Ein “blaues” Auge für Markus Wallner

Die Landtagswahlen in Vorarlberg sind geschlagen. Das von Landeshauptmann Markus Wallner herbeizitierte “Duell” erweist sich als brillanter Schachzug – ein Kommentar.
Nun steht es also, das Ergebnis der Landtagswahl. Und trotz Verlusten hat das von Markus Wallner ausgerufene Duell einen klaren Sieger hervorgebracht. Die Vorarlberger Bevölkerung hat dem Langzeitlandeshauptmann sein Vertrauen ausgesprochen, allerdings mit Einbußen. Auch wenn der Wahlkampf größtenteils sachlich und themenorientiert verlief, Korruptionsvorwürfe, Pandemie, zu wenig leistbarer Wohnraum, Teuerung und der Bruch mit dem grünen Regierungspartner haben Spuren im Gesicht des Frastanzer ÖVP-Chefs hinterlassen.
Verloren hat Christof Bitschi nur das herbei geschriebene Duell, die Wahl haben die Vorarlberger Freiheitlichen aber eindeutig gewonnen, den Rückenwind der Nationalratswahl genutzt und ihren Stimmenanteil mehr als verdoppelt. Zugegeben, der „Blaue“ aus Brand konnte mit seinem Image des hart arbeitenden Mannes aus den Bergen punkten und zeigte sich auch im Wahlkampf unaufgeregt und souverän. Ob der Wahlausgang damit in einer Regierungsbeteiligung mündet, bleibt aber angesichts der verschiedenen Möglichkeiten, die das endgültige Ergebnis nun eröffnet, abzuwarten – auch wenn der freiheitliche Flirt mit der Volkspartei klar auf der Hand liegt.
Als großer Verlierer vom Platz gehen die Grünen, die das deutlichste Minus zu verkraften haben. Die Niederlage der Bundes-Grünen bei den Nationalratswahlen hat sich wohl auch auf das Ergebnis im Ländle ausgewirkt. Und vielleicht auch das nahezu unerschütterliche Verhältnis zu Umweltministerin Leonore Gewessler. Dass sich die Vorarlberger Bevölkerung ungern aus Wien oder noch schlimmer aus Brüssel etwas vorschreiben lassen will, ist nicht neu. Und hier hat sich der grüne Regierungspartner vielleicht zu wenig eindeutig im Sinne der regionalen Interessen positioniert.
Wieder einmal enttäuscht hat die SPÖ. Mit Mario Leiter sollte der Kurswechsel gelingen, geworden ist es, ähnlich wie auf Bundesebene, ein Ergebnis, das niemanden zufriedenstellen kann. Leiter wirkte im Vorfeld zwar motiviert und über Strecken sympathisch, thematisch konnte er aber mit seinen Konzepten nicht wirklich punkten. Vielleicht hat ihm schlichtweg die Erfahrung im landespolitischen Schlagabtausch gefehlt, ein Rathaus ist halt doch noch lange kein Landhaus.
Als erfolgreich darf Claudia Gamon ihre erste Spitzenkandidatur in Vorarlberg bezeichnent. Die Neos etablieren sich weiter und bleiben eine fixe Größe im Bundesland ihres Gründers. Gekommen, um zu bleiben und sicher eine weitere, wehrhafte Stimme im Landhaus, die den politischen Diskurs erfrischen wird.
Nun liegt es vordergründig an Markus Wallner, für Stabilität zu sorgen. Auch wenn alle Zeichen auf einen Mitte-Rechts-Kurswechsel hindeuten, der doch überraschende Wahlausgang lässt für die Regierungsverhandlungen nahezu alles offen. Denn ein schiefer Haussegen heißt noch lange nicht, dass die schwarz-grüne Beziehung nicht zu kitten wäre – alte Liebe rostet bekanntlich nicht und könnte mit einer pinken Reformkraft als Mediatorin die nötige Stabilität bedeuten, die sich Wallner vor der Wahl gewünscht hat.
Das „blaue“ Auge mag zwar das politische Gesicht des Landeshauptmanns zeichnen. Wie aber auch im echten Leben, wechseln Veilchen gerne die Farben, und können durchaus grün, pink oder rot werden.
(NEUE Vorarlberger Tageszeitung)