_Homepage

Eiselen: “Das Schlimmste im Alter ist Einsamkeit”

18.05.2025 • 11:01 Uhr
Eiselen: "Das Schlimmste im Alter ist Einsamkeit"
Tanja Eiselen ist seit Juni 2024 Obfrau der Ortsgruppe Schruns, Tschagguns, Bartholomäberg. Hartinger

Vorarlberg 50plus: Tanja Eiselen ist seit Juni 2024 Obfrau der Ortsgruppe Schruns, Tschagguns, Bartholomäberg. Die 65-jährige ehemalige FH-Rektorin liebt den Kontakt mit Menschen und sprüht vor Tatendrang.

Sie waren zuletzt acht Jahre lang Rektorin der Fachhochschule Vorarlberg. Ein kurzer Rückblick auf Ihre berufliche Laufbahn?
Tanja Eiselen: Ich habe eine klassische Hochschullaufbahn hinter mir. Nach dem Studium war ich einige Jahre in der Automobilindustrie tätig, bevor ich eine Anfrage bekam, wieder an die Universität zurückzukehren. Insgesamt war ich über 30 Jahre als Professorin an Universitäten und Hochschulen tätig – die letzten 22 Jahre an der FH Vorarlberg, acht davon als Rektorin. Es war ein sehr schöner Beruf, in dem ich, wie ich denke, viele junge Menschen auf den richtigen Weg bringen konnte.

Was hat Sie nach Ihrer Pensionierung am 1. Dezember 2024 motiviert, sich ­zivilgesellschaftlich zu engagieren?
Eiselen: Ich habe mich sehr bewusst auf meine Pension vorbereitet. Ich wollte unbedingt etwas Sinnvolles tun – einen Beitrag leisten für Seniorinnen und Senioren in der Region. Das halte ich gesellschaftlich für sehr wichtig, und es macht mir auch wahnsinnig viel Freude. Ich habe überlegt, wo ich meine Kompetenzen am besten einbringen kann, das war bei Vorarlberg 50plus. Außerdem bin ich mittlerweile auch kommunalpolitisch in meiner Gemeinde Tschagguns aktiv.

Eiselen: "Das Schlimmste im Alter ist Einsamkeit"
Tanja Eiselen im Gespräch mit einem Teilnehmer beim Digital Cafe. Hartinger

Was macht Ihre Ortsgruppe besonders?
Eiselen: Wir haben etwa 150 Mitglieder aus den drei Gemeinden Schruns, Tschagguns und Bartholomäberg. Unser Angebot ist sehr vielfältig – vom wöchentlichen Jassen über Tanzveranstaltungen und Wanderungen bis hin zu wunderbaren Reisen, die unsere Reiseleiterin bestens organisiert. Seit Jänner gibt es auch das Digital Café, das ich initiiert habe. Es bringt uns einmal im Monat zusammen – und das halte ich für enorm wichtig: dass Seniorinnen und Senioren auch digital am Puls der Zeit bleiben.

Welche Themen beschäftigen ältere Menschen besonders?
Eiselen: Das Thema Digitalisierung ist sehr präsent. Wichtig sind aber auch Bewegung, Gesundheit und vor allem der soziale Zusammenhalt. Ich glaube, das Schlimmste im Alter ist Einsamkeit – sie kann schnell kommen, wenn Partner oder Freunde wegfallen. Ein guter sozialer Rückhalt ist daher essenziell.

Eiselen: "Das Schlimmste im Alter ist Einsamkeit"

Hat sich Ihrer Meinung nach das gesellschaftliche Bild vom Älterwerden verändert?
Eiselen: Man sagt ja: „70 ist das neue 60“. Wir werden älter, bleiben aber auch fitter – geistig wie körperlich. Der schnelle Wandel fordert uns. Ältere Menschen müssen gut begleitet werden und innerhalb ihrer sozialen, gleichaltrigen und gleichgesinnten Gruppen Vorbilder finden, um sich den vielen Veränderungen anzupassen. Ich sage immer: Wir hören nie auf zu lernen – erst mit dem letzten Atemzug.

Sie engagieren sich auch im Verein „Ziemlich beste Jahre“ zur Pensionsvorbereitung. Warum ist das mehr als nur eine Frage des Geldes?
Eiselen: Weil Arbeit für uns weit mehr ist als Einkommen. Arbeit gibt uns Identität, Status, soziale Kontakte, Teilhabe, Sinn und Aktivität. Wenn das plötzlich wegfällt – und man sonst nichts hat –, kann das zu einer Sinnkrise führen. Deshalb haben wir den Verein gegründet: Damit Menschen diesen nächsten Lebensabschnitt bewusst gestalten können.

Was erfüllt Sie an Ihrer aktuellen Rolle am meisten?
Eiselen: Der Kontakt mit den Menschen – im Verein ebenso wie in meiner Heimatgemeinde Tschagguns, wo ich im Vorstand bin und drei sehr unterschiedlich besetzte Ausschüsse leite. Die Vielfalt der Begegnungen ist für mich sehr bereichernd