Chancengleichheit in der Arbeitswelt fördern

Das Büro für Berufsintegrationsprojekte bietet umfassende Unterstützung für Jugendliche und junge Erwachsene mit Benachteiligungen auf dem Weg ins Berufsleben.
Beheimatet in Hohenems, arbeitet das Büro für Berufsintegration im Rahmen der Berufsausbildungsassistenz. „Wir begleiten, fördern und stärken Jugendliche und junge Erwachsene mit Unterstützungsbedarf während ihrer Berufsausbildung“, erklärt Geschäftsführer Simon Öhe. Ziel sei ein erfolgreicher Abschluss der Ausbildung, wobei die Berufsausbildungsassistenz sowohl für die verlängerbare Lehre als auch für die Teilqualifikation (siehe Kasten Ausbildungsformen) gilt. „Es gibt Anforderungen in der Ausbildung, die für benachteiligte Jugendliche schwer zu erfüllen sind. Durch unsere 21-jährige Erfahrung in diesem Bereich kennen wir die Anforderungen sehr gut und können individuelle, lösungsorientierte Begleitung anbieten“, so Öhe weiter. „Wir sensibilisieren sowohl das Ausbildungssystem als auch die Gesellschaft und unterstützen die Jugendlichen in der Entwicklung ihrer sozialen Kompetenzen und individuellen Fähigkeiten.“

Großes Netzwerk
In Zusammenarbeit mit Ausbildungsbetrieben, Berufsschulen, Erziehungsberechtigten und Systempartnern wird dieses Ziel verfolgt. Gefördert wird das Projekt vom Sozialministeriumservice, das auch als zentrale Anlaufstelle fungiert. „Im Rahmen unserer Arbeit zur beruflichen Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen greifen wir auf ein gut ausgebautes Netzwerk von Menschen, Organisationen, sozialen Dienstleistern und Behörden zurück. Unser Büro ist Teil der NEBA-Initiative“, ergänzt Öhe.
Das Netzwerk Berufliche Assistenz bietet zahlreiche kostenlose Unterstützungsleistungen und ist ein zentraler Faktor der österreichischen Arbeitsmarktpolitik für benachteiligte Menschen.
Geschichte
Das Büro für Berufsintegrationsprojekte wurde 2003 als Einzelunternehmen durch Kurt Öhe gegründet. Der Start der Berufsausbildungsassistenz, nach Erhalt des Auftrages vom Sozialministerimservice, erfolgte mit einer Mitarbeiterin. 2007 gab es den Firmenumzug in den Bäumler Park in Hohenems, wo die Firma noch heute seinen Sitz hat. Damals waren sechs Mitarbeitende an Bord. Ein Jahr später wurde die Partnerfirma „dafür“ gegründet. 2017 wurde dann Simon Öhe Geschäftsführer, und zwei Jahre später ging Firmengründer Kurt Öhe in Pension. Aktuell hat das Büro für Berufsintetrationsprojekte 18 Mitarbeitende und begleitet jährlich 450 bis 500 Jugendliche und junge Erwachsene im Rahmen der Berufsausbildungsassistenz.
Voraussetzungen
Das Angebot der Berufsausbildungsassistenz richtet sich konkret an Jugendliche und junge Erwachsene, die eine Ausbildung beginnen möchten, sich aber unsicher sind, ob sie dies alleine schaffen. Dazu zählen jene, die in der Schule sonderpädagogischen Förderbedarf hatten, keinen oder einen negativen Abschluss der Neuen Mittelschule vorweisen und Menschen mit Benachteiligung im Sinne des Behinderteneinstellungsgesetzes beziehungsweise des jeweiligen Landesbehindertengesetzes. Auch wenn das AMS keine reguläre Lehre vermitteln kann oder Jugendliche in ihrer laufenden Lehre in der Berufsschule an ihre Grenzen stoßen, bietet die Berufsausbildungsassistenz Hilfe.

Die unterstützende Begleitung umfasst die verlängerbare Lehre und die Teilqualifikation. „Diese Alternativen zur regulären Lehre bieten Jugendlichen mit speziellem Unterstützungsbedarf die Möglichkeit, einen Ausbildungsabschluss zu erreichen“, erklärt Bereichsleiterin Heike Ellensohn-Marte. Die 58-jährige Götznerin, die 20 Jahre in der Wirtschaft tätig war, wechselte in den Sozialbereich und arbeitet seit 2006 im Büro für Berufsintegrationsprojekte in Hohenems.
Jugendcoaching erforderlich
Eine verlängerte Lehre oder Teilqualifikation ist in jedem Lehrberuf möglich, jedoch muss zuvor ein Jugendcoaching abgeschlossen werden. „Unser Partner, die Firma ‚dafür‘, ist dafür zuständig. Dort wird festgestellt, welche Ausbildungsform passend ist und welche beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten bestehen“, so Ellensohn-Marte. „Die Kollegen von ‚dafür‘ unterstützen auch bei der Lehrstellensuche.“
Ausbildungsformen
Als Alternative zur regulären Lehre gibt es die Möglichkeit, eine verlängerbare Lehre oder Teilqualifikation zu absolvieren. Dank dieser Ausbildungsformen können auch Jugendliche mit speziellem Unterstützungsbedarf einen anerkannten Ausbildungsabschluss erreichen.
Verlängerbare Lehre: Im Rahmen einer verlängerbaren Lehre kann die Lehrzeit um ein beziehungsweise maximal zwei Jahre verlängert werden, um den Jugendlichen mehr Zeit zum Erlernen des Lehrstoffes und der praktischen Inhalte zu geben. Der Besuch der Berufsschule ist verpflichtend, abgeschlossen wird mit einer Lehrabschlussprüfung.
Teilqualifikation: Der Fokus der Teilqualifikation richtet sich auf den Erwerb praktischer Fähigkeiten eines Lehrberufs. In dieser Form sollen die relevanten Ausbildungsteile eines Berufsbildes erlernt werden. Die Teilqualifikation endet mit einer individuell festgelegten Abschlussprüfung über die erlernten Inhalte der Ausbildung.
Eine Lehrstelle oder Zusage für einen Ausbildungsplatz ist Voraussetzung, um die Berufsausbildungsassistenz in Anspruch nehmen zu können. „Für die Jobsuche sind wir nicht zuständig“, stellt Öhe klar. „Wir kommen erst danach ins Spiel.“ Der 43-jährige Frastanzer kann sich dabei auf ein starkes Team verlassen, das aus hoch qualifizierten Experten besteht. „Wir sind ein multiprofessionelles Team mit Abschlüssen in Pädagogik, Erziehungswissenschaften, Sozialer Arbeit, Psychologie, Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften und Philosophie. Wir bringen umfassende Erfahrung sowohl im Sozialbereich als auch in der Vorarlberger Wirtschaft mit.“

Hilfe in vielen Bereichen
Zu den Aufgaben der Berufsausbildungsassistenz zählen unter anderem der regelmäßige Kontakt zu den Klientinnen und Klienten, den Betrieben und den Berufsschulen während der gesamten Ausbildungsdauer, Unterstützung beim Nachhilfeunterricht, das Finden gemeinsamer Lösungen bei Problemen sowie die Vorbereitung auf die Lehr- oder Abschlussprüfung.
Für Unternehmen, die Jugendliche mit Benachteiligungen ausbilden, bieten AMS, WKO und das Sozialministeriumservice verschiedene Fördermöglichkeiten an. „Der Abschluss der Teilqualifikation ist in einzelnen Kollektivverträgen mittlerweile anerkannt und in einer eigenen Lohngruppe verankert“, weiß Bereichsleiterin Heike Ellensohn-Marte.
„Unsere Mission ist es, Chancengleichheit in der Arbeitswelt zu fördern und die langfristige Integration unserer Klienten in die Gesellschaft zu gewährleisten“, sagt Simon Öhe abschließend im Gespräch mit der NEUE am Sonntag.