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Exporttag: Zolldrohungen und neue Chancen

26.05.2025 • 15:48 Uhr
Wolfurt am 15.5.2025 FW Feuerwehr OeBB Gueterbahnhof Uebung, Kre
Mit Exporten im Wert von 13,3 Milliarden Euro im Jahr 2023 zählt Vorarlberg zu den exportstärksten Regionen Österreichs. Neue

Der Exporttag ist das wichtigste Außenwirtschafts-Serviceformat in Vorarlberg. Im Fokus der zehnten Auflage stand die USA und die angedrohten Zölle auf Waren aus der EU.

Mehr als 130 Unternehmer aus Vorarlberg nutzten gestern den 10. Vorarlberger Exporttag der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV), um sich mit Wirtschaftsdelegierten aus 25 Ländern über Exportchancen, Markttrends und Markteintrittsstrategien auszutauschen. Der Exporttag gilt als bedeutendste Außenwirtschaftsveranstaltung im Land – und als zentrales Instrument zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit heimischer Betriebe.

„Der Exporttag ist weit mehr als eine Informationsveranstaltung – er ist Brücke, Wegweiser und Motor zugleich. Gerade in Zeiten globaler Unsicherheiten brauchen unsere Unternehmen konkrete Unterstützung, um neue Märkte zu erschließen“, betont WKV-Präsident Karlheinz Kopf. Der persönliche Austausch mit den Wirtschaftsdelegierten – erfahrenen Außenhandelsexperten aus fünf Kontinenten – sei dabei ein unschätzbarer Vorteil, vom Ein-Personen-Unternehmen bis zum Industriebetrieb.

WKV
Der Exporttag gilt als bedeutendste Außenwirtschaftsveranstaltung im Land. WKV

Konjunkturmotor

Mit Exporten im Wert von 13,3 Milliarden Euro im Jahr 2023 – das entspricht über 30.000 Euro pro Einwohner – zählt Vorarlberg zu den exportstärksten Regionen Österreichs. Kopf: „Der Außenhandel ist somit nicht nur Konjunkturmotor, sondern zentraler Pfeiler des regionalen Wohlstands.“ Umso besorgniserregender ist der aktuelle Trend: Österreichs Exporte sind rückläufig – in Vorarlberg etwa im Handel mit der Schweiz. Belastet werden die Betriebe durch steigende Lohnstückkosten und Energiepreise. „Wenn wir den Standort halten und stärken wollen, braucht es politische Entlastung – etwa durch niedrigere Lohnnebenkosten und weniger Bürokratie“, so Kopf. Besorgt zeigt sich der WKV-Präsident auch über die zunehmende globale Handelspolitik, bei der Staaten ihre Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz durch Handelshemmnisse wie Zölle oder Einfuhrkontingente schützen. „Handelshemmnisse schaden am Ende allen – auch jenen, die sie errichten.“

WKV
Wilhelm Peter Hasslacher, Leiter des AußenwirtschaftsCenter New York. wkv

Fokus USA

Ein besonderer Fokus galt heuer den USA – Österreichs zweitwichtigster Handelspartner. Mit einem Exportvolumen von rund 800 Millionen Euro spielt Vorarlberg hier eine überdurchschnittlich starke Rolle. Geopolitische Unsicherheiten zeigen bereits erste Auswirkungen: Ein prognostizierter Exportanstieg in die USA beruht unter anderem auf vorgezogenen Lieferungen und Lageraufbau in Erwartung möglicher Handelsbarrieren oder eines Scheiterns laufender Verhandlungen. Wilhelm Peter Hasslacher, Leiter des AußenwirtschaftsCenter New York spricht von einem grundlegenden Wandel. „Die USA verfolgen das Ziel, geopolitisch die Weltordnung neu zu gestalten. Die konkreten Folgen sind noch schwer abschätzbar.“

Zollstreit

Wie es mit den Einfuhrzöllen weitergeht, ist noch offen. Im von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Zollstreit verhandelten die EU-Kommission und Vertreter der US-Regierung gestern weiter. Trump hatte am Sonntag (Ortszeit) angekündigt, ab 1. Juni vorgesehene Zölle auf Waren aus der EU in Höhe von 50 Prozent bis 9. Juli auszusetzen. Mittelfristig rechnet Wilhelm Peter Hasslacher mit Einfuhrzöllen von rund zehn Prozent.
Für Hasslacher ist auch klar, dass „der Handel zwischen Österreich und den USA eine Erfolgsgeschichte ist.“ Im Rahmen des internationalen Handels mit den USA verzeichnet Österreich seit geraumer Zeit einen kontinuierlichen Überschuss in der Handelsbilanz. Die Exporte verzeichneten ein kräftiges Wachstum. „Das wollen wir bewahren, das ist unsere Aufgabe.“

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WKV-Präsident Karlheinz Kopf. wkv

Neue Chancen

Das geplante Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten – Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay – bietet enorme wirtschaftliche Chancen für Österreich und natürlich Vorarlberg. Es reduziert Zölle, sichert Marktzugang und stärkt die Versorgung mit wichtigen Rohstoffen. Gleichzeitig bleiben europäische Standards im Umwelt- und Konsumentenschutz gewahrt. „Die Mercosur-Region rund um Argentinien bietet großes Potenzial für die Ausweitung unserer Exporte“, ist sich Karlheinz Kopf sicher. Der WKV-Präsident blickt grundsätzlich optimistisch in die Zukunft. „Aber es braucht dazu auch die richtigen Rahmenbedingungen. Leider beobachten wir derzeit international eine Abkehr von der Idee des offenen Welthandels – ein Prinzip, das lange Zeit für alle Beteiligten Wohlstand gebracht hat. Stattdessen erleben wir wieder Tendenzen zur Abschottung, etwa durch hohe Zölle – vor allem in den USA und China. Diese Politik wird am Ende allen schaden. Ich hoffe, dass man rasch erkennt, dass der Weg des offenen Handels der bessere ist.“