Starke Familien brauchen starke Stimmen

Familien stehen heute vor vielen Herausforderungen – von fehlender Kinderbetreuung über steigende Wohnkosten bis hin zu Fragen rund um Digitalisierung und Gesundheit. Hier setzt der Vorarlberger Familienverband an.
Seit über 70 Jahren setzt sich der Vorarlberger Familienverband für die Belange von Familien ein – mit klaren Positionen, praktischen Angeboten und einem offenen Ohr für die Sorgen des Alltags. Heute zählt er über 6300 Mitgliedsfamilien und ist damit die größte Interessensvertretung von Familien im Land. Was ihn auszeichnet: Der Verband vereint politische Arbeit mit konkretem Service – regional verwurzelt, engagiert und zukunftsorientiert.

Familien unterstützen
„Unsere Hauptaufgabe ist es, Familien zu unterstützen“, ist für Pascal Sickl, der seit 2018 beim Vorarlberger Familienverband tätig ist und seit 2024 Teamleiter für Projekte ist, klar. Dabei verfolge der Verband einen doppelten Auftrag: „Einerseits vertreten wir die Interessen von Familien auf politischer Ebene, andererseits sind wir ein starker Servicedienstleister.“ Ein Spagat, der gelingt – nicht zuletzt dank der 400 Ehrenamtlichen, die in 39 Ortsgruppen pro Jahr 500 Aktivitäten auf die Beine stellen.

Kinderbetreuung
Besonders dringlich sieht Sickl den Handlungsbedarf bei der Kinderbetreuung. „Eltern berichten uns immer wieder von langen Wartezeiten oder fehlenden Plätzen. Der Bedarf steigt, nicht zuletzt, weil viele Mütter und Väter früher wieder arbeiten müssen – oft aus finanziellen Gründen.“ Damit spricht er ein Thema an, das viele Familien quer durch alle Einkommensschichten betrifft. „Es geht längst nicht mehr nur um Armutsvermeidung. Auch die Mittelschicht kämpft mit steigenden Wohnkosten.“ Hinzu komme der psychische Druck: „Mentale Gesundheit wird ein immer größeres Thema. Auch im Zusammenhang mit der Digitalisierung“, warnt Sickl. Gerade Kinder und Jugendliche seien durch Social Media neuen Herausforderungen ausgesetzt. Der Verband setzt sich deshalb für mehr Schutz, bessere Aufklärung und elterliche Unterstützung ein.
Vorarlberger Familienverband
Gründung: 1954
Vorstand: Guntram Bechtold (Obmann), Katharina Fuchs (Obmann-Stellvertreterin und Schriftführerin), Leopold Schurz (Kassier)
Beiräte: Veronika Geiger und Andrea Moosbrugger
Angestellte: 16
Ehrenamtliche: 400
Zentrale: Bregenz
Ortsverbände: 39
Mitgliedsfamilien 2025: 6300
Veranstaltungen: 500 pro Jahr
Breites Spektrum
Ein Schwerpunkt liegt auch auf praktischen Unterstützungsangeboten. Das Spektrum reicht von der Frau Holle Babysittervermittlung in 61 Gemeinden über Familienbildungsseminare bis zur Ferienbetreuung. Für Alleinerziehende wurde vor drei Jahren eine eigene Plattform ins Leben gerufen – mit Website, monatlichen Cafés in Dornbirn und Bludenz sowie einer aktiven WhatsApp-Gruppe mit rund 200 Mitgliedern. „Dieses Angebot ist sehr gut angenommen worden“, freut sich Sickl. Es sei ein Beispiel dafür, wie der Verband aktuelle gesellschaftliche Realitäten aufgreife. Ein weiteres Erfolgsprojekt ist der „Frei Day“. Das Projekt wurde vom Familienverband in Kooperation mit dem Landeselternverband gestartet und mittlerweile ist dadurch ein eigener Verein entstanden. Schülerinnen und Schüler arbeiten hier an selbst gewählten Projekten zum Thema Nachhaltigkeit. „Das fördert selbstständiges Lernen und rückt die Stärken der Kinder in den Mittelpunkt.“

Gespräche mit der Politik
Der Familienverband sucht gezielt das Gespräch mit der Politik – sachlich, lösungsorientiert und regelmäßig. In sogenannten „Roundtables“ treffen sich die Familiensprecher der Landtagsparteien mit dem Verband. „Uns geht es nicht um Schlagzeilen, sondern um Austausch auf Augenhöhe. Die Rückmeldungen zeigen, dass dieses Format auch von politischer Seite geschätzt wird“, so der 31-jährige Bregenzer.
Alle Familien erreichen
Wichtig ist dem Verband, dass seine Angebote möglichst viele Familien erreichen – unabhängig von Herkunft oder Familienmodell. „Für uns ist jede Familienform gleich wertvoll – traditionelle Familien, Alleinerziehende, Patchwork oder andere Konstellationen“, so Sickl. Dank digitaler Präsenz wachse das Netzwerk stetig. Die Jahresmitgliedschaft kostet 19 Euro – dafür gibt es nicht nur das Verbandsmagazin, sondern auch die kostenlose Babysittervermittlung, Vergünstigungen, Rabatte und Zugang zu zahlreichen Veranstaltungen. Auch Nicht-Mitglieder profitieren. „Die meisten Angebote, etwa der Gesundheitsmonat, stehen allen offen.“ Die Mitgliedschaft bringe Vorteile, sei aber keine Voraussetzung für Unterstützung.

Herzstück Ehrenamt
Was den Familienverband besonders auszeichnet, ist das starke ehrenamtliche Engagement. In 39 Ortsvereinen bringen sich rund 400 Menschen freiwillig ein. „Das Ehrenamt ist unser Herzstück“, sagt Sickl mit Nachdruck. Die Aufgaben sind vielfältig – von der Organisation von Flohmärkten bis zu Eltern-Kind-Gruppen. Der Verband unterstützt seine Ehrenamtlichen mit Schulungen, jährlichen Ausflügen und Begleitung in der Vereinsarbeit. „Natürlich merken auch wir, dass Ehrenamt kein Selbstläufer mehr ist“, räumt er ein. „Aber mit guter Betreuung und Wertschätzung gelingt es uns, dieses Fundament stabil zu halten.“
Zahlen
51.516 Einsatzstunden leisteten die von der Frau Holle Babysittervermttlung vermittelten Babysitter im Jahr 2024.
400 Ehrenamtliche sind in den 39 örtlichen Familienbänden in 51 Gemeinden aktiv. Sie bilden das Herzstück des Verbandes.
4700 Einsatzstunden leisteten die Sozialbetreuer des Familienverbandes im Rahmen der klassischen Familienhilfe, ein Unterstützungsangebot für Familien mit Kindern.
43 Veranstaltungen fanden 2024 im Rahmen des Projekts „Vater sein!“ statt. An den Veranstaltungen nahmen insgesamt 316 Väter und 630 Kinder teil.
Selbst entscheiden können
Ein großes politisches Anliegen des Familienverbands ist die echte Wahlfreiheit für Eltern, sowohl in der Betreuung als auch im Beruf. „Eltern sollten selbst entscheiden können, wann und ob sie beide wieder arbeiten möchten – ohne finanziellen Zwang.“ Dazu brauche es neben leistbarem Wohnraum und vor allem einen Ausbau der Kinderbetreuungsplätze sowie flexiblere Kinderbetreuungszeiten. „Dafür müssen pädagogische Berufe attraktiver gemacht werden und Bürokratie abgebaut werden.“
Der Vorarlberger Familienverband versteht sich als Stimme, Stütze und Motor für Familien im Land. Pascal Sickl bringt es zum Abschluss auf den Punkt: „Wir sind nicht nur Sprachrohr, sondern auch Wegbegleiter – quer durchs ganze Familienleben.“ Weitere Informationen, wie zu allen Angeboten, Veranstaltungen, Beratungen, gibt es unter: familie.or.at.