„Ich möchte gestalten, nicht nur verwalten“: Marc Meusburger über seinen Weg ins Egger Bürgermeisteramt

Marc Meusburger ist seit Frühjahr Bürgermeister der größten Bregenzerwälder Gemeinde, von Egg. Der Bürgermeistersessel war in Egg ehemals ein heißer Stuhl.
Von Kurt Bereuter
neue-redaktion@neue.at
Herr Bürgermeister, Sie waren auf der „Egger und Großdorfer Liste“ nach den Vorwahlen Zweitgereihter auf dieser einzigen Liste zu den Gemeindevertretungswahlen. Sie sind bei der Wahl mit den meisten Vorzugsstimmen an die erste Stelle vorgerückt.
Meusburger: Die nach den Vorwahlen von der teilnehmenden Bevölkerung erstgereihte Vize-Bürgermeisterin Carmen Willi wäre von Alt-Bürgermeister Paul Sutterlüty und von mir die erste Wahl gewesen. Sie entschied sich aber in ihrem geliebten Beruf als Volksschuldirektorin zu bleiben und so wurde ich als Erstgereihter nach der Wahl mit den meisten Vorzugsstimmen von der Gemeindevertretung gewählt und ich habe die Wahl angenommen. Aber zugegeben, es hat mich auch gereizt, mehr zu gestalten als zu verwalten.
Sie waren bisher schon Gemeindesekretär und auch als Musikant gut bekannt. Hat das bei den Vorwahlen schon eine Rolle gespielt?
Meusburger: Klar ist es ein Vorteil, wenn man viele Leute persönlich kennt und gut in die Gemeinde integriert ist. Und die Erfahrung und Bekanntheit als Gemeindesekretär war sicher auch kein Nachteil. Aber das ist grundsätzlich so in der Politik, dass die Bekanntheit wichtig ist. Bei Vorwahlen mit einer weißen Liste noch wichtiger, wenn sich jemand auch ehrenamtlich in einer Gemeinde engagiert.

Es gibt viele Beobachter, die Vorwahlen sehr kritisch sehen.
Meusburger: Ja, dem kann ich schon auch etwas abgewinnen. Aber ich denke auch, dass die Gemeindegröße hier eine Rolle spielt. In kleineren Gemeinden kennen sich die Menschen oft noch persönlich und sind auch über die Vereine untereinander bekannt. Weil Egg doch schon relativ groß ist, hat es die Vorwahlen auch in zwei Stufen gegeben, damit in der zweiten Stufe schon Namen von Bürgerinnen und Bürgern auf einer Liste vorgegeben sind, die bereit wären in der Gemeindevertretung mitzuwirken. Parteigeplänkel haben wir so keines in der Gemeindevertretung, aber gute Diskussionen.
Nur einmal, unter Bürgermeister Norbert Fink, hat es in Egg eine Bürgermeister-Direktwahl gegeben. Können Sie sich vorstellen, sich beim nächsten Mal einer Direktwahl zu stellen, auch wenn es vielleicht nicht einmal einen Gegenkandidaten gibt?
Meusburger: Das möchte ich mir offen halten. Es ist sicher ein Vorteil, wenn man durch eine Direktwahl ein Feedback aus der Bevölkerung erhält, egal ob mit oder ohne Gegenkandidaten, vor allem nach einer Amtsperiode als Bürgermeister.

Das heißt aber auch, dass Sie 2030 wieder als Bürgermeister zur Verfügung stehen möchten?
Meusburger: Ja, das möchte ich aus heutiger Sicht. Es entspricht meinem beruflichen Werdegang, dass ich als Projektkoordinator eingestiegen bin und dann Amtsleiter wurde. Nun will ich auch mehr gestalten als verwalten. Insofern will ich bis in fünf Jahren Ergebnisse vorzeigen können und noch einmal kandidieren.
Noch einmal kandidieren klingt nicht danach, als möchten Sie in diesem Amt in Pension gehen.
Meusburger: Nein, das möchte ich nicht. Ich denke, dass zehn oder 15 Jahre eine gute Zeit sind, dann sollte es im Sinne der Gemeindeentwicklung wieder einen Wechsel geben. Ich bin auch dann noch jung genug, um wieder etwas Neues anzufangen.
Für die Vorgänger von Paul Sutterlüty war dieser Stuhl ja nicht so einfach. Ariel Lang gab nach drei Jahren auf, Norbert Fink erkrankte und Theresia Handler musste auch abtreten.
Meusburger: Das ist richtig, aber Paul Sutterlüty hat das Amt über neun Jahre konstant ausgeübt und diese Phase sozusagen überwunden. Er hat in dieser Zeit auch sehr Vieles umgesetzt, wofür ihm nicht nur ich dankbar bin, sondern auch ganz viele Menschen unserer Gemeinde.
Tatsächlich hat sich Egg unter der Führung von Paul Sutterlüty massiv verändert. Egg hat nun endlich so etwas wie einen Dorfplatz beim Posthus mit Gastronomie, ein Kinderbetreuungshaus und die Verkehrssituation im Zentrum konnte mit einem Kreisverkehr wenigstens beruhigt werden, um die sichtbarsten Veränderungen zu nennen. Was steht noch an?
Meusburger: Ein großes Thema bleibt die Umfahrung des Zentrums. Wir haben die „Trassenvariante 9a“ mit dem Land fixiert und die Planungen schreiten voran. Ab Herbst werden wir in Abstimmung mit dem Land die Öffentlichkeitsarbeit forcieren und die Menschen in Entscheidungsprozesse einbinden. Bis es eine Straße gibt, werden noch Jahre vergehen, aber danach wird eine Verkehrsachse durch unser Zentrum vom Durchzugsverkehr entlastet sein, das braucht es unbedingt.

Die alte Volksschule mit dem Egg Museum und der Musikschule steht auch schon seit vielen Jahren zur Disposition.
Meusburger: Das ist richtig und es ist mir ein Anliegen, dass unsere Bregenzerwälder Musikschule gute Arbeitsbedingungen hat. Wir arbeiten dort an einem Raumprogramm, das Museum soll dort bleiben, aber für die Musikschule brauchen wir andere und mehr Räume, die nächstes oder übernächstes Jahr geschaffen werden sollen. Wir sind auch mit der Diözese in Gesprächen wegen der nahe gelegenen Arche, die wir für die Musikschule mitadaptieren möchten und daraus könnten auch Synergien entstehen.
Egg galt bisher als wirtschaftsstarke Gemeinde. Das Holzwerk Sutterlüty wird schließen und dort sollen Wohngebäude entstehen.
Meusburger: Das ist ein Projekt der Familien Sutterlüty und wird begleitet vom Projektentwickler Egon Hajek. Es sollen 66 Wohnungen entstehen und Flächen für „sanfte“ Gewerbebetriebe, also für Handel und Dienstleister. Was die wirtschaftliche Entwicklung anlangt, möchte ich die Egger Kaufmannschaft wieder stärken und mir Impulse holen. Wir haben am „Grund“, einer Parzelle in Richtung Schwarzenberg, noch freie Gewerbeflächen und in der Regio Bregenzerwald wurde ich als Wirtschaftsreferent gewählt, was für eine überregionale Wirtschaftspolitik wichtig sein kann. Ich bin ein Freund von Kooperationen, auch über die Gemeindegrenzen hinweg, vor allem mit Alberschwende, Schwarzenberg und Andelsbuch im Sinne der Mittelwälder Gemeinden, wie bei der gemeinsamen Baurechtsverwaltung, die sich bewährt hat.
Was sind Ihre persönlichen Ziele als Bürgermeister?
Meusburger: Mir ist Bürgernähe sehr wichtig, ich möchte die Menschen in politische Prozesse einbinden, Beteiligung auf Augenhöhe möglich machen und umgekehrt auch, dass die Ausschüsse der Gemeindevertretung nach außen sichtbar und wirksam werden. Die politische Kommunikation möchte ich neu aufstellen und meinen persönlichen Stil zum Ausdruck bringen. Das wird die größte Änderung in der Gemeindepolitik sein.
Zur Person
Marc Meusburger (36) besuchte in Bregenz die HTL für Maschinenbau, absolvierte seinen Präsenzdienst bei der Militärmusik Vorarlberg und ist immer noch engagierter Musikant beim Musikverein Großdorf. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine berufliche Karriere begann er als Projektleiter in der Entwicklung bei der Firma Blum in Höchst, zehn Jahre lang und wechselte 2020 als Projektkoordinator zur Gemeinde Egg, wo er ein Jahr später Sekretär und Personalleiter wurde. Nachdem Vize-Bürgermeisterin Carmen Willi nicht Bürgermeisterin werden wollte, wurde er 2025 von der Gemeindevertretung als Wahlsieger zum Bürgermeister gewählt.