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Einchecken und den letzten Sommer genießen

25.05.2025 • 10:00 Uhr
Einchecken und den letzten Sommer genießen
Roland Lang und Rahel Schoenthal im Zimmer “Goldgrube”. Hartinger

Seit drei Jahren sorgt das Honolulu Hotel in Bregenz für kreative Impulse und im Gastgarten für sommerliche Leichtigkeit. Ende September ist für das Zwischennutzungsprojekt Schluss. Die letzten Monate haben noch viele Highlights.

Im Bregenzer Weiherviertel wurde im Juni 2022 das ehemalige Hotel Helvetia in das Honolulu Hotel verwandelt. Entstanden ist dieses außergewöhnliche Zwischennutzungsprojekt aus privater Initiative – in Kooperation mit der Prisma Unternehmensgruppe sowie unterstützt von der Stadt Bregenz, Bregenz Tourismus, dem Stadtmarketing und dem Land Vorarlberg. Die Betreiber Rahel Schoenthal und Roland Lang schufen eine bunte Oase, die dem sonst eher ruhigen Viertel neues Leben einhauchte. Im Honolulu Hotel verschmelzen Kultur, Arbeit und Freizeit auf einzigartige Weise. Besonders das vielfältige Programm mit Kunstausstellungen, Konzerten, DJs und Flohmärkten wurde zum Markenzeichen.

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Viel Spaß beim Zimmerservice. Klaus Hartinger

Ende September ist Schluss

Nun stehen die letzten Monate des beliebten Treffpunkts mit seinem besonderen, nicht alltäglichen Flair bevor. Ende September ist definitiv Schluss. „Anstrengend“, sagt Roland Lang auf die Frage, wie sich die vergangenen drei Jahre in einem Wort zusammenfassen lassen. „Turbulent“, ergänzt Rahel Schoenthal und fügt hinzu: „Ich bin oft überrascht, wie viel wir in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Das hätte ich zu Beginn nie für möglich gehalten – vor allem, weil wir immer nur kurzfristig planen konnten.“ Das Projekt wurde mehrfach verlängert, zuletzt im Vorjahr bis Herbst 2025. „Diese Verlängerungen waren Fluch und Segen zugleich. Einerseits war es großartig, dass wir weitermachen konnten, andererseits hat es uns auch viel Kraft gekostet“, sagt Lang. „Trotzdem – es waren drei Jahre, die wir nicht missen möchten. Wir sind dankbar für diese Zeit.“

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Der Kaffee-Truck. Hartinger

Viele Aktivitäten

Die Liste der Aktivitäten im Honolulu Hotel ist lang: „Ungefähr 120 Veranstaltungen – alle bei freiem Eintritt. Von Konzerten, DJ-Abenden, Lesungen, Ausstellungen und Märkten bis hin zu Open-Air-Kino“, zählt der 50-Jährige auf. „Und das neben dem laufenden Hotel- und Gastronomiebetrieb. Es war ein echter Kraftakt, wir mussten immer auf Sicht fahren.“ Ganz einfach war es laut dem gebürtigen Bregenzer nicht: „Wir haben viel investiert, mussten das alte Gebäude überhaupt erst einmal nutzbar machen. Und das, ohne zu wissen, wie lange es weitergeht. Alles musste schnell funktionieren, sonst hätte es sich wirtschaftlich nicht ausgezahlt.“ Rücklagen gab es keine, das Risiko war hoch. Und doch: Es hat funktioniert.

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Der Biergarten ist bereit für den Sommer. Hartinger

Belastend war auch die Entwicklung der Mietkosten. Lang: „Die Anfangsvereinbarung war super und fair für eine Zwischennutzung. Aber die Miete wurde später erhöht, das stand dann in keinem Verhältnis mehr zu unserem Aufwand.“

Ein Sommer voller Highlights

Bis Ende September wird im Honolulu Hotel noch einmal durchgestartet: mit Konzerten, DJ-Abenden, Lesungen in Kooperation mit der Stadtbücherei und Open-Air-Kino gemeinsam mit dem Filmforum. Und natürlich lädt das Herzstück des Projekts – der Biergarten mit Kaffee- und Food-Truck – weiterhin zum Verweilen ein. Schoenthal: „Unsere Gäste können italienisches Streetfood vom Cinque genießen – etwa Pinsa oder Piadina. Dazu gibt es immer wieder Specials wie argentinische Empanadas oder Arancini.“ Auch der Hotelbetrieb läuft bis zum Schluss weiter.

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Ziehen an einem Strang: Roland Lang und Rahel Schoenthal. Hartinger

Abschiedsparty

Die große Abschiedsparty findet am 30. August statt. Freunde aus Berlin, wie der Schauspieler Trystan Pütter und Jan „Schowi“ Ritter von den Massiven Tönen aus Stuttgart, werden dabei auflegen. Den endgültigen Schlusspunkt setzt eine Performance im Rahmen des Bregenzer Kultursommers am 30. September.

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Der Countdwon läuft. Hartinger

„Davor wird alles verkauft. Zwei Wochen lang kann man sich ein Stück Honolulu mit nach Hause nehmen“, so Lang. Und die gebürtige Berlinerin Schoenthal ergänzt lachend: „Ich werde mir wohl ein Stück der Fassade mitnehmen – ähnlich wie bei der Berliner Mauer.“

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Im Gespräch mit der NEUE am Sonntag. Hartinger

Zukunft offen

Nach dem Ende des Projekts möchten sich die beiden eine Pause gönnen. „Wir wollen uns nicht gleich ins nächste Projekt stürzen – das braucht einen langen Atem“, weiß Lang. Noch einmal eine Zwischennutzung? „Eher nicht. Es müsste ein Ort mit langfristiger Perspektive sein.“ Die Idee eines neuen, kreativen Orts bleibt jedoch. „Etwas mit Substanz. Vielleicht wieder ein Ort wie das Honolulu, mit Musik, Veranstaltungen und Gastronomie. Aber nur, wenn alles wirklich passt – Gebäude, Lage, Nachbarschaft, Rahmenbedingungen.“ Rahel Schoenthal ergänzt: „Und mit einem kreativen Aspekt. Einfach nur ein Café betreiben, das wären wir nicht.“ Bregenz wäre dabei sicher eine der ersten Adresse – aber es muss nicht unbedingt am Bodensee sein. Auch eine Rückkehr nach Berlin, wo beide lange lebten und sich kennenlernten, sei eine Option.

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Aus dem Hotel Helvetia wurde das Honolulu Hotel. Hartinger

Haus richtig lieb gewonnen

„Das Honolulu Hotel war in den letzten drei Jahren unser Leben. Fast keine Freizeit – alles drehte sich darum“, blickt Roland Lang zurück. „Wir haben das Haus, das im Zuge der anstehenden Neugestaltung des Weiherviertels abgerissen wird, richtig liebgewonnen. Aber ein Sprichwort sagt: Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Von daher ist es vielleicht der richtige Zeitpunkt loszulassen.“ Für Rahel Schoenthal steht jedoch fest: „Wir wollen diesen Sommer noch mit unseren Gästen genießen.“

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Immer dabei: Vierbeiner Chili. Hartinger