Saubere Ohren und ein glänzendes Fell: Ein Spa-Erlebnis für den Vierbeiner

Art- und besitzergerechte Fellpflege von Hunden, darum geht es Renata Dapsauskaite. Die Litauerin betreibt den Hundesalon „Capo“ in der Dr-Waibel-Straße in Dornbirn mit viel Leidenschaft. Dazu gehört auch, Haltern mit Feingefühl zu sagen, dass sie Fehler bei der Pflege machen.
Von Miriam Jaeneke
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Capo ist der Chef, eindeutig. Sein schwarzes und cappuccinofarbenes Fell umrandet ihn wie eine königliche Robe und macht ihn sicher um ein Drittel größer. Das muss es auch, denn Capo verteidigt sein Revier, das Gewölbe der Dr.-Waibel-Straße 6 in Dornbirn. Man steigt einige Treppen hinab in die angenehme Kühle des weiß gestrichenen Gewölbes, schon kommt der kleine wuschelige Hund, ein Pomeranian, an und bellt. Seine Besitzerin für ein Interview herzugeben, kostet ihn schon Überwindung. Aber wenn Renata Dapsauskaite Bella sanft in die Arme nimmt, die Malteser-Hündin, die als Nächstes gewaschen, geföhnt, gebürstet werden soll und die Haare zwischen den Pfoten und Ballen gekürzt bekommt? Capo ist unschlüssig. Nach einer Weile beruhigt er sich, immerhin kennt er die Situation. Seine Besitzerin ist Hundefriseurin, da muss ihr Hund ihre Aufmerksamkeit und Hingabe wohl oder übel mit anderen Hunden und deren Besitzern teilen. Immerhin hat sie ihren Laden nach Capo benannt. Wenn er das wüsste, vielleicht wäre er dann ruhiger. „Capo war meine Inspiration für mein Geschäft. Und mit Capo hat schließlich alles begonnen“, sagt Dapsauskaite.

Neuer Hund und neuer Beruf
Mit Capos Einzug in ihrem Haus begann sie viel zu recherchieren. Sie informierte sich auch über Hundepflege und stellte schnell fest, dass es zu jeder Rasse, jedem Felltyp unglaublich viele verschiedene Informationen – und auch falsche Informationen – im Netz gibt. Die spätere Hundefriseurin informierte sich über Bürsten, Shampoos und das rassengerechte Schneiden. „Dann habe ich einfach selber angefangen zu schneiden und schnell festgestellt, dass es mir wirklich Spaß macht. Früher hätte ich es mir nicht zugetraut. Aber dann war meine Karenzzeit um, und mein Mann hat mich sehr unterstützt. Da habe ich einfach den Schritt gewagt und eine Ausbildung zur Hundefriseurin in Innsbruck gemacht“, erzählt sie.

„Capo war meine Inspiration für mein Geschäft. Und mit Capo hat schließlich alles begonnen.“
Renata Dapsauskaite
Capo wird rund zwei- bis dreimal im Monat gebadet. Nach Kontakt mit Salz im Winter oder Saharastaub bzw. Blütenstaub im Sommer auch öfter. „Föhnen, Bürsten und Rundumpflege sind auch eine sehr gefragte Dienstleistung in meinem Salon. Deswegen ist auch Malteserhündin Bella heute hier“, bemerkt Dapsauskaite. Sie erklärt ihr Geschäftsmodell: Einmal baden und föhnen bitte, je nachdem auch Krallen schneiden, Fell entfilzen, Unterwolle entfernen, trimmen, Ohrenpflege oder Beratung. Kostenpunkt – unabhängig davon, was sie macht: 56 Euro pro Stunde. Die komplette Pflege dauert je nach Hund ungefähr anderthalb Stunden. Sie bietet auch Ozonbehandlungen an – empfehlenswert für Hunde mit Schuppen, Dermatitis oder anderen Hautproblemen.
Richtige Ausstattung und richtiges Händchen
Ein Fell artgerecht zu pflegen, benötigt Wissen, Zeit, Geduld und die richtige Ausstattung. Dapsauskaite hat eine hoch stehende Badewanne, um rückenschonend und gut an den Hund heranzukommen. Das Wasser braucht die richtige Temperatur, und auch der Hund braucht ein bisschen Geduld. Die meisten Hunde kennen und mögen sie, achtzig Prozent ihrer Kundinnen und Kunden kommen regelmäßig. Ihnen erklärt die Wahl-Dornbirnerin, was zu beachten ist, wie auch schwierige Hunde gut gepflegt werden können. Ja, gebissen wurde sie auch schon, wobei sie sagt, dass das Problem selten die Hunde, sondern meistens die Halter sind. Sie sind teils aufgeregt, reden unablässig und sind sich nicht sicher, ob sie ihr vertrauen können. Wie sollen die Hunde es dann tun? Dapsauskaite schickt sie schließlich hinaus auf einen Spaziergang oder ein paar Einkäufe, und das Problem ist in der Regel erledigt. Trotzdem sind Sanftheit und Konsequenz gefragt, zum Beispiel, wenn sie die Haare kürzen will, die Bella in die Augen fallen. Bella bewegt sich unruhig – Dapsauskaite wartet einfach ganz gelassen auf den richtigen Moment. Dann geht alles wie von selbst, und Bella ist wieder fluffig weiß, hat geschnittene Zehennägel und das Fell rund um den After ist auch gekürzt, so dass nichts hängen bleiben kann, wenn sie ihr Geschäft macht.

Ein Leben zwischen Hund und Herz
Leben zwischen Hund und Herz. Beim ersten Termin spricht Dapsauskaite ausführlich mit den Hundehaltern. Wie möchten sie das Fell geschnitten haben – kurz? Was genau bedeutet „kurz“? Sie sagt aber auch ganz ehrlich, wenn sie anderer Meinung ist, und kann diese dank ihrer Expertise auch gut begründen. Sie stammt aus einem kleinen Dorf in Litauen, ist ihrem Partner erst in die Schweiz und dann nach Dornbirn gefolgt. „Wir hatten immer schon Tiere, schon als ich ein Kind war. Von Tieren umgeben zu sein, war für mich lange so selbstverständlich, dass ich das gar nicht als etwas Besonderes gesehen habe“, sagt sie. Den Bauernhof ihres Vaters wollte sie trotzdem nicht übernehmen. Seit 2018 ist sie in Vorarlberg, spricht ein fast perfektes Deutsch mit Akzent. Ob sie auch einen anderen Job machen würde? Wenn sie es sich aussuchen kann, dann nein. Damit ist sicher auch Capo zufrieden. Denn wenn man ein Geschäft und dessen Betreiberin verteidigen muss, dann gibt es ein Geschäft und eine Betreiberin, die man verteidigen darf.