Allein im Alter: Single-Haushalte nehmen zu

Anteil von Single-Haushalten steigt im Alter, besonders bei Frauen. Studie der Stadt Dornbirn beleuchtet Lebenssituation und zeigt Chancen sowie Herausforderungen des Alleinseins.
Die Stadt Dornbirn (Abteilung Gesundheit, Soziales und Pflege) hat eine Studie zur Lebenssituation und den Zukunftsaussichten von alleinlebenden Bürgern im Alter von 65plus und 80plus in Auftrag gegeben. Hintergrund ist der steigende Anteil von Single-Haushalten im Alter, insbesondere bei Frauen. „Ziel der Untersuchung war es, Wohnsituation, soziale Kontakte, Einsamkeitserleben sowie gesundheitliche Vorsorge und Unterstützungsangebote zu analysieren und ein besseres Verständnis für die Lebensbedingungen von in Single-Haushalten wohnenden Dornbirnern zu erhalten“, führt Andrea Roskosch-Schenker, Leiterin der Abteilung Gesundheit, Soziales und Pflege, aus.

Unterstützungsangebot
Ein besonderer Fokus lag auf der Bewertung des Community Nursing-Angebots der Stadt Dornbirn. Unter dem Motto „Nah für dich. Da für dich“ stärkt das von der EU geförderte Projekt die Gesundheitsvorsorge der Bürger im Alter, Mobilität, soziale Teilhabe, gesund altern, altersgerecht wohnen gehören zu den kostenlosen, vertraulichen und unverbindlichen Unterstützungsangeboten. Roskosch-Schenker: „Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität und Gesundheit sowie die Förderung der Selbsthilfefähigkeit der Betroffenen.“
Anonym ausgewertet
Das Forschungsprojekt führte die Forschungsgruppe Empirische Sozialwissenschaften der Fachhochschule Vorarlberg zwischen November und Dezember 2024 mit zwei Fokusgruppen mit insgesamt zwölf Teilnehmern durch. Diese bestanden aus zehn Frauen und zwei Männern. Die Fokusgruppenteilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 62 und 80plus Jahre alt. Aufgrund von Rekrutierungsschwierigkeiten wurden die Fokusgruppen altersgemischt durchgeführt. Die Gespräche wurden protokolliert und anonymisiert ausgewertet.
Statistik
Im Jahr 2022 lag laut Statistik Austria der Anteil an Single-Haushalten österreichweit bei 38,6 Prozent, in Vorarlberg war dieser mit 35,3 Prozent nur geringfügig kleiner. Im höheren Alter leben vor allem Frauen allein: So entfallen 46,8 Prozent der weiblichen Single Haushaltbewohner auf die Altersgruppe 65plus; bei alleinlebenden Männern handelt es sich um 23,1 Prozent. Auch zukünftig wird die Zahl von Single-Haushalten im höheren Alter ansteigen: Prognosen der Statistik Austria zufolge wird es in der Altersgruppe 65plus bis 2030 um 48,1 Prozent mehr Single-Haushalte geben als noch im Jahr 2011. Auch wenn von diesem Anstieg gerade auch Männer mit einem erwarteten Plus von 77,2 Prozent stark betroffen sein werden, sind es weiterhin vor allem Frauen, die in dieser Altersgruppe alleinleben werden.
Gemischte Bewertung
Die Studie ergab unter anderem, dass die Mehrheit der Befragten in Wohnungen lebt. Knapp die Hälfte der Befragten ist aufgrund von Scheidung oder Tod des Partners alleinlebend. Die Bewertungen des Alleinlebens sind gemischt: Geschätzt werden Selbstbestimmung und freie Gestaltungsmöglichkeit, belastend ist hingegen Isolation. Fehlende spontane Gesprächspartner und nachlassende Nachbarschaftskontakte werden als Herausforderung gesehen.
Das Einsamkeitserleben variiert stark. Während einige gut vernetzt sind, fühlen sich andere vor allem aufgrund eingeschränkter Motilität einsam. Besonders die Adventszeit wird als schwierige Phase beschrieben. Die Mehrheit erfährt jedoch Unterstützung durch Familie, Freunde oder ehrenamtliche Dienste. Fast alle Befragten sehen sich in der Verantwortung für ihre eigene Gesundheit. Sport und Bewegung sind zentrale Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit. Dennoch gibt es gesundheitliche Beschwerden, die teils als unlösbar empfunden werden.
Einige Befragte haben klare Pläne für ihre zukünftige Wohnsituation und möchten in barrierefreien Wohnungen bleiben. Andere sehen sich jedoch mit Problemen wie hohen Wohnkosten oder mangelnder Barrierefreiheit konfrontiert.
Community Nursing
Das Angebot von Community Nursing in Dornbirn (Bezirk Schoren und Bezirk Markt) ist zehn der zwölf Befragten bekannt. Viele haben bereits Bewegungsangebote oder Vorträge genutzt und bewerten diese positiv. Kritisiert wurden eine zu geringe Anzahl an Kursplätzen sowie fehlende Barrierefreiheit einzelner Standorte. Die Teilnehmer äußerten Wünsche nach früheren Kursankündigungen, größeren Räumlichkeiten und langfristigen Angeboten.

Fazit der Studie
Die Studie zeigt, dass viele ältere Alleinlebende mit ihrer Situation zufrieden sind, allerdings gute soziale, finanzielle und gesundheitliche Ressourcen dafür notwendig sind. Herausforderungen bestehen vor allem in der sozialen Isolation, unzureichenden Vorsorgemaßnahmen und hohen Wohnkosten. Die Stadt Dornbirn kann durch das Community Nursing-Angebot einen wertvollen Beitrag zur Unterstützung älterer Menschen leisten.

Empfehlungen
Als Empfehlungen zur Weiterentwicklung wurde in der Studie festgehalten: Verbesserung der Barrierefreiheit und frühzeitige Kursankündigungen, Förderung von Sensibilisierung und Beratung zu Vorsorgemaßnahmen sowie Prüfung der Machbarkeit von niederschwelligen sozialen Treffpunkten. Weiters wurde festgehalten, dass zukünftige Studien auch schwer erreichbare Gruppen, etwa stark mobilitätseingeschränkte Menschen, verstärkt einbeziehen, um ein umfassenderes Bild der Lebensrealität älterer Single-Haushalte zu erhalten. „Das sind alles weitere wichtige Erkenntnisse, die wir in unsere tägliche Arbeit einbauen werden“, so Andrea Roskosch-Schenker und Stadträtin Marie-Louise Hinterauer ergänzt: „Dornbirn bietet jetzt schon eine Fülle von Möglichkeiten für Treffpunkte, Information und Beratungen. An einer qualitätsvollen Weiterentwicklung bleiben wir dran! Das Community Nursing Dornbirn zeigt Wirkung im präventiven Bereich. Eine weitere Finanzierung und Ausrollung erachte ich für wichtig.“