Der Weg zu einem selbstbestimmten Leben

Die Lebenshilfe Vorarlberg fordert die Umsetzung der Persönlichen Assistenz für alle Menschen mit Behinderungen, insbesondere auch für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen.
Persönliche Assistenz ist der Schlüssel zu mehr Unabhängigkeit und einer höheren Lebensqualität. Doch in Österreich bleibt diese Unterstützung vielen Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen verwehrt. Grund dafür ist die Annahme, dass ihnen die sogenannte Anleitungskompetenz fehlt – die Fähigkeit, Assistenzkräften klare Anweisungen zu geben. Auch bei der Altersobergrenze gibt es Handlungsbedarf, derzeit liegt diese bei 65 Jahren.
„Es ist inakzeptabel, Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen diese Kompetenz abzusprechen“, betont Georg Matzak, Geschäftsbereichsleiter der Lebenshilfe Vorarlberg. „Mit individuell angepassten Modellen und durch unterstützte Entscheidungsfindung können auch sie ein selbstbestimmtes Leben führen. Ihre Persönlichen Assistenten und sie entwickeln oft ein tiefes gegenseitiges Verständnis. Angehörige und Unterstützerkreise spielen hierbei eine essenzielle Rolle, während fachliche Begleitung bei Bedarf flexibel bereitgestellt werden muss.“ Adriane Feurstein, Vizepräsidentin der Lebenshilfe Vorarlberg, ergänzt: „Es geht darum, ein personenzentriertes Unterstützungssystem zu schaffen, das niemanden zurücklässt.“

Die vorgestellte Deklaration basiert auf den Ergebnissen des Trialogs 2024 und dem Konzept von Franz-Joseph Huainigg, ehemaliger Nationalratsabgeordneter und Aktivist für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Sie vereint verschiedene Ansätze, darunter Modelle der unterstützten Entscheidungsfindung, die Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen dabei helfen, Informationen zu verarbeiten und Entscheidungen zu treffen. Ergänzt wird dies durch ein persönliches Budget, das mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Assistenzleistungen bietet, sowie ein individuelles Care Management durch Vertrauenspersonen. „Es ist ein Modell, das die Brücke zwischen Persönlicher Assistenz und institutioneller Unterstützung schlägt“, erklärt Matzak. „Dieses System zeigt, dass Freiheit und Autonomie für alle erreichbar sind – unabhängig von der Art der Behinderung.“
Auch Klaus Brunner, Selbstvertreter und Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Vorarlberg, appelliert eindringlich: „Sein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten, ist ein Menschenrecht und auch in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben, die auch Österreich unterschrieben hat. Persönliche Assistenz gibt mir diese Freiheit. Deshalb fordern wir, dass sie für alle zugänglich sein muss.“
Trialog
Hintergrund und Ziele
Seit 2010 lädt die Lebenshilfe Vorarlberg regelmäßig zum Trialog ein – einem Forum für den offenen Austausch verschiedener Perspektiven. Menschen mit Behinderungen bringen sich als Experten in eigener Sache ebenso ein wie Angehörige, professionelle Begleiter der Lebenshilfe und Vertreter anderer Organisationen. Das Ziel: ein Miteinander, das nur gemeinsam gestaltet werden kann.
In Vorträgen und trialogischen Workshops mit externen Fachleuten werden aktuelle Themen aufgegriffen, diskutiert und reflektiert. Der Austausch dient dazu, gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen zu fördern und eine aktive Mitgestaltung durch alle Beteiligten zu ermöglichen. Im Mittelpunkt steht stets das Bestreben, die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen nachhaltig zu verbessern.
„Ohne umfassende politische Maßnahmen bleibt die Umsetzung der Persönlichen Assistenz für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen ein unerfülltes Versprechen“, sagt Michaela Wagner-Braito, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Vorarlberg. „Die Politik auf Bundes- und Landesebene muss die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit wirklich jeder die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben hat.“

Mit der Übergabe der Deklaration “Persönliche Assistenz für alle” an Landesrätin Martina Rüscher zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung will die Lebenshilfe Vorarlberg ein klares Signal setzen: Konkrete Lösungsansätze liegen auf dem Tisch. Nun braucht es politische Entscheidungen, die die Persönliche Assistenz zu einem Angebot für alle Menschen mit Behinderungen machen, niemand darf ausgeschlossen werden.