Radfahren in Vorarlberg: Warum plötzlich vom Größenwahn die Rede ist

Landeshauptmann Wallner und Landesstatthalter Bitschi wollen einen angeblichen „Rad-Größenwahn“ im Land beenden.
Von Veronika Rüdisser
neue-redaktion@neue.at
Immer mehr Menschen in Vorarlberg steigen für ihre Alltagswege aufs Rad, auch für längere Strecken über fünf, zehn oder mehr Kilometer. Dies ist nicht nur dem E-Bike zu verdanken, sondern auch dem Ausbau von Radwegen, insbesondere der gemeindeübergreifenden (Landes-)Radwege.
Trotz dieser – für Volksgesundheit, Umwelt, Lärm, Wirtschaft und Lebensqualität – positiven Entwicklung wird der weitere Ausbau solcher Landes-Radwege nun infrage gestellt. In der Landtagssitzung Anfang April moniert Landeshauptmann Wallner, Alt-Landesrat Zadra hätte „hinter seinem Rücken“ Radwege für 130 Millionen Euro zugesagt. Um die Wirtschaft anzukurbeln, verzichtet man nun etwa auf den Radweg in den Bregenzerwald. Die S18 (bei der sämtliche Aufträge EU-weit ausgeschrieben werden müssten) und der Stadttunnel Feldkirch (zum Teil von der Kärntner Strabag gebaut), sind für die ÖVP hingegen Konjunkturprojekte.
„Zwar wurde in den letzten Jahren mehr als zuvor in Radwege investiert. Dennoch wurde weiterhin nur ein kleiner Bruchteil des Straßenbaubudgets für Radverkehr ausgegeben.“
Veronika Rüdisser
In einem „Rad-Größenwahn“ hätte man die letzten Jahre gelebt, setzt Landesstatthalter Bitschi der widersinnigen ÖVP-Argumentation die Krone auf; dieser werde nun „aufgeräumt“. Von Größenwahn zu sprechen, ist angesichts der Faktenlage unverhältnismäßig: Zwar wurde in den letzten Jahren mehr als zuvor in Radwege investiert. Dennoch wurde weiterhin nur ein kleiner Bruchteil des Straßenbaubudgets für Radverkehr ausgegeben. Zudem weiß jeder Alltagsradler: Während man im Auto sicher und effizient von A nach B kommt, kann es gefährlich und kompliziert sein, dieselbe Strecke zu radeln.
Die Freude der Vorarlberger am Radfahren ist weitgehend unabhängig von parteipolitischen Vorlieben. Wirtschaftlich, sozial und ökologisch wichtige Rad-Projekte als „größenwahnsinnig“ und damit politisch als überambitioniert oder „ideologisch“ zu framen, ist daher selbst aus parteipolitischer Sicht nur bedingt sinnvoll.
Herr Landeshauptmann Wallner, Herr Landesstatthalter Bitschi, lassen Sie die Radverkehrsabteilung des Landes weiterarbeiten, stärken Sie diese, und unterstützen Sie die Gemeinden weiterhin (finanziell und planerisch) dabei, das landesweite Netz an Radwegen weiter auszubauen und zu verbessern.
