Zollpoker: Wie es bei Clean-Tech weitergeht

Donald Trumps Zollpoker ist Gift für die Märkte. Die neuerlichen Ankündigungen seiner Regierung haben weltweit für so viel Nervosität gesorgt, dass die US-Börsen innerhalb von zwei Tagen über zehn Prozent verloren haben.
Von Christoph Flatz
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Auch der Clean-Tech-Sektor blieb davon nicht unberührt. Zusätzliche Unsicherheit verursacht in diesem Segment aber auch, dass die neue Regierung noch nicht geklärt hat, ob und inwieweit die Förderungen aus dem „Inflation Reduction Act“ (IRA) fortgeführt werden. Das noch von Biden unterzeichnete und Anfang 2023 in Kraft getretene Gesetz enthält eine Reihe finanzieller Anreize, um den Übergang der USA zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen und die Klimakrise zu bekämpfen. Ursprünglich sorgte dieses Paket für Aufwind beim Ausbau der erneuerbaren Energien.
Mit Ausnahme der bereits erwarteten Kürzungen im Bereich von Offshore-Wind und Elektromobilität war aus Washington bislang wenig Konkretes zum Thema zu hören. Eigentlich müsste der Inflation Reduction Act ganz nach dem Geschmack der Trump Administration sein. Denn einerseits ist die Bereitstellung von Energie in allen Formen notwendig, um den Strombedarf der USA zu decken. Andererseits sorgt der IRA mit Steuergutschriften dafür, dass wieder in den USA produziert wird – ganz im Sinne von „Make America Great Again“.
Dass seit einiger Zeit Zölle bis zu 200 Prozent auf Solarzellen und Module aus China und sogar 271,45 Prozent für vietnamesische Bauteile anfallen, hat dazu geführt, dass gerade die Solarindustrie in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze – vor allem in republikanischen Staaten – schaffen konnte. Das Paradebeispiel hierfür ist First Solar, der größte Produzent für Solarmodule in den USA. Da First Solar seine Wertschöpfungskette weitgehend in den USA abbildet und somit nicht mehr auf chinesische Importe angewiesen ist, wurde die Aktie von der Abverkaufswelle verschont. Besser haben es auch jene Clean-Tech-Unternehmen wie EDP Renovaveis, Acciona Energia, American Water Works, Republic Services oder Waste Management, die den Großteil ihrer Umsätze im Heimatmarkt generieren.
Die Experten der Erste Asset Management sind überzeugt, dass der Inflation Reduction Act nicht gänzlich aufgehoben wird. Denn das Gesetz genießt auch unter Republikanern breiten Zuspruch. Die Verunsicherung wird aber bleiben, denn ein Ende des Zollkrieges ist noch nicht in Sicht. Und das schadet auch der US-Industrie.
