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Mit gegenseitiger Sichtbarkeit in die Zukunft

27.04.2025 • 16:00 Uhr
Mit gegenseitiger Sichtbarkeit in die Zukunft

Die gesellschaftlichen Herausforderungen lösen wir nur gemeinsam.

Von Lea Putz-Erath
neue-redaktion@neue.at

Ich kann einfach nicht anders. Zeitungsartikel, TV- und Online-Berichte werden von mir immer auch mit dem Fokus der Geschlechtergerechtigkeit angeschaut. Das ist Teil meines Jobs, meiner Identität und Wertestruktur.

Es fällt auf, wenn sich auf Fotos mehrheitlich Menschen eines Geschlechts befinden. Wen sehen Sie beispielsweise auf den Politik- und Wirtschaftsseiten? Wer blickt Ihnen bei Kultur- und Veranstaltungs- oder Sportberichten entgegen? Jetzt könnten wir sagen: „Ja eh klar – das spiegelt die Realität wider, warum sollte es anders sein?“ Wir könnten uns denken: „Ist sie wirklich so – unsere Welt? Getrennt in männliche und weibliche Sphären. Dort das Geld, die ,harten’ Entscheidungen, die Fragen der Macht – da das Schöne, die lockere Atmosphäre, der Genuss oder das Sorgende.“

Ich wünsche mir eine größere bildliche Vielfalt. Dass funktionstragende Menschen ein Interesse daran haben, auf dem Pressefoto sichtbar zu sein, ist nachvollziehbar. Mein Vorschlag: Nehmt doch einfach jene Personen aufs Foto dazu, die im Hintergrund arbeiten. Diese sind oft weiblich. Die Sachbearbeiterinnen, Verwaltungsassistentinnen, Funktionärinnen, Expertinnen.

Eine andere Idee: Veranstaltungen, wie die Verleihung von Wirtschaftspreisen, könnten in Kombination mit der Verleihung von Auszeichnungen für soziales Engagement konzipiert werden. Auch in der beruflichen Welt haben wir weiterhin eine große Trennung der Geschlechter. Mit diesem Trick der gemeinsamen Veranstaltung könnten nicht nur die Bilder bunter werden, sondern vor allem Gelegenheit zum Überschreiten der Systemgrenzen und für persönliche Begegnungen außerhalb der eigenen Blase geschaffen werden.

Sie denken jetzt vielleicht: „Diese Feministin, jetzt nervt sie uns wieder mit ihren Luxusproblemen.“ Wirklich zukunftsfähig, leistungsfähig und nachhaltig gesichert ist unsere Gesellschaft jedoch nur, wenn wir beginnen, Systemgrenzen abzubauen und die besten Ideen aus allen Ebenen gemeinsam weiterentwickeln. In jenen getrennten Welten, wie sie die Bilder zeigen, wird das nicht möglich sein.

Lea Putz-Erath KOmmentar
Lea Putz-Erath ist Geschäftsführerin des Fraueninformationszentrums femail. Sie studierte Tourismusmanagement und Soziale Arbeit. Promotion in Erziehungswissenschaften.