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Herzlich und mit außergewöhnlich gutem Geschmack

01.12.2024 • 18:00 Uhr
Herzlich und mit außergewöhnlich gutem Geschmack
Diana Binder führt in Lochau ein „außergewöhnliches“ Blumengeschäft.hartinger

Diana Binders Blumengeschäft ist ein Geschäft mit Herz. Hier darf jede und jeder eigen sein und eigene Dinge finden. Grußkarten, Porzellan und natürlich Blumen. Die international erfahrene Floristin gestaltet auch Events floral und hat immer ein Lächeln und einen Kaffee übrig.

Von Miriam Jaeneke
neue-redaktion@neue.at

In Diana Binders großzügigem Blumengeschäft in Lochau, dem „außergewöhnlich“, finden viele Dinge und Begegnungen ihren Platz. Ihren weitläufigen Laden hat Binder in lockere Themenecken gruppiert: Schnittblumen, die Blumen am Fenster neben dem alten Eisenofen, immergrüne Topfpflanzen. Die Kaffeeecke, wo der Kaffee für die Gäste gemacht wird, die Sofaecke, wo tagsüber der Kaffee, abends Wein zum Austausch oder zur Pause getrunken wird. „Manchmal kommt jemand nur zum Quatschen. Manche sind froh, wenn sie ein wenig Abstand zu ihrem Alltag gewinnen und abschalten können. Ich kann ihnen schenken, dass sie mal an etwas völlig anderes denken, und das ist dann für beide Seiten schön“, sagt Binder. Vorübergehend findet sich hinten im Laden die „Erwachsenenecke“ mit Porzellanmündern und Adventkerzen in Phallusform. „Ich provoziere auch ganz gerne“, sagt die Floristin vergnügt. Weiter vorne stehen in den aufgezogenen Schubladen einer charaktervollen Anrichte Hunde aus Porzellan á la Jeff Koons. Aber da ist auch Wilma, die echte Hündin. Als ehemalige ungarische Straßenhündin ist sie dankbar für ihr Schicksal. Mag ein Ladenbesucher keine Hunde, hält sie sich dezent im Hintergrund, ansonsten lässt sie sich gerne streicheln.

Herzlich und mit außergewöhnlich gutem Geschmack

Lange im Ausland

Binder hat in ihrem Leben schon vieles gemacht. 23 Jahre hat die gelernte Floristin in Stuttgart gelebt, dann war sie viereinhalb aufregende und anstrengende Jahre in ganz Europa unterwegs. Hat Hoteldekorationen gemacht und für Hochzeiten den Blumenschmuck hergestellt. „60, 70 Stunden die Woche arbeiten war da die Norm. Es war viel Arbeit, hat mir aber viel Spaß gemacht, und ich habe viel gelernt.“ Gerne ist die heute 51-Jährige aber auch nach Lochau zurückgekehrt, woher sie stammt. Die Selbständigkeit war für sie nur der nächste, konsequente Schritt.

Herzlich und mit außergewöhnlich gutem Geschmack
Für die besinnliche Zeit fertigt sie natürlich auch Adventkränze an.

Auch jetzt arbeitet sie viel. Dabei gibt es aber fast keine Herausforderung, die sie nicht gerne annimmt. Die Dekoration für eine Hochzeit neulich, also im Winter, enthielt weiße Rosen. Nun werden weiße Rosen im Winter manchmal mit einem Grünstich geliefert. Die Braut war darüber höchst unglücklich. Also setzten sich Binder und eine Praktikantin einen Tag lang hin, fächerten die Rosenblüten Blatt für Blatt auf und besprühten sie mit weitem Lack. Das Ergebnis war perfekt – „zum Glück!“, sagt Binder lachend.
Ihre internationale Erfahrung mit großen Events kommt ihr auch beim jährlichen Kürbischnitzen zugute. 60 Kinder waren es noch nach der Geschäftseröffnung vor drei Jahren. 100 sind es inzwischen. Da ist es gut, ein weites Herz – und einen DJ – zu haben. Dass auch Erwachsene ihren Spaß bei Kinderevents haben, ist nämlich nicht verboten.

Austausch und Zusammenarbeit

Austausch und Zusammenarbeit. Binders offene Art ermöglicht viele Kooperationen, die das Ladenleben bereichern. Aus dem Nachbarort bekommt sie handdesignte Grußkarten, die sie weiterverkauft. Jemand übernimmt für sie Aufträge für Friedhofsbepflanzungen. Mobiles aus filigran gefalteten Kranichen schweben über dem Geschehen, viele schöne, kleine Dinge stammen aus Frauenhänden und aus Vorarlberg. Ihren Kaffee bezieht sie aus Hard. Wenn ihr etwas gefällt, wie das geschmackvolle bunte Porzellan aus einer Wiener Manufaktur, dann räumt sie ihm Platz in ihrem Laden ein. Manches ist gekommen, um verkauft zu werden und wiederzukommen. Anderes geht wieder und macht Neuem Platz.

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Dass Binder sozial eingestellt ist, bedeutet für sie manches Mal mehr Aufwand. Oft bedeutet es aber mehr Freude, und es bedeutet, dass viele mit einem Lächeln ihren Laden verlassen. Während des Interviews kommt ein Junge mit seiner Mutter herein. Er möchte einer Freundin mit einer orangefarbenen Rose eine Freude machen. Beim gemeinsamen Versuch des Jungen und der Floristin, die Rose in eine umweltfreundliches Papier einzurollen, wird die Rose aus Versehen geköpft. Ohne mit der Wimper zu zucken, zieht Binder eine neue orangefarbene Rose aus dem Eimerstrauß. Die geköpfte Rose wird sie zu einem Gebinde verarbeiten. Bei allen Beteiligten wird ein positives Erlebnis hängen bleiben statt einer geköpften Rose. „Wir sind hier halt doch auf dem Dorf“, sagt Binder verschmitzt. Sie erzählt von den Dekoartikeln, die sie draußen vor ihrem Geschäft stehen hat. Es steht eine Kassa dabei. „Die Leute sind so ehrlich, den Betrag einzuwerfen. Wenn sie es mal nicht passend haben, geben sie mir Bescheid und kommen am nächsten Tag vorbei. Dieses Vertrauen war einfach da, von beiden Seiten, von Anfang an.“ Trotzdem: Vor Weihnachten werde immer einer der beiden geschmückten Christbäume geklaut, die sie draußen stehen hat. Was sagt die Floristin dazu? „Wenn jemand dann damit eine Freude hat, lebe ich damit.“ Dann klettert sie in den holländischen Blumen-LKW von der Tür und zeigt dem Spediteur, welche Amaryllis sie ihm gerne abkaufen möchte.

außergewöhnlich

Diana Binder
Blumengeschäft
Landstraße 12, Lochau
Tel: 0650 2608948
www.aussergewoehnlich.studio

Weitere Infos unter:
www.epu.wko.at