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Evangeliumkommentar: Der steile Weg zum Frieden

13.04.2025 • 14:00 Uhr
Evangeliumkommentar: Der steile Weg zum Frieden
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In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche, Religionslehrerinnen, Theologinnen und andere ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Katharina Weiss, Schriftleitung „Dein Wort – Mein Weg“.

Sonntagsevangelium

Nach dieser Rede zog Jesus voran und ging nach Jerusalem hinauf. Und es geschah: Er kam in die Nähe von Betfage und Betanien, an den Berg, der Ölberg heißt, da schickte er zwei seiner Jünger aus und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt! Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet es los und bringt es her! Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr es los?, dann antwortet: Der Herr braucht es. Die Ausgesandten machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte. Als sie das Fohlen losbanden, sagten die Leute, denen es gehörte: Warum bindet ihr das Fohlen los? Sie antworteten: Weil der Herr es braucht. Dann führten sie es zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Fohlen und halfen Jesus hinauf. Während er dahin ritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf dem Weg aus. Als er sich schon dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die Schar der Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten. Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe! Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, weise deine Jünger zurecht! Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien. Lukas 19, 28-40

Der steile Weg zum Frieden

Jesus verbrachte einige Zeit in Jericho, bevor er sich nach Jerusalem aufmachte. Jericho ist die tiefstgelegene Stadt der Welt. Eine Oase mit fruchtbaren Böden und reichlich Quellwasser. Das angenehme Winterklima veranlasste König Herodes zum Bau eines imposanten Winterpalastes mit großen Gärten und Schwimmbecken. Purer Luxus in einer sonst kärglichen Wüstengegend.

Aus dieser Gegend der Gegensätze wanderte Jesu nach Jerusalem. Die Wegstrecke ist vielfältig, zuerst durch das Wadi Qelt, dann durch die karge judäische Wüste, anschließend durch das judäische Bergland. Der Höhenunterschied beträgt rund 1000 Meter. Es ist also ein teilweise steiler Aufstieg und zu Fuß eine Tagesetappe. Die Stadt liegt in den judäischen Bergen zwischen Mittelmeer und Totem Meer. Jeruschalajim – die Stadt des Friedens liegt somit am Gipfel der Gegensätze.

Bei Betfage und Betanien eröffnet sich nach einer Bergkuppe der erste herrliche Blick auf Jerusalem und zur Zeit Jesu auch auf den Tempel. Die letzte Wegstrecke durch den Ölberg und dann hinauf in die Stadt will Jesus mit einem Eselfohlen zurücklegen. Welch ein Unterschied. Wenn König Herodes von Jericho mit seinem Tross hinauf nach Jerusalem zog, ritt er mit einem Pferd in die Stadt, als Zeichen kriegerischer Macht, Luxus und Hochmut. Der Esel galt schon im ersten Testament als Reittier des messianischen Friedenskönigs. Der Ritt auf dem Esel zeigt an, dass diesem König jeder kriegerische Zug fehlt. Die Sehnsucht der Menschen, in diesem damals gesellschaftlich und politisch zerklüfteten Land friedlich zu leben, war groß.

Derzeit finden weltweit 369 erfasste Kriege statt, jene in der Ukraine und im Nahen Osten sind uns besonders bewusst. Um Friedensschlüsse wird gefeilscht. Was beinhaltet dazu der biblische Text? Es geht um das Verbinden von Gegensätzen; es ist ein langer, mühsamer und steiler Weg; es geht um Demut, nicht um Hochmut und nicht um das Zeichen kriegerischer Überlegenheit. Für jene, die den Frieden unterstützen wollen, kann es bedeuten, dass man plötzlich im unwesentlichen Alltag helfen kann, den Weg auszulegen; oder dass man bereitwillig etwas zur Verfügung stellen darf.

Maurice Shourot
Katharina Weiss ist Schriftleiterin von “Dein Wort – Mein Weg”.

Wenn wir heute vom Einzug von Jesus in Jerusalem lesen, haben wir den Eindruck, dass das damals ein großes Ereignis war. Die Gruppe um Jesus, die in Jerusalem einzog, wurde aber vermutlich kaum wahrgenommen. Diese Stadt mit ihren engen Gassen und den vielen Menschen bereitete sich gerade auf die großen Pilgerströme zu Pessach vor. In diesem Gewusel sind sie wohl wenigen aufgefallen, und dennoch waren sie davon überzeugt, dass ihr Beitrag zur Veränderung wichtig ist.