_Homepage

Die Reifen sicher quietschen lassen

28.12.2024 • 11:00 Uhr
Die Reifen sicher quietschen lassen
Der Führerscheinneuling Leon beim Pkw-Mehrphasentraining. hartinger

Im Fahrsicherheitstraining lernen frischgebackene Autofahrer, durch Simulation mit Extremsituationen auf der Straße umzugehen.

Eine Vollbremsung bei Schneefahrbahn, plötzlich auftauchende Hindernisse direkt vor dem Auto, oder das mulmige Gefühl in der Magengegend, wenn das eigene Fahrzeug ins Schleudern gerät. Derartige Extremsituationen können im normalen Straßenverkehr bedrohlich und gar gefährlich werden. Gerade für frischgebackene Autofahrer sind diese heiklen Situationen besonders schwer einzuschätzen.

Im Fahrsicherheitstraining lernen Führerschein-Neulinge, wie man solche Fälle durch vorausschauendes Fahren vermeidet, und wie man sich in einer Extremlage entsprechend verhält. Die NEUE hat Leon Rauch (18) bei seinem ersten (und hoffentlich letzten) Auto-Schleudern im Driving Camp in Röthis begleitet.

Die Reifen sicher quietschen lassen
hartinger

Tatendrang

Seit Februar 2024 hat Leon seinen Führerschein, das eigene Auto (einen Audi A3, wie er voller Stolz erzählt) gehört ihm seit Juli. Das Fahrsicherheitstraining, welches neben den zwei Perfektionsfahrten durchzuführen ist, steht noch auf seiner Liste. Wie alle Führerschein-Neulinge muss er das Training drei bis neun Monate nach bestanderer Fahrprüfung absolvieren. Nervosität merkt man dem 18-Jährigen keine an, dafür aber den Tatendrang, die Übungen auf dem Platz zu fahren. „Die Schleuderplatte wird sicher cool“, meint er, „aber grundsätzlich freue ich mich drauf, alles mal auszutesten und die Grenzen meines Autos kennenzulernen.“

Brenzlige Situationen im Straßenverkehr habe er bisher noch keine erlebt. Dementsprechend gespannt ist Leon darauf, wie er in seinem Auto auf die simulierten Bedingungen reagieren wird.

Prävention

Die Reifen sicher quietschen lassen
hartinger

Doch bevor Leon über den Platz des Driving Camps brettern darf, muss vorbereitet werden. Das Fahrsicherheitstraining beginnt mit dem verkehrspsychologischen Gruppengespräch. Hier werden die Teilnehmenden über häufige Unfalltypen von Fahranfängern aufgeklärt. Gerade anfängliche Selbstüberschätzung oder Auslebetendenzen seien massive Unfallfaktoren. Darauf folgt die Einführung, in der alle von ihren bisherigen Erfahrungen im Straßenverkehr berichten und diese mithilfe des Trainers David Eberle analysieren. Es wird deutlich, dass vorausschauendes Fahren im Straßenverkehr essentiell ist, um sicher unterwegs zu sein und Unfälle so effektiv wie möglich zu vermeiden.

Nach dem gründlichen Vorbereitungsgespräch ist es dann so weit: Leon setzt sich hinter das Steuer seines Autos, und der praktische Teil des Fahrsicherheitstraining kann beginnen.

“Es war super, die Grenzen meines Autos zu testen und gewisse Sachen auszuprobieren.”

Leon Rauch, Jung-Autofahrer

Vollbremsung

Auf dem Platz angekommen fädeln sich die Autos der Fahrschüler in einer Reihe auf, um die unterschiedlichen Aufgaben in Angriff zu nehmen. Aufgewärmt wird mit einem Slalom unter dem wachsamen Auge von Trainer Eberle, der die Fahrgewohnheiten der Teilnehmenden analysiert. Anweisungen gibt er per Funk durch, die Geräte sind in den Autos am Gurt befestigt.

Die Reifen sicher quietschen lassen
Trainer David Eberle zeigt ganz genau vor, wie man eine richtige Vollbremsung hinlegt. hartinger

Zwischen den Übungen sammelt sich die Gruppe bei Trainer Eberle, der im Auto sitzend Details des sicheren Autofahrens genau erklärt. Wie sitzt man sicher im Autositz, wie bremst man richtig ab? Auch hier gibt es viele Tipps zum sicheren und vorausschauenden Fahren zu holen. „Ich wusste nicht, dass man die leeren Rücksitze auch immer angeschnallt haben sollte“, erzählt Leon. „Sonst knallen die bei einer Vollbremsung mit voller Wucht nach vorne.“

Es folgt die Vollbremsung auf trockener Fahrbahn, zuerst mit 30 und dann mit 50 km/h. „Man spürt einen massiven Unterschied zwischen den Geschwindigkeiten“, schildert Leon seine Vollbremsungen. „Es ist interessant zu sehen, wie viel länger der Bremsweg bei einem scheinbar kleinen Geschwindigkeitsunterschied ist.“ Der nächste Stopp wird auf dem weißen Rutschbelag hingelegt, der eine Schneefahrbahn simulieren soll. Hier soll Leon besonders gut gemerkt haben, dass man das Auto bei zu viel Geschwindigkeit nicht mehr kontrollieren kann.
Auch das Kurvenfahren auf simulierter Schneefahrbahn wird ausführlich geübt. „Bei Schneefahrbahn bin ich bisher immer sehr langsam gefahren“, erzählt der 18-Jährige. „Hier kann man im sicheren Rahmen ausprobieren, mit 50km/h in eine Kurve bei Schneefahrbahn herumzurutschen. Das sollte man im normalen Straßenverkehr ja nicht“, sagt er lächelnd.

Die Reifen sicher quietschen lassen
hartinger

Beim durchdachten Aufbau des Fahrsicherheitstraining werden nach und nach die eigene Reaktion sowie die des Autos kennengelernt. Nachdem Vollbremsung und Kurvenfahren bei rutschiger Fahrbahn sorgfältig geübt wurden, folgt nun die Königsdisziplin des Fahrsicherheitstrainings, die es sonst zu vermeiden gilt: Das Schleudern.

Die Reifen sicher quietschen lassen
Leon ist zufrieden: Die kniffligen Aufgaben auf dem Übungsplatz haben ihm viel Spaß gemacht. hartinger

Schleudergang

Gespannt sitzt Leon im Auto und wartet darauf, selbst mit 40 km/h über die Schleuderplatte zu preschen. Dort wird das Heck seines Autos ausbrechen und er muss, auf sicherem Terrain und mit Feedback von Trainer Eberle, sein schleuderndes Auto mit viel Fingerspitzengefühl wieder unter Kontrolle bringen. Um das Ganze noch spannender zu gestalten muss er versuchen, den Wasserfontänen auszuweichen, die vor ihm aus dem Boden schießen. Eine knifflige Aufgabe, bei der selbst erfahrene Autofahrer ihre Probleme haben dürften.

Dann geht es los, Leon und sein Auto schlittern über den weißen Rutschbelag. Hier ist das behutsame Mitlenken des Autos der Schlüssel, um nicht vom Weg abzukommen und das Fahrzeug wieder sicher in den Griff zu kriegen.
Leon meistert die Aufgabe mit Bravour. „Die Schleuderplatte war schon sehr cool“, lautet sein Fazit. „Wie es dir das Heck hinten wegschiebt und du schräg drinnen hängst, und du dann vorsichtig lenken musst um wieder die Kontrolle über dein Auto zu kriegen. Das hat sehr viel Spaß gemacht.“

Ziellinie

Die Reifen sicher quietschen lassen
Beim Fahrsicherheitstraining darf (und muss) man das Auto über die Straße schlittern lassen. hartinger

Nachdem alle auf dem Platz des Driving Camps ausgiebig ihre Grenzen getestet haben, geht es zurück in den Seminarraum. Dort findet eine umfassende Nachbesprechung statt, danach ist das Fahrsicherheitstraining absolviert. Mit einer Urkunde in der Tasche kann nun sicheren Gewissens der Heimweg angetreten werden.

Für Leon war das Training im Driving Camp ein voller Erfolg. „Davor habe ich es gemacht, weil man es eben machen muss. Aber jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass es super war, die Grenzen meines Autos zu testen und gewisse Sachen auszuprobieren. Da hat sich meine Meinung zum Fahrsicherheitstraining komplett geändert.“ Die Frage, ob er nochmals ein derartiges Training absolvieren würde, bejaht er. „Hier kann man sich richtig austoben“, schließt er grinsend. „Es hat echt viel Spaß gemacht, ich würde definitiv wieder mal teilnehmen.“