_Homepage

Mein Leben für immer in Gottes Händen

22.06.2025 • 08:00 Uhr
117148750
Shutterstock

In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche, Religionslehrerinnen, Theologinnen und andere ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Tabea Lenz, katholische Religionslehrerin.

Von Tabea Lenz
neue-redaktion@neue.at

Sonntagsevangelium

Jesus betete einmal in der Einsamkeit, und die Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes. Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen. Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen. Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Lukas 9,18-24

Mein Leben für immer in Gottes Händen

Das heutige Evangelium fällt zunächst durch seine enorme Dichte an wichtigen Personen und Ereignissen sowie einen herausfordernden Appell von Jesus auf. Dabei sind zwei Aspekte aus dieser Stelle im Lukasevangelium ganz wesentlich für mich: die unendliche Wichtigkeit des Glaubens und die Bedeutung von Jesus Aufforderung.

Zunächst bringt Jesus mit seiner Frage „Für wen halten mich die Leute?“ und der darauffolgenden „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ die Relevanz des Glaubens außerhalb von Raum und Zeit ins Spiel. Mit Elija und den alten Propheten wird auf das Alte Testament, also die Zeit vor Jesus, angespielt. Jesus selbst bildet darüber hinaus zugleich Gegenwart und Zukunft, als er mit seinen Jüngern spricht und anschließend das bevorstehende Ereignis seiner Kreuzigung und Auferstehung thematisiert. Damit geht für mich persönlich die Bedeutung einher, dass der Glaube nicht nur für eine bestimmte Zeit oder einen konkreten Raum relevant ist. Vielmehr ist er für die Ewigkeit und alle Menschen auf der ganzen Welt spürbar, die sich von dieser Kraft berühren lassen.

Die zweite Säule dieses Evangeliums ist die Aufforderung von Jesus an seine Jünger: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“  Mit dieser Botschaft richtet sich Jesus in meiner Wahrnehmung an jede Christin und jeden Christen als Individuum. Darüber hinaus wird dadurch aber auch die Gemeinschaft der Jünger über den Tod und die Auferstehung Jesu hinaus – die Kirche – direkt angesprochen.

Tabea Lenz
Tabea Lenz ist katholische Religionslehrerin.

Doch sowohl hinsichtlich einer Einzelperson als auch für die Kirche ging es Jesus wohl um eine klare Aufforderung: Sich all den Herausforderungen zum Trotz nicht ständig nur um sich selbst zu drehen und nicht nur die eigenen Bedürfnisse und Ziele vor Augen zu haben. Doch mit dem Blick auf die Anliegen und Nöte der Mitmenschen ist dieser Appell nicht abgetan. In meinen Augen verbirgt sich in dieser Aussage von Jesus, die sich durchaus als große Bürde verstehen lässt, noch ein weiterer zentraler Aspekt des christlichen Glaubens: In allen Lebenssituationen darf nicht vergessen werden, dass der Glaube die Möglichkeit eröffnet, Probleme und Schwierigkeiten Gott anzuvertrauen. Durch das Loslassen verliere ich vielleicht zunächst die Kontrolle, doch im Vertrauen auf Gott wird sich eine Lösung finden lassen, die mir aus dieser Situation hilft.

Das eigene Kreuz auf sich zu nehmen ist mitunter eine Last, kann aber auch als ein großes Geschenk verstanden werden. Das Kreuz ist im Christentum das Symbol für die Hoffnung auf ein Leben mit Gott. Es erinnert uns daran, dass jede und jeder durch die Auferstehung von Jesus das eigene Leben ganz Gottes Händen anvertrauen darf – für immer.