhältnis der Arbeit zuliebe manchmal zur Seite stellen. Aber bis jetzt haben wir das gut gemeistert“, meint Gerhard. Vervollständigt wird das Team durch Gerhards Lebensgefährtin, die ebenfalls Alexandra heißt und überall eingebunden ist.

Pandemie-Folgen
Das Teamwork klappt also gut – eine echte Herausforderung war dagegen die Coronapandemie und ihre Folgen. Es gab keine Veranstaltungen mehr, demnach auch keine Feuerwerke, das „Genuss am Gaumen“ musste die meiste Zeit über schließen. Gerhard und Alexandra stampften kurzerhand einen Online-Shop samt Lieferservice aus dem Boden, der gut funktionierte. Weniger gut lief es für die Pyrotechnik: „Feuerwerke sind seit Covid quasi tot“, sagt Gerhard. „Die Politik legte Vereinen und Veranstaltern auch nach der Pandemie nahe, auf Feuerwerke zu verzichten. Wir werden als Umweltsünder abgestempelt, obwohl wir Pyrotechniker im Verband ein Gutachten haben erstellen lassen, welches zeigt, dass Feuerwerke lediglich für 0,2 Prozent des Feinstaubanteils verantwortlich sind, nicht für 28.“ Alexandra ergänzt: „Es braucht halt einen Sündenbock.“ Als Alternative und Ergänzung gibt es jetzt auch Feuershows im Programm von „McPyro“.
Und so richtig gebrannt wird auch für den Gaumen: 2015 startete Gerhard Kreutz mit seinem eigenen Whisky, dem „Krinnawible“, das strikt nach schottischen Richtlinien hergestellt wird. „Ich habe definitiv mein Lehrgeld zahlen müssen“, sagt Gerhard lachend, „aber mittlerweile haben wir schon sechs eigene Abfüllungen. Und bei Blindverkostungen kam noch nie jemand darauf, dass dieser Whisky nicht aus Schottland ist. Das macht schon Spaß“. Na dann – Slàinte!
Genuss am gaumen
Im Buch 15, 6840 Götzis
Telefon: 0664/437 38 47
Online: www.genussamgaumen.at
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 17–20 Uhr, Samstag 10–13 Uhr.
Über 600 schottische Single Malts, Spirituosen, Wein, Feinkost, diverse Verkostungen.