Nach der PKK

Will die Türkei wirklich Frieden, ist sie nun am Zug.
Von Thomas Schmidinger
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Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hatte bereits ihre Auflösung und das Ende des bewaffneten Kampfes verkündigt, während die türkische Armee weiterhin ländliche Regionen im kurdischen Teil des Irak bombardiert. Kaum jemand im irakischen Teil Kurdistans glaubt, dass die Türkei, die in den letzten Jahren massiv ihre Militärbasen im Irak ausgebaut hat, nun einfach wieder das Land verlassen und die Souveränität des Irak plötzlich respektieren wird.
Dabei waren es von Anfang an die Zivilisten, die unter dieser grenzüberschreitenden Bekämpfung der kurdischen Guerilla gelitten hatten. In den Bergregionen an der türkischen Grenze wurden kurdische und christlich-assyrische Dorfbewohner seit Jahren immer wieder daran gehindert, ihre Felder und Weiden zu nutzen. Hirten und Bauern wurden durch türkische Drohnen und Artillerie getötet. Wälder wurden durch illegale Abholzung oder gezielte Brandlegung vernichtet.
Mit der nun erfolgten Auflösungserklärung der PKK hätte die Türkei keinen Grund mehr, in ihrem Nachbarland militärisch präsent zu sein. Trotzdem bombardiert sei weiter.
Der 40 Jahre dauernde bewaffnete Konflikt zwischen der PKK und dem türkischen Staat war allerdings nicht die Ursache für die türkisch-kurdischen Probleme, sondern ein Resultat dieser. Wenn die Türkei nun wirklich einen dauerhaften Frieden will, muss sie den Kurden kulturelle und politische Zugeständnisse machen. Andernfalls droht die Entstehung neuer Guerillaorganisationen.
Wenn die jüngere Generation der Kurden in der Türkei sieht, dass sich legale politische Arbeit lohnt, dass die verhafteten und abgesetzten Bürgermeistern ebenso wieder frei kommen, wie andere politische Gefangene und dass es sich lohnt im Rahmen des politischen Systems der Türkei politisch zu arbeiten, kann dies tatsächlich der Beginn eines Friedensprozesses sein. Wenn der zuletzt immer autoritär regierende türkische Präsident Erdoğan aber an einem autoritär-expansionistischen Projekt festhält, das auch Ansprüche auf kurdische Gebiete in Syrien und im Irak erhebt, wird nun nur ein neues Kapitel des Konfliktes aufgeschlagen.