_Homepage

Beeindruckende Zahlen und Finanzierungskampf

22.05.2025 • 18:56 Uhr
Rotes Kreuz Vorarlberg
Die Rotkreuz-Crew ist rund um die Uhr im Einsatz. rkv

Das Rote Kreuz Vorarlberg veröffentlichte seinen Jahresbericht 2024 – mit Zahlen, die für sich sprechen. Die Finanzierung ist und bleibt für die Hilfsorganisation eine große Herausforderung.

Das präsentierte Leistungszeugnis unterstreicht die Bedeutung des Roten Kreuzes Vorarlberg. Im vergangenen Jahr wurden rund 2,9 Millionen Einsatzkilometer zurückgelegt, um Hilfe zu leisten. Insgesamt wurden 82.030 Krankentransporte, 36.608 Rettungseinsätze und 24.390 Notfalleinsätze durchgeführt.

Ein zentrales Anliegen im vergangenen Jahr war der Aufbau eines zentralen Krisen- und Katastrophenmanagements. Damit konnte das Rote Kreuz Vorarlberg die Grundlage schaffen, um bei Großschadensereignissen noch schneller, koordinierter und wirkungsvoller helfen zu können. „Die Sicherheit und das Wohl der Bevölkerung stehen dabei immer im Mittelpunkt unseres Handelns“, betont Ludwig Summer, Präsident des Roten Kreuzes Vorarlberg. Als erste Landesorganisation in Österreich stellte das Rote Kreuz Vorarlberg 2024 seine Einsatzkräfte auf neue Uniformen um. Diese entsprechen aktuellen Normen und sollen vor allem die Sicherheit im Einsatz deutlich erhöhen. Die Einführung erfolgte im Frühjahr.

Lisa Salzgeber - 2
Präsident Ludwig Summer. rkv

“Telenotarzt” hat sich bewährt

Ein weiterer Innovationsschritt war der Start des Pilotprojekts „Telenotarzt“ im Bregenzerwald und die damit einhergehende Kooperation mit dem Roten Kreuz Niederösterreich. Durch die digitale Unterstützung der Rettungsteams durch erfahrene Notärzte konnte die präklinische Notfallversorgung weiter verbessert werden. Erste Erfahrungen zeigen laut Summer eine spürbare Verbesserung – eine Ausweitung auf das gesamte Land ist nach Abschluss der Evaluierung angedacht.

Herausforderung Finanzierung

„Natürlich war auch im vergangenen Jahr die Finanzierung ein zentrales Thema“, erklärt Geschäftsführerin Janine Gozzi. Dabei wurden wichtige Weichen gestellt: Insbesondere wurde an einer nachhaltigen und langfristigen Finanzierung durch die Sozialversicherungsträger gearbeitet. „Noch sind nicht alle Verträge unterschrieben, deshalb kann ich keine Details nennen. Nur so viel: Die Geldmittel wurden erhöht – wenn auch nicht in dem von uns geforderten Ausmaß. Das bedeutet, dass die Finanzierung im Bereich Rettungs- und Krankentransport weiterhin schwierig bleibt. Bis 2027 sind jedoch weitere Beitragssteigerungen vorgesehen, was uns in eine gute Richtung bringt.“

Rotes Kreuz Vorarlberg
Geschäftsführerin Janine Gozzi. rkv

Sparmaßnahmen

Wird das Rote Kreuz auch von den geplanten Sparmaßnahmen der Landesregierung betroffen sein? „Ja, wir rechnen damit, dass wir bei den kommenden Verhandlungen im Herbst mit Einschnitten konfrontiert werden“, so Gozzi. „Was das konkret bedeutet, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Klar ist aber: Wenn in einem Bereich, der ohnehin nicht kostendeckend ist, zusätzlich gekürzt wird, verschärft das die Situation nur.“ Für Janine Gozzi steht fest: „Die Rettungsversorgung muss aufrechterhalten werden und richtig funktionieren.“

Zahlen

82.030 Krankentransporte, sowie 36.608 Rettungs- und 24.390 Notfall­einsätze hatte das Rote Kreuz Vorarlberg im Jahr 2024.

2,9 Millionen Kilometer legten die Rotkreuz-Mitarbeitenden 2024 zurück.

52.364 unterstützende Mitglieder hat das Rote Kreuz im Jahr 2024.

254.916 Anrufe gingen bei der Notrufleitstelle ein. 65.130 Anrufe betrafen die Gesundheitsberatung und Ärztebereitschaft.

Ehrenamt

Für das Rote Kreuz Vorarlberg waren im vergangenen Jahr rund 1900 ehrenamtliche und berufliche Mitarbeitende sowie viele weitere freiwillig Engagierte im Einsatz. „Ohne sie wären unsere Fortschritte und Erfolge nicht möglich gewesen“, lobt Präsident Summer deren Einsatz. „Ein großer Dank gilt auch dem Land, den 96 Gemeinden sowie unseren Partnerorganisationen.“
Gozzi ergänzt zum Thema Ehrenamt: „Wir können uns wirklich glücklich schätzen. Das Engagement ist enorm – nicht nur im Rettungs- und Krankentransport, sondern im gesamten Roten Kreuz: beim Jugendrotkreuz, bei der Blutspende, in den Sozialdiensten. Derzeit zählen wir rund 1300 aktive ehrenamtliche Mitarbeitende. Das ist unverzichtbar – allein durch hauptberufliche Kräfte könnten wir das alles gar nicht leisten.“
Gleichzeitig merkt sie an, dass sich das Ehrenamt verändert habe: „Die Verweildauer ist heute deutlich kürzer, und man muss mehr investieren, um Ehrenamtliche zu gewinnen und zu halten. Aber wir haben es geschafft, diese Struktur aufrechtzuerhalten. Das ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit.“

Thema Zivildienst

Ein schwieriges Thema sei auch der Zivildienst. Die geburtenschwachen Jahrgänge zeigen Auswirkungen. „Nicht alle zur Verfügung stehenden Zivildienstplätze beim Roten Kreuz können derzeit besetzt werden. Das wirkt sich insbesondere auf die Einsatzplanung aus“, weiß Geschäftsführerin Gozzi.

Rotes Kreuz Vorarlberg
Voller Einsatz. rkv


Wie aus dem aktuellen Jahresbericht 2024 weiter hervorgeht, konnte das Rote Kreuz Vorarlberg – das im vergangenen Jahr auch Impulse in Marketing und Fundraising setzte – auf die Unterstützung von knapp 53.000 Mitgliedern über 18 Jahre zählen. Das entspricht rund 16 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung.

Herausforderungen für die Zukunft

„Die kostendeckende Finanzierung des Rettungs- und Krankentransportdienstes ist in Zukunft eine große Herausforderung“, berichtet Janine Gozzi. „Dafür braucht es ein abgestimmtes Vorgehen mit unseren Partnern und der öffentlichen Hand.“ Zudem müsse man Strategien entwickeln, um trotz geburtenschwacher Jahrgänge ausreichend Personal zu gewinnen und das Ehrenamt weiterhin attraktiv zu halten. „Parallel dazu treiben wir wichtige Projekte voran, wie den flächendeckenden Ausbau des Pilotprojekts „Telenotarzt“. Das hat sich im Bregenzerwald bewährt und soll künftig die Versorgung schneller und effizienter machen.“