Bahnhof: „Der heilige Kübel von Bregenz“ weicht mit viel Kritik

In der Bregenzer Stadtvertretungssitzung am Donnerstag fiel die finale Entscheidung über den Bahnhof der Landeshauptstadt – mit einigen kritischen Stimmen.
Das Ergebnis der Jury-Sitzung im Februar hat die Richtung bereits gewiesen, nun wurde sie endgültig beschlossen: In der Bregenzer Stadtvertretungssitzung am Donnerstagabend fiel die Abstimmung über den neuen Bregenzer Bahnhof wie erwartet zugunsten der Variante vier aus. Ohne Stolpersteine lieg die Sitzung jedoch nicht ab.
Der Neubau wird am jetzigen Standort errichtet, es wird eine Unterführung geben – so viel ist klar. Tatsächlich auch ein Beschluss-Meilenstein in der Geschichte der Bregenzer Bahnhofsplanung. „Heute ist ein besonderer Tag für die Zukunft unserer Stadt“, fand Mobilitätsstadtrat Robert Pockenauer (SPÖ) deshalb und dankte der Stadtvertretung dafür, dass die „lösungsorientierte Sachpolitik gemeinsam gelungen“ sei.
Rauth bringt Diskussion ins Rollen
Weniger blumige Worte fand ÖVP-Stadtrat Michael Rauth, insbesondere, was die Beschlussvorbereitung der Stadt für die Stadtvertretungssitzung anging. Ein Abänderungsantrag der ÖVP, der die Grundbesitzer mehr habe einbeziehen wollen, sei nicht berücksichtigt worden, werde aber dennoch aufrechterhalten. Die zur Sitzungsvorbereitung erhaltenen Unterlagen und Fristen seien jedoch “eine Zumutung” gewesen. Zudem schmücke sich Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) mit fremden Federn: „Man sollte immer nur das für sich selbst beanspruchen, was einem zusteht“, meinte er mit Verweis auf frühere Bahnhofsplanung unter dem ehemaligen ÖVP-Bürgermeister Markus Linhart, welche der heutigen Variante ähneln würden.
Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) versuchte zu schlichten: „Wir sollten nicht schon in den Wahlkampf einsteigen, sondern den Bürgerinnen und Bürgern Rechenschaft ablegen.“ Eine „Showkampfgeschichte“ habe „auf kommunaler Ebene nichts verloren.“ Ebenso müsse man bedenken: „Die schwierigste Geschichte liegt noch vor uns“ – es sei nicht damit zu rechnen, dass „übermorgen die Bagger anrollen“.
“Nicht mehr ausgekannt”
Dass die Art der Kommunikation über teils noch nicht unterschriebene Verträge von den Grundstückseigentümern bekrittelt wurde, bestätigte aber auch Michael Sagmeister (NEOS), ebenso wie die Sitzungsvorbereitung: „Ich habe mich teilweise nicht mehr damit ausgekannt, was wir jetzt eigentlich abstimmen.“ Gleichzeitig verwies auch er auf die Bedeutung der Abstimmung, allerdings mit Humor: “Es gibt einen Google Maps Eintrag namens ‘Der Heilige Kübel von Bregenz. Diese Kübel (gemeint sind die Eimer, die von den Decken herumtropfendes Wasser auffangen, Anm. d. Red.) stehen für ein Sinnbild der Entwicklung der letzten Jahre. Hoffentlich landet ein solcher Kübel in einem Glasschrank im Vorarlberg Museum.” Gleichzeitig erklärte sein Parteikollege Alexander Moosbrugger, dass man aufgrund schlecht vorbereiteter Unterlagen so nicht abstimmen werde.
Bürgermeister Ritsch berichtete deshalb vor der Abstimmung noch vom ursprünglichen Plan, erst im April abzustimmen – vor allem zeitliche Gründe aber hätten das erschwert. Die ÖBB jedenfalls ziehen heuer noch in einen provisorisch errichteten Bahnhofscontainer, da der jetzige Bahnhof nicht mehr erhaltungsfähig sei, so Ritsch. Es gebe allerdings noch Gespräche, wo genau der Container stehen werde.
Der Grundsatzbeschluss zur Variante 4a wurde jedenfalls zu Ende der Sitzung abgestimmt – mit nur einer Gegenstimme von Moosbrugger.