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Cybercrime und Angriffe mit Messern

25.03.2024 • 17:25 Uhr
Walter Filzmaier, Philipp Stadler
Der stellvertretende Landespolizeidirektor Walter Filzmaier (o.), LKA-Chef Philipp Stadler.VOL.AT

Am Montag wurde die Polizeiliche Anzeigenstatistik präsentiert. Es gibt einige klare Problemfelder.

Um insgesamt 6,6 Prozent mehr Anzeigen mehr als im Jahr 2022 stellte die Polizei Vorarlberg 2023 an die Staatsanwaltschaften – übersetzt handelt es sich dabei um 22.492 angezeigte Delikte. Das ist eine relativ auffallende Zunahme, welche der stellvertretende Landespolizeidirektor Walter Filzmaier und der Leiter des Landeskriminalamts, Philipp Stadler, jedoch vor allem mit dem Weegfall der pandemiebedingten Einschränkungen im öffentlichen Leben begründeten. Die Sicherheitslage in Vorarlberg sei nach wie vor stabil. Erfreulicherweise stieg nämlich auch die Anzahl der geklärten Delikte um 8,4 Prozent. Verhältnismäßig konnte die Auflärungsquote um ein Prozent auf 62,5 Prozent verbessert werden. Somit ist sie österreichweit bereits zum achten Mal in Folge die höchste. „Ich spreche meinen Dank an die Vorarlberger Polizistinnen und Polizisten aus, die durch ihre tolle Arbeit dazu beitragen, dass dies gelingt“, so Filzmaier.

Walter Filzmaier, Philipp Stadler
Walter Filzmaier, Philipp Stadler

Insgesamt wurden 16.244 Tatverdächtige angezeigt um 6,9 Prozent mehr als 2022. Der Anteil der sogennanten fremden Tatverdächtigen, also Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft, stieg dabei von 43,8 Prozent auf 45,2 Prozent an. Hierbei handelt es sich vor allem um deutsche Staatsbürger, gefolgt von türkischen und rumänischen Personen. 46 Prozent von ihnen waren in Österreich erwerbstätig, elf Prozent sind Touristen und sechs Prozent Asylwerber, wie Stadler informierte.

Internetkriminalität gestiegen

Als eines der Hauptproblemfelder erwies sich auch 2023 wieder die Internetkriminalität. „Sie ist in den letzten zehn Jahren kontunierlich gestiegen und auch während der Pandemie kaum abgeflacht“, so Stadler. Im vergleich zu 2022 gab es ganze 23,3 Prozent mehr Delikte im Internet. Besonders zahlreich waren dabei Erpressungen wie etwa „Sextortion“ (Personen werden von vermeintlichen Internetflirts zu Nacktfotos oder Videos, teils mit sexuellen Handlungen, bewegt, die von den Tätern aufgezeichnet und anschließend zu Erpressungszwecken verwendet werden), die um 34 Prozent stiegen.
Die Polizei unterscheidet dabei zwischen Cybercrime in engeren Sinn, welche klassische Hacker-Angriffe umfassen, Internetbetrug sowie sonstiger Kriminalität im Internet. Unter letztere fallen alle Straftaten mit Tatörtlichkeit Internet, welche nicht als Cybercrime in engeren Sinn oder Internetbetrug gelten, sowie Pornographische Darstellung Minderjähriger und Anbahnung von Sexualkontakten zu Unmündigen. Ingesamt wurden 2685 Anzeigen der Internetkriminalität erfasst, davon 412 im Bereich Cybercrime. Der Gesamtheit der Internet-Delikte steht eine Aufklärungsquote von 31,2 Prozent gegenüber.
Auch die Anzahl der Gewaltdelikte ist angestiegen – mit 1.512 Anzeigen um 10,9 Prozent. Bei 61,9 Prozent der begangenen Gewaltdelikte ging eine Beziehung zwischen Täter und Opfer voraus. Zwei vollendete Morde mit einem männlichen und einer weiblichen Toten wurden 2023 verzeichnet.

Häufige Messer-Attacken

Auffällig: Auch im letzten Jahr war die Stichwaffe wieder die am häufsten verwendete Waffe. „Die Polizei bemerkt bei gewalttätigen Auseinandersetzungen, dass häufig Messer im Spiel sind. Eine bedenkliche Entwicklung“, so Stadler. Diese ist nicht nur in Vorarlberg sichtbar – österreichweit gab es in den letzten Monaten zahlreiche Messer-Angriffe, allein im Wiener Bezirk Favoriten etwa wurden im März diesen Jahres sechs Messerattacken mit teils schweren Körperverletzungen angezeigt.
Gestiegen ist auch die Anzahl der Raubdelikte mit 67 angezeigten Straftaten in Vorarlberg im Jahr 2023 im Vergleich zu den 53 im Jahr 2022. Besorgniserregend: Der Großteil davon wurde von Jugendlichen verübt. „Da steht oft gar nicht die Bereicherung im Vordergrund, sondern die Tat an sich. Oft fehlt das Bewusstsein, jemandem damit Schaden zugefügt zu haben“, so Stadler. Viele Jugendliche filmen von ihnen begangene Straftaten – nicht nur Raubdelikte – auch mit dem Handy. Für die Polizei zumindest ein Beweismittel, für die Opfer meist eine weitere Erniedrigung.
Um einen weiteren Anstieg der Jugendkriminalität einzudämmen, werden nun bundesweit besondere Einsatzgruppen gegründet – auch in Vorarlberg ist man bereits in Aktion getreten.