Ein neuer Akt im Dornbirner Stadtrat

Valentin Sottopietra (ÖVP) ist für die Ressorts Familie, Kultur und Weiterbildung zuständig. Der TIK-Obmann und Hobbyschauspieler über seine ersten Monate auf der politischen Bühne.
Bei der Bürgermeister- und Gemeindevertretungswahl 2025 in Dornbirn kam es zu einem Umbruch. Das Bürgermeisteramt wechselte zur SPÖ: Markus Fäßler setzte sich in der Stichwahl gegen Julian Fässler (ÖVP) durch. Auch in der Gemeindevertretung musste die Volkspartei vier Sitze abgeben, bleibt jedoch weiterhin die stärkste Kraft.
Neu besetzt wurde auch der Stadtrat der ÖVP, der nur noch vier Sitze (–1) stellt. Mit dem neuen Vizebürgermeister Alexander Juen ist vom bisherigen Quintett – Andrea Kaufmann, Marie-Louise Hinterauer, Julian Fässler und Karin Feuerstein-Pichler – nur er verblieben. Die weiteren VP-Stadträte sind Barbara Röser, Johannes Zangerl sowie Valentin „Valle“ Sottopietra – in Dornbirn eine bekannte Persönlichkeit, auf der politischen Bühne ein neues Gesicht.

Kein klassischer Politiker
Der 56-Jährige ist für die Agenden Familie, Kultur und Weiterbildung zuständig und bezeichnet sich selbst als „kein klassischer Politiker“: „Ich habe nie eine politische Laufbahn angestrebt“, sagt er. Politisch interessiert sei er jedoch immer gewesen. Sein Weg in die Politik begann eher zufällig: „Vor rund fünf Jahren kam die ÖVP auf mich zu und fragte, ob ich mitarbeiten möchte. Zunächst habe ich abgelehnt.“ Ein inspirierendes Gespräch mit Alexander Juen habe ihn dann doch überzeugt. „Kultur hat mich schon immer interessiert, und als Vater bringt man automatisch eine gewisse Perspektive auf Familienpolitik mit.“ So begann er, sich im Kulturausschuss sowie im Jugend- und Schulausschuss zu engagieren. Im April wurde er schließlich Stadtrat. „Das Wahlergebnis hat neue Strukturen innerhalb der ÖVP erfordert. Da ich mich stets engagiert habe und viele Vorzugsstimmen erhielt, kamen Stimmen auf, ob ich nicht eine aktivere Rolle übernehmen möchte.“
Inhaltliche Gründe
Dass er die Funktion als Stadtrat annahm, habe inhaltliche Gründe: „Ich hätte das Amt nicht übernommen, wenn es etwa um Hoch- oder Tiefbau gegangen wäre – das ist nicht mein Fachgebiet. Kultur, Familie, Weiterbildung – das sind Themen, mit denen ich mich identifizieren kann und bei denen ich etwas beitragen möchte.“ Trotzdem sei vieles neu: „Ich tue mir noch schwer mit dem Begriff ‚Stadtrat‘. Wenn mich jemand so nennt – etwa beim Arzt –, denke ich: ‚Die kennen mich ja gar nicht.‘“ Vielmehr sehe er sich als Dornbirner, der sich stärker engagiert – nicht als Berufspolitiker. Nach den ersten Monaten im Amt zeigt sich Sottopietra auch beeindruckt von der Komplexität kommunaler Strukturen:
„Die Stadt ist ein riesiges Unternehmen. Es gibt viele Themen mit enormer Tragweite. Das muss gut geführt werden.“
Zur Person
Name: Valentin Sottopietra
Geboren: 17. April 1969 in Dornbirn
Familienstand: Verheiratet, drei Kinder, eine Enkelin
Beruf: Unternehmer mit Personalfirma
Stadtrat in Dornbirn: Zuständig für Familie, Kultur und Weiterbildung
Seit 2024: Obmann Kulturverein TIK Dornbirn
Hobbys: Theater, Sport, ehrenamtliches Engagement
Zusammenarbeit
Mit dem neuen Bürgermeister Markus Fäßler funktioniere die Zusammenarbeit gut: „Und das gilt nicht nur jetzt – auch früher hat das funktioniert, nur waren die Machtverhältnisse eben andere.“ Was ihm persönlich manchmal schwerfällt, ist das politische Spiel: „Ich bin sehr sachorientiert. Manchmal werden politische Botschaften schneller kommuniziert, als es die Sachlage hergeben würde. Ich finde, man sollte bei der Wahrheit bleiben.“
Klare Vorstellungen
Inhaltlich hat Sottopietra klare Vorstellungen: „Natürlich steht auch Dornbirn unter finanziellem Spardruck. Aber gerade in meinen Bereichen geht es um das Fundament unseres Zusammenlebens.“ Kultur sei mehr als klassische Veranstaltungen: „Es ist das, was wir gemeinsam gestalten – von der Blasmusik bis zum Symphonieorchester.“ Auch die Familienarbeit ist ihm ein Herzensanliegen: „Familien sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Ohne sie gibt es keine Bürgerinnen und Bürger.“ Es brauche dafür Infrastruktur, Servicestellen – aber auch Eigenverantwortung.

„Die Familienstrukturen haben sich verändert. Je früher wir Kinder, Pädagogen und Familien unterstützen, desto besser wirkt sich das langfristig aus.“ Auch das Familienservice-Zentrum beim Kulturhaus soll weiterentwickelt werden – als präventive Anlaufstelle, nicht nur in Krisenfällen. Diese Themen liegen dem 56-Jährigen besonders am Herzen.
Neue Wege
Die Frage nach finanziellen Mitteln beantwortet er entschlossen: „Ich kämpfe für die Kinder, für die Zukunft, für die Menschen in Dornbirn – und für die Kultur.“ Dabei denkt er auch an neue Wege der Finanzierung: „Viele Sportvereine arbeiten mit Sponsoren – warum nicht auch die Kultur?“
Was er sich für die nächsten fünf Jahre wünscht? „Ich möchte, dass die Dornbirner in fünf Jahren sagen: ‚Der Valle und seine Kollegen haben für uns gearbeitet – mit Leidenschaft, Ehrlichkeit und Einsatz.‘“ Und generell von der Politik? „Ehrlichkeit. Das wäre ein guter Anfang.“ Er selbst wolle zu seinem Wort stehen – und sein Amt „bei aller Verantwortung und Ernsthaftigkeit mit Freude und einem Schuss Humor“ ausüben.
Mit Dornbirn verbunden
Seine Verbundenheit mit Dornbirn ist tief: „Ich liebe diese Stadt. Meine Frau ist aus Bregenz, ich habe dort auch zwei Jahre gewohnt – aber ich musste wieder zurück nach Dornbirn.“ Sein Herzenswunsch: „Ich wünsche mir, dass Kinder hier gut aufwachsen, gut ausgebildet werden – und später sagen: ‚Ich will hier bleiben – oder zurück nach Dornbirn.‘“

TIK ist eine “Sensation”
Neben seiner politischen Tätigkeit ist Valentin Sottopietra Unternehmer und Obmann des Kulturvereins TIK in Dornbirn. Die Wirtschaftslage spürt er auch in seiner Personalagentur Vallework: „Es ist ein wirtschaftlicher Bremsklotz spürbar – weltweit.“ Der Verein TIK sei für ihn eine „echte Sensation“: „Ein Ort der Vielfalt und Freude – ohne politische Grabenkämpfe.“ Mit seinem Team organisiert er kostenlose Kulturangebote, etwa ein Kasperletheater für 16 Kindergärten, die KIDS-Kindertheatergruppe oder Proberäume für den Jugendchor. „Was wir bekommen, geben wir weiter. Das ist unser Anspruch.“
Weiterer Fernsehauftritt?
Auch seine Theaterleidenschaft lebt weiter – wenn auch derzeit auf Sparflamme: „In der Schublade liegt ein fertiges Stück – das habe ich erst mal verschoben. Aber irgendwann kommt das wieder.“ Und wer weiß: Vielleicht ist nach „Das Schweigen der Esel“ und „Das letzte Problem“ – beide inszeniert vom bekannten Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Karl Markovics – bald ein dritter „Landkrimi“ mit ihm als Schauspieler in Planung.